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Category: 2019-2023 Panamericana

Tag 1127-1145 | Cusco, Pachar, Ollantaytambo, Santa Teresa, Machu Picchu, Aguas Calientes (Machu Picchu Pueblo), Salinas de Maras, Quiquijana, Cusco / Juliaca, Titicacasee, Puno, Peru

Tag 1127-1145 | Cusco, Pachar, Ollantaytambo, Santa Teresa, Machu Picchu, Aguas Calientes (Machu Picchu Pueblo), Salinas de Maras, Quiquijana, Cusco / Juliaca, Titicacasee, Puno, Peru

Die Fahrt nach Cusco zog sich noch ordentlich und wir waren froh, als wir in der Stadt ankamen. Erster Stop war DHL, wo wir eine neue Kreditkarte einsammeln konnten. Dann gings zum Campingplatz. Der war gut besucht und wir teilten uns den Platz mit 5 weiteren Parteien. Alle Französisch. In Cusco blieben wir dann 1,5 Wochen. Während der Zeit wurde viel gearbeitet. Das Internet war mies, aber der Starlink funktionierte. Außerdem wurde Bruno nochmal auf Links gedreht. Der Staub hatte es bis in die Küchenschränke geschafft und ich verbrachte einen Tag mit Spülen, Abwaschen und Auswischen der Schränke.

Zusätzlich gabs für Chico ein neues DIY-Katzenbett in der Windschutzscheibe, da er neuerdings dort gerne liegt. Als dann auch unser Ersatzteilpaket angekommen ist, wurde noch der Heizungslüfter repariert und wir rotierten in einem die Reifen und fetteten die Schmiernippel. Der Filter vom Dieselzusatztank wurde auch noch ausgetauscht und es fehlte nur noch ein Besuch beim Schweißer um die Aufhängung der Containerräder zu reparieren. Die hatte nicht so lange gehalten und wir ärgerten uns ein weiteres Mal über Panama.

In Hannos Arbeitspausen ging es dann den Berg runter in die Stadt. Die gefiel uns gut, auch wenn sie mega touristisch war und man tausendfach angequatscht wurde. Wir liefen ziellos durch die Gegend und suchten nach einer Postkarte für Papa.

An einem anderen Tag gings dann noch ins Inca Museum, welches zu 70% aus alten Tongefäßen bestand, und danach noch essen.

Für uns gabs Ceviche, Alpaka-steak (Hanno) und Shrimps, Hähnchen auf Quinoa (Kerstin) und zwei leckere Nachtische. Mein persönliches Highlight war aber die Limonade mit Golden berries, Lemongrass und Muña. Hmmmm. Hanno dagegen trank fleißig Pisco Sour. Das muss man den Peruanern lassen. Kochen können sie hervorragend. Sehr, sehr lange haben wir nicht mehr so gut gegessen. Peruanisch ist so super lecker!

Nach 10 Tagen hatten wir dann aber mehr als genug vom Campingplatz und den Franzosen. Kleiner Lagerkoller. Um es milde auszudrücken, die Franzosen waren ganz schön dreckig. Mehr als einmal nutzten wir unsere Toilette in Bruno statt die vom Camping, da diese „außer Betrieb“ war. Unglaublich. Ich schämte mich richtig vor der Campingplatzbetreiberin für uns Europäer. Sowas hab ich noch nie erlebt.

Weiter ging es dann bis zum kleinen Ort Pachar. Dort durften wir auf dem Parkplatz einer Brauerei stehen, wenn wir konsumieren. Kein Problem. Wir probierten uns durch. Der Parkplatz war nicht die beste Wahl gewesen. Super laut an der Straße und morgens um 6 begann die Baustelle. Wir verzogen uns ein paar Kilometer weiter.

Nachmittags kamen wir dann in Ollantaytambo an. Wir kamen auf einem wenig romantischen Busparkplatz unter, wurden vom Städtchen aber sehr positiv überrascht. Richtig schön dort! Wir gingen eine runde spazieren und erkletterten dann noch einen der Hügel die die Stadt säumen. Dort stehen noch alte Kornspeicher der Inkas und man hatte einen tollen Blick übers Tal von dort.

Wie schon in Cusco fand man im Ort die akribisch aufeinander gelegten Mauerwerkssteine der Inka. Diese sind erdbebensicher und ich ziehe meinen Hut vor der Genauigkeit des Handwerks. Die Steine werden ohne Mörtel aufeinander gelegt und passen perfekt. Eine Ungenauigkeit oder gar eine Lücke im Verbund sucht man vergeblich.

Auch hier fand Hanno wieder ein Restaurant mit hervorragendem Essen (und leckerem Pisco Sour).

Dann gings weiter bis nach Santa Teresa, von wo aus wir zum Machu Picchu wandern wollten. Die Fahrt war der reinste Albtraum. Auf der gesamten Reise war das mit Abstand die schlimmste Fahrt die wir jemals hatten. Enge Bergstraßen, Schotter, rücksichtslose peruanische Fahrer, Bagger die den Berg über einem abtragen, während man drunter in der Baustelle steht. Purer Horror! Lange nach Sonnenuntergang kamen wir am Schlafplatz an und waren fix und fertig. Ich hatte lange nicht solche Angst wie in den Stunden.

Wir waren beide ganz schön aufgewühlt vom Tag und als um 4 Uhr morgens nach einer schlaflosen Nacht der Wecker klingelte, waren wir ganz schön platt. Trotzdem musste es los gehen. Die Machu Picchu Tickets die wir mit einem Monat Vorlaufzeit kaufen mussten, hatten einen Timeslot. Sollten wir zu spät am Eingang sein, verfallen diese ersatzlos.

Nach einem Kaffee ging es also um kurz vor 5 Uhr los. 2 Stunden lang ging es relativ zügig die Bahngleise entlang bis zum Bahnhof, an welchem der Zug aus Cusco hält. Bis dahin waren es schon 12 km. Puh!

Dann stand die letzte Etappe an. 1 Stunde lang ging es steil die Stufen hoch bis zum Eingangsgate. Wir machten kurz vorher noch eine Frühstückspause und kurz nach 8 standen wir dann vor dem berühmten Anblick, welcher so viele Postkarten, Reiseführer und Souvenirs schmückt. Machu Picchu, quasi das Synonym für Südamerika. Auf dem Weg die 12 km lange Bahnstrecke entlang hatten wir noch jede Menge Wolken. Kaum am Machu Picchu kam die Sonne raus und wir hatten das perfekte Wetter. Die nächsten Stunden erkundeten wir dann die Ruine bevor es mit unserem zweiten Ticket auf den Huayna Picchu hoch ging.

Der Aufstieg war hart und dauerte eine weitere Stunde. Oben angekommen belohnte uns ein fantastischer Ausblick für die Strapazen. Da oben muss man absolut schwindelfrei sein, da die steilen Stufen keine Geländer haben. Sie werden auch „die Stufen des Todes“ genannt und es war kein Wunder, dass wir auf allen Vieren wieder runterkletterten. Abenteuerlich.

Wir würden das Besteigen eines der Berge aber auf jeden Fall allen empfehlen. Nur die Ruine hätten wir vermutlich als etwas wenig empfunden. Der Huayna Picchu ist der anspruchsvollste Aufstieg und es gibt die wenigsten Tickets pro Tag. Für unser Empfinden perfekt, denn wir waren morgens um 8 Uhr quasi alleine und konnten die Besuchermassen der Standardtouren auf der anderen Seite der Ruine sehen. Sie schoben sich förmlich in einer nie endenden Schlange durch die Ruinenstadt.

Mittags waren wir durch und entschieden uns die paar Kilometer bis nach Aguas Calientes zu laufen. Hier hatte Hanno 2011 unfreiwilligerweise mehr Zeit verbracht als geplant. Er hatte damals vermutlich einen schlechten Pisco Sour erwischt und lag mit Lebensmittelvergiftung flach. Das Dörfchen ist nur wegen Machu Picchu und seinen Touristen existent und wir belohnten wir uns mit Kölsch, Pizza und Burger.

Nach der Stunde sitzen merkten wir unsere Beine. Jetzt hieß es noch zurück laufen. Aguas Calientes ist autofrei und es gibt keine Möglichkeit außer den Zug um zurück nach Santa Teresa zu kommen. Der letzte Zug fuhr mittags und war längst über alle Berge. Also liefen wir. Dank einigem an Bier trugen uns unsere Beine aber doch noch recht zügig zurück zu Bruno und wir kamen vor Dämmerung am Auto an. 49.000 Schritte, über 32 km und über 1000 Höhenmeter. Das schrie nach ordentlichem Muskelkater. Bruno war während unsere Abwesenheit mal wieder verschandelt worden und irgendwelche Fettfinger hatten ihren Müll auf der Seite hinterlassen. Ärgerlich, da wir für die Bewachung bezahlten und zusätzlich der matte Lack selbst nach einer Autowäsche die Spuren noch trägt. Zusätzlich hatten sie auf unsere Stoßstangen gepinkelt. Danke dafür!

Am nächsten Morgen schmerzten unsere Beine und durch das Klettern die Todesstufen runter sogar die Arme. Wir machten uns auf den Weg zurück Richtung Ollantaytambo und versuchten die Horrorstrecke so entspannt wie möglich zu nehmen. Die Peruaner fuhren nicht besser, wir hatten uns aber vorher unser Verhalten überlegt und kamen daher etwas entspannter aus dem Tal wieder raus. Beim nächsten Mal würden wir definitiv den Zug aus Ollantaytambo nehmen, auch wenn’s 140 Euro pro Nase wären.

Auf dem Weg zurück hatten wir entschieden, dass wir Perus Dschungel skippen. Das tat weh, denn das war einer der Gründe warum ich diese Reise gestartet habe. Ich wollte die Tierauffangstation sehen in der Hanno 2011 gearbeitet hatte. Ich wollte mit Affen kuscheln und das Wildschwein streicheln und mit anpacken und ein paar Tage ab vom Schuss im Dschungel leben. Hanno wollte wieder zurück, sehen was sich getan und verändert hatte und freute sich ebenfalls auf eine entspannte Zeit. Aber die knapp 1000 km mehr auf Perus Straßen ließen den Verstand entscheiden. Schweren Herzens gaben wir diese Pläne auf und fühlten gleichzeitig die Erleichterung die diese Entscheidung brachte. Jetzt waren es nur noch wenige Fahrtage bis zur Grenze.

Da wir gut in der Zeit waren fuhren wir noch bis zu den Salinas de Maras. Salzfelder, die von den Inkas angelegt wurden und noch immer genutzt werden. Wir liefen bis zum ersten Aussichtspunkt und drehten dann wieder um. Unsere Beine streikten und wir hatten etwas wenig gegessen und mein Kreislauf streikte.

Nach einer Nacht auf dem Parkplatz für die Reisebusse die die Touristen ankarren, fuhren wir weiter bis an die Rainbow Mountains ran. Auf dem Weg passierten wir die Kreuzung von der aus es in 500 km oneway in den Dschungel ging. Ein kurzer Stich ins Herz wars schon. Es ist selten vorgekommen, dass wir etwas, was wir unbedingt sehen wollten, aus den Reiseplänen gestrichen hatten. Nahe des Ortes Quiquijana fanden wir einen Platz zwischen Eukalyptusbäumen. Hier machten wir 2 Tage Pause bevor es zu den Rainbowmountains gehen sollte.

Als wir dann morgens weiter fahren wollten trafen wir unmittelbar auf das gesamte Dorf, welches sich auf der Straße befand. Innerhalb von einer Stunde war dann klar was Sache ist: Proteste. Wir steckten mitten drin und zwischen zwei Straßenblokaden. In Peru protestiert die Gewerkschaft der Trucker wegen gestiegener Spritpreise. Was die Indigenen in Quiquijana damit zu tun haben, weiß ich nicht. An der ersten Blockade stiegen wir aus um mit den Leuten zu sprechen und nach ihren Gründen zu fragen. Wir bekamen keine Antwort und es wurde nur damit gedroht mit Steinen zu schmeißen oder die Reifen zu zerstechen, falls wir uns rühren. Nett!

Ohne jetzt total gehässig klingen zu wollen glaube ich, dass die Indigenen von Quiquijana einfach ziemlich ungebildet und gelangweilt sind. Ich habe das Gefühl, dass sie einfach auf den Zug der Proteste aufgesprungen sind und sich freuen, dass was los ist im Dorf. Da war so gar keine Botschaft dahinter und alle von der Oma bis zum Kleinkind fanden es einfach nur unterhaltsam Chaos zu erzeugen.

Wir versuchten dann zurück zu unserem Schlafplatz zu kommen und nahmen auf dem Weg 6 chilenische Frauen inklusive Koffer in der Wohnkabine und zwei Peruanerinnen auf dem Beifahrersitz mit. Wir hatten angeboten sie ein Stück mit zu nehmen, da sie zu Fuß unterwegs waren, da der Bus sie einfach an der Blockade rausgeschmissen hatte und genauso feststeckten. Bruno platzte aus allen Nähten und war ganz schön tiefer gelegt. Wir boten unsere Hilfe an und wurden direkt wieder mit Füßen getreten. Während wir versuchten alle unter zu bekommen, kletterten zwei Peruaner inklusive Koffer hinten aufs Dach. Ich tobte und schrie sie an, sie sollen runter kommen. Am Ende entschuldigten sie sich, aber das half alles nichts, wenn sie die Dachluke oder den Starlink auf dem sie saßen kaputt gemacht hätten. Ich war mal wieder und an diesem Tag besonders echt enttäuscht von dem Egoismus der Peruaner.

Zurück zum Schlafplatz kamen wir dann auch nicht, da mittlerweile eine weitere Blockade errichtet wurde. Wir ließen unsere Mitfahrer raus und versuchten die deutsche Botschaft zu erreichen. Mittlerweile fühlten wir uns echt bedroht und konnten diese Menschen dort nicht mehr einschätzen. Die Botschaft wollte nicht mit uns telefonieren, als wir hartnäckig blieben und endlich jemand deutschsprachigen an der Strippe hatte machte er uns deutlich, dass ihm das egal ist und das das unser Problem ist. Wir hätten nie losfahren sollen, er wüsste davon ja schon seit Tagen. Ahja. Wo genau hätten wir denn nie losfahren sollen? Wir hätten Nachrichten lesen sollen. Haben wir, noch am Tag zuvor. Bis heute ist nix auf der Seite des Auswärtigen Amt aktualisiert zur Lage im Land. Der Präsident hat in der Zwischenzeit versucht eine Diktatur zu starten, wurde abgesetzt und gefangen genommen, der internationale Flughafen in Arequipa ist besetzt, es gibt blutige Auseinandersetzungen, Brände und Tote im ganzen Land. Aber Hauptsache gestern wurde auf der Seite des Auswärtigen Amts aktualisiert, dass die Covid-Maßnahmen ausgesetzt wurden. Das scheint der Botschafterin Sabine Bloch scheinbar wichtiger zu sein als ein paar gefährliche Proteste im gesamten Land. Poolbar und Cocktailparties. Ich könnte kotzen, bei dem Gedanken was die Botschaftler für ein Leben und Privilegien haben und was die auch noch verdienen. Wir sind entsetzt und enttäuscht über das Verhalten was uns entgegen gebracht wurde, als wir echt verzweifelt waren. Ich kann nur jedem raten die Seiten der Auslandsvertretungen der USA oder Kanada zu konsultieren, wenn’s um aktuelle Meldungen aus den Reiseländern geht. Die warnen ihre Landsleute nämlich im Gegensatz zu Deutschland über kritische Veränderungen und aktuelle politische Lagen.

Nach 12 Stunden Blockade waren wir nervlich wirklich am Ende. Eigentlich versuchen wir immer so gut wie möglich selbst klar zu kommen und kritische Momente nicht ungefiltert mit der Familie zu teilen. Nachdem das Ganze dann aber doch zu eskalieren drohte, ein Amerikaner mit Stöcken von den ach so süßen indigenen Omis verprügelt wurde, sogar Ambulanzen nicht durchgelassen wurden und es kein vor oder zurück mehr gab, informierten wir zu Hause. Mit geteiltem Live-Standort konnte Laura uns die nächsten 24 Stunden verfolgen und hatte sicher eine schlaflose Nacht wegen uns. Überhaupt nicht das, was wir wollten! 🙁 Auch der Rest war mittlerweile einigermaßen up-to-date und klar machten sich unsere Familien ordentlich Sorgen. Uns erreichten zig Nachrichten von nah und fern und es ist echt schwer keine Panik zu bekommen oder Panik zu erzeugen.

Endlich wurde es dunkel und die Blockade vor uns löste sich auf. Wir kamen ungefähr 1,5km weit, dann standen wir vor der nächsten. Erst später Abends konnten wir fahren. Im Dunklen bei den Straßenverhältnissen kein Spaß und wir hängten uns an einen LKW und kamen langsam weiter. Immer wieder mussten wir aussteigen und Steine, Bäume und Wurzeln auf Seite räumen, damit der LKW weiter kam. Um 22 Uhr fanden wir einen sicheren Schlafplatz und konnten erstmal Entwarnung geben.

Um 4 Uhr fuhren wir weiter. Ziel: Einfach nur noch zur Grenze. Rainbow Mountains waren sowas von gestrichen nach dem Tag. Die Proteste sollten anhalten und keine wusste wie lang. 2 Städte mussten wir noch passieren bevor wir die Landesgrenze erreichten. Juliaca und Puno. Wir schafften das zum Glück früh genug und bevor die Protestler ihre Blockaden wieder aufgebaut hatten. Dafür konnten wir noch ein letztes Mal einen Blick auf Müll und Chaos in den peruanischen Städten werfen.

Laura verfolgte uns weiter live mit Standort. Wir kamen noch Vormittags an der Grenze zu Bolivien an. Erleichterung, aufatmen. Vermutlich nicht nur bei uns, sondern auch bei allen, die unseren Weg bis zum Titicacasee mitverfolgt hatten. Puh! Peru!

Wir schliefen dann erst einmal eine Runde. Aus der Runde wurden gute 3 Stunden. Dann gabs Pfannkuchen und es ging zur Grenze.

In Peru lief es chaotisch, da das Serversystem zum auschecken von Bruno down war. In Bolivien lief es dann gut und wir bekamen 3 Monate für uns und für Bruno. Chico war wieder mal ein blinder Passagier. Die Leute an der Grenze waren direkt gefühlt netter und der Zoll-Mensch für Bruno sehr entspannt, da er eigentlich nur das WM Spiel auf dem Handy weiterschauen und nicht wirklich Zeit für eine Kontrolle aufwenden wollte. Nach einer Stunde waren wir in Bolivien. Schnellste Grenze in Lateinamerika!

Nach den letzten Geschichten könnt ihr euch sicher denken, dass wir noch nie so froh waren ein Land verlassen zu haben. Bolivien kam uns direkt himmlisch vor und wir brauchten schon wieder eine kleine Erholungspause, bevor wir uns auf die nächsten Ziele freuen konnten.

Peru kommt bei uns schlecht weg und landet definitiv auf dem allerletzten Platz unseres Länderrankings. Noch nie hatten wir so viele schlechte Tage in einem Land wie hier. Vielleicht haben wir Pech gehabt, waren mehrfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Vielleicht ist Peru aber auch einfach übersättigt mit Tourismus und die Leute haben sich daran gewöhnt, dass die Weißen im Land wandelnde Gelddruckmaschinen sind. Vielleicht sind wir auch einfach übersättigt von Lateinamerika und den kulturellen Unterschieden, die uns durchaus Nerven kosten. Vielleicht sind wir einfach nicht mir der peruanischen Mentalität kompatibel. Ich weiß es nicht, ich kann nur sagen, dass mehr als ein Erlebnis, mehr als eine Begegnung mit den Peruanern und mehr als ein kultureller Unterschied Peru auf den letzten Platz unseres Länderrankings katapultiert hat. Egoismus, Unfreundlichkeit, Müll, Kurzsichtigkeit, Ausländerfeindlichkeit, Kriminalität, Armut, Übergriffigkeit… Wir haben uns in keinem Land bisher so unwohl und auch unsicher gefühlt.

Peru hat seine wunderschöne Natur, Seen, Berge, historische Stätten, nette Städte und definitiv sind die einen Besuch wert, aber vielleicht besser indem man nach Cusco fliegt, Inlandsflüge nimmt und Tagestouren zu den Highlights macht. Mit dem Auto mehrere tausend Kilometer quer durchs Land und auch abseits der Touristenpfade würde ich, bei dieser unsicheren politischen Lage und den verrückten Autofahrern, gerade keinem empfehlen. Ich bin enttäuscht. Gleichzeitig bin ich froh, dass wir die Reißleine gezogen haben. Ich bin froh, dass Bruno uns pannenlos aus dem Land gebracht hat. Wir sind einfach nicht warm geworden mit Peru.

Tag 1119-1127 | Chacra y Mar, Lima / Laguna de Morón, Paracas Nationalpark, Huacachina, Nasca Lines, Cerro Blanco Duna, Ica / Volcan Pachapupum, Millpu, Ayacucho, Peru

Tag 1119-1127 | Chacra y Mar, Lima / Laguna de Morón, Paracas Nationalpark, Huacachina, Nasca Lines, Cerro Blanco Duna, Ica / Volcan Pachapupum, Millpu, Ayacucho, Peru

Auf dem Weg Richtung Küste kontaktierten wir dann schon unsere potentielle Unterkunft für die Nacht. Das Hotel hieß Eco Truly Lodge und war kurz vor Lima Stadt. Die Kommunikation via WhatsApp war schon äußerst mysteriös. Nachdem wir einige komische Fragen beantwortet hatten (Seid ihr Vegetarier?, Trinkt ihr Alkohol? …) hatten wir die Zusage und fragten uns, wo wir da wohl landen.

Als wir ankamen war dann alles klar. Wir waren in der Sekte von Hare Krishna gelandet. Dinge, die einem so passieren, oder?! Wir grinsten uns an, nahmen es mit Humor und Neugier und ließen uns drauf ein. Einer der Bewohner führte uns die nächste Stunde über das Gelände. Wir bekamen die Häuschen zu Gesicht und lernten die Regeln (kein Ei, kein Fleisch, kein Fisch, kein Sex (außer zur Reproduktion), keine Drogen, kein Alkohol, kein Kaffee, kein Glücksspiel). Wir liefen durch den Gemüsegarten aus dem das lokale Restaurant seine Zutaten holt und dann gings in den Tempel. Nach einem kurzen Rundgang gings zum Mantra. 108 mal sang unser Guide das Hare Krishna Mantra und ehrlich gesagt waren wir uns sicher es würde nie enden. Er animierte uns und die weiteren 4 Gäste zum Mitsingen, aber wir blieben alle stumm. Total die unangenehme Situation zwischen Fremdscham, Komik und Respekt. Am Ende erlöste uns ein anderer Gast, der sagte, er hätte Hunger und würde jetzt ins Restaurant gehen.
Wir besuchten dann noch Hanno-mann (Hanuman) den verrückten Affengott, der hier verehrt wird.

Eigentlich hatten wir richtig Bock auf Indisch und gegen Vegetarisch haben wir ja auch nix. Als wir dann aber feststellten, dass der Gemüsegarten mit den Fäkalien aus den Komposttoiletten der Anlagen gedüngt wird, verging uns die Lust. Cholera-to-go brauchten wir nun gerade wirklich nicht.

Also gabs Nudeln mit Pesto und für Chico heimlich Felix-Nassfutter. Chico hatten wir eh lieber nicht erwähnt, keine Ahnung was die von Haustieren halten. Wir hatten beschlossen ganz früh weiter zu fahren, erstens um früh durch Lima Stadt zu kommen und zweitens, damit wir einen Kaffee trinken konnten.

Morgens um 7 rollten wir also vom Hof der Lodge und es ging rein in den Nebel. Lima begrüßte uns mit dem typischen Wetter. Grau und ungemütlich. Hanno hatte sich dann in den Kopf gesetzt in Lima noch Gaskartuschen zu kaufen. Wir brauchen die für unseren Kocher auf dem wir mit dem Omnia backe, z.B. Mamas Apfelkuchen, Brot und Brötchen. Am zweiten Baumarkt wurde er dann fündig, wenn auch zu einem unverschämten Preis. Das beste an Lima war dann die Fahrt raus, wo wir an einer bekannten Lehmofen-Bäckerei hielten. Wir probierten uns quer durch die Karte der gefüllten Spezialitäten und kauften dann noch eine zweite Runde für den Abend. Lecker!

Nachmittags kamen wir dann an der Laguna Morón an. Pünktlich zum Sonnenuntergang. Das ganze würde ich als riesige Düne bezeichnen. In der Mitte befindet ich ein See mit Pflanzen.

Es war ruhig an der Laguna Morón und wir fühlten uns wohl. Also blieben wir zwei Nächte, genossen die Stille, das Alleinsein, die Spaziergänge im warmen Sand und die wahnsinnig tollen Sonnenuntergänge.

Vormittags wurde die Region von einem starken Erdbeben erschüttert. Wir standen nur wenige Kilometer vom Epizentrum entfernt und es war verrückt, wie stark Bruno wackelte. Als wäre jemand sehr Fettes hinten auf das Trittbrett gesprungen. Wir saßen gerade beim Frühstück und schauten uns nur verdutzt an. Da wir ein ähnliches Erlebnis in Nicaragua am Strand schonmal hatten, wussten wir dieses Mal ziemlich schnell, dass es ein Erdbeben war.

Dann gings an die Küste zum Paracas Nationalpark. Endlich mal Strand ohne Müll! Die Küste war rau und der Wind pfiff einem ordentlich um die Ohren. Wir genossen die Fahrt durch den Sand, hielten an Aussichtspunkten und hielten die Augen nach Robben offen. Am Ende wars uns dann aber deutlich zu windig und zu kalt und wir fuhren wieder ein Stück ins Landesinnere.

Nachmittags kamen wir in Ica an. Der Parkplatz den wir für die Nacht auserkoren hatten war leider höhenbeschränkt und wir passten nicht rein. Der Besitzer war sich aber sicher und reduzierte unseren Reifendruck. Tja, klappte trotzdem nicht und so verloren wir fast eine Stunde damit Bruno Reifen wieder auf einen fahrbaren Reifendruck zu bekommen.

Wir fuhren dann weiter nach Huacachina, das große, touristische Äquivalent zu unserer idyllischen Laguna Morón.

Wir fanden in einem Hostel einen sehr komfortablen Stellplatz. Küche, geniale Badezimmer mit sauberen heißen Duschen, Pool, Bar und Prime-Location in der Oase. Nachdem wir geparkt hatten ging es dann mit Chico an der Leine in den Sand.

Hanno nutzte den nächsten Tag zum arbeiten. Gutes Internet in Peru zu finden war gar nicht so einfach. Das Hostel hatte zumindest mal eine Verbindung die zum Telefonieren einigermaßen funktionierte. Also riefen wir zu Hause an und brachten uns und die Family auf den neusten Stand. Klar gings auch eine Runde in den Pool schwimmen. So einen Luxus müssen wir ja nutzen.

Die Dynamik in Huacachina war eine komplett andere als in Morón. Huacachina war quasi der große Spielplatz für Erwachsene. Discotheken, Buggytouren, Sandboarden, Luxushotels, Ruderbootfahren, Souveniershops, Restaurants, Bars, Eintrittsgeld, wenn man auf den Sand will und und und. Wir sahen uns den Zirkus an, entschieden aber, dass wir nicht Teil sein wollen. Wir fanden einen Weg um das Eintrittsgate herum und schauten uns das bunte Treiben zum Sonnenuntergang von der Spitze einer der Dünen an. Danach verkrümelten wir uns an die Poolbar und stießen mit einem Pisco Sour an. Immerhin würden wir nie mehr so nah an Pisco Stadt rankommen und mindestens einmal musste das Nationalgetränk getrunken werden. Mein Favorit ist es nicht. Ich kann mir Leckereres vorstellen als roher Eischaum und hoffte, dass das Ei wenigstens frisch war und wir nicht die nächsten 24 Stunden auf der Toilette zubrachten.

Dann gings auch schon weiter zu einem von Perus Highlights. Den Nazca-Linien. Wir bestiegen den Aussichtsturm und sahen Frosch, Baum und Eidechse. Ich kann gar nicht so richtig sagen, was wir empfanden. Es war kein großer Wow-Effekt aber auch nicht die Enttäuschung. Irgendwas dazwischen?! Irritiert waren wir darüber, dass die Autobahn einfach mitten durch die Eidechse geführt wurde. Scheint so, als würde Peru nicht wirklich Wert auf diese Inka-Relikte legen. Komische Sache.

Ich kann mir vorstellen, dass das Ganze aus dem Flugzeug heraus deutlich beeindruckender ist. Man sieht mehr Figuren auf einer riesigen Fläche und das Ausmaß (über 1500 verschiedene Bilder auf 500 Quadratkilometern) ist vermutlich das, was es so beeindruckend macht.

Hanno wollte dann noch die Katze sehen und wir zahlten ein zweites Mal Eintritt. Die Katze war dann aber wirklich enttäuschend. Schwer zu erkennen.

Weiter gings durch Nazca Stadt bis zur Duna Cerro Blanco. Die gilt als höchste Düne der Welt. Wir nutzten die Offroadstraße nur um ein schönes Camp für die Nacht zu finden. Zwischen Sand, Steinen und Kakteen fanden wir unseren Platz und gingen dann noch ein bisschen mit Chico spazieren. Hoch auf die Düne bekamen mich keine 10 Pferde. Von Sarah und Tobi wussten wir wie anstrengend und schweißtreibend diese Unternehmung war.

Nachts wurde es super kalt. Schon in die Tage davor haben wir nachts unter 10 Grad gehabt. Auch hier wurde es direkt eisig, als die Sonne hinter den Bergen verschwand. Wir machten es uns also gemütlich in Bruno und schmissen sogar mal kurz die Heizung an.

Wir hatten uns entschieden am nächsten Tag von der Hauptstraße abzufahren und etwas querbeet über kleinere Straßen nach Cuzco zu fahren. Das bedeutete zum einen, dass wir keinen verrückten peruanischen Autofahrern begegneten, aber auch, dass wir die nächsten 3 Tage mit c.a. 20 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit unterwegs waren. Die Pisten waren 3 Tage lang nur Sand und Staub. Erstmal Reifendruck runter! Wir fuhren dem Horizont entgegen, durch kleine verlassene Dörfchen und durch verrückte Landschaften. Wahnsinnige Weiten die sich da vor uns auftaten.

Am ersten Abend kamen wir dann am Volcan Pachapupum an. Ich würde es eher als Geysir bezeichnen. An der Reaktion des „Hüters“ war schnell abzulesen, dass er wohl noch nicht so viele Ausländer gesehen hatte. Wir waren echt im Nirgendwo gelandet. Nach einer kurzen Tour übers Gelände gings noch für ein kurzes Bad in die lauwarme Quelle. Der eisige Wind trieb uns aber schnell zurück zu Bruno.

Wir hatten uns für die Nacht einfach irgendwo mitten in die Pampa gestellt. Nachts rutschte das Thermometer unter Null. Ohne es so richtig realisiert zu haben waren wir auf einer Hochebene auf 4000 Meter gelandet. Der Coca-Tee vor dem Schlafengehen hat uns vermutlich vor der Höhenkrankheit bewahrt. Früh morgens weckte uns die Sonne und wir gingen mit Chico eine Runde spazieren. Es war unheimlich friedlich da oben auf der Hochebene. Keine Menschenseele, nur Vögelchen, unsere miauende Katze und das knisternde Gras, das langsam in der Sonne auftaute. Wir frühstückten noch gemütlich und gönnten Bruno etwas Sonne auf dem eisigen Motorblock. Chico spielte noch eine Runde im Staub und dann gings weiter über die Piste bis nach Millpu.

Nach über 400 km fanden wir endlich eine Tankstelle und hätten die Dame an der Zapfsäule am liebsten vor Erleichterung umarmt. Knapp wars geworden über die letzten Tage im Nirgendwo.

Millpu belohnte uns dann nochmal mit einem unheimlich tollen Naturphänomen. Wir mussten direkt an Tolantongo in Mexico denken und an Semuk Champey in Guatemala. Wir wanderten die gut ausgebauten Wege entlang, genossen die Aussicht auf die Pools und einen Märchenwald und trafen viele einheimische Touristen. Hanno wurde hier im Hinterland immer wieder „Papi“ genannt. Etwas befremdlich und ich musste mich zusammenreißen um nicht laut los zu lachen. Scheint hier aber die normale Ansprache für einen Mann zu sein.

In Millpu werden Forellen gezüchtet und so aßen wir noch bei einem der kleinen Restaurants frittierte Forelle mit Kartoffeln, Reis und Salat. Die Familie, der das Restaurant gehörte, stellte allerlei Fragen. Woher wir kommen, wie alt wir sind, ob wir verheiratet sind und ob wir Kinder haben. Als ihnen dämmerte das wir über 30 und kinderlos sind wurde ordentlich getuschelt und am Ende kam die Oma des Hauses zu uns um mir beruhigend den Rücken zu streicheln. „Das wird schon“. Vermutlich hat die komplette Familie am Abend für uns und unser Kinderglück gebetet. Eeeeetwas unangenehm.

Das Familienbild auf dem Land in Peru ist wohl das traditionellste dem wir bisher begegnet sind. Oft haben die ältesten Frauen das Sagen im Haus. Sie sind für Kochen, Einkaufen, Saubermachen, Holzhacken und alles rund ums Haus verantwortlich. Das man in unserem Alter keine Kinder hat kann in ihrem Verständnis nur Unfruchtbarkeit als Grund haben. Das man sich bewusst gegen Kinder entscheidet ist für sie undenkbar. Die Mütter die wir sehen sind alle super jung und oftmals selbst noch Kinder. Familie ist hier das höchste Gut und Kinder ein Segen, egal ob man sie sich leisten kann oder nicht. In jungen Jahren wird schon mit angepackt und die Familien haben eine unheimliche Dynamik.

Wir schliefen vor dem kleinen Forellenrestaurant und kauften in dem kleinen Supermarkt (wenn man das dann so nennen mag) noch ein paar Getränke.

Am nächsten Morgen ging es früh weiter und wir fuhren den ganzen Tag durch bis es dämmerte. An einem kleinen See schliefen wir in einer Seitenstraße und am nächsten Morgen ging es auf die letzte Etappe bis nach Cuzco, wo wir uns einen Campingplatz gönnen würden und ein paar Tage einplanten.
Bruno befreiten wir an der nächsten Tankstelle dann schonmal äußerlich mit Druckluft von Staub und Dreck.