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Category: 2019-2023 Panamericana

Tag 1151-Tag 1160 | Garci Mendoza, Choqueza, Salar de Uyuni, Uyuni, Potosí / Sucre, Chuquisaca, Bolivien

Tag 1151-Tag 1160 | Garci Mendoza, Choqueza, Salar de Uyuni, Uyuni, Potosí / Sucre, Chuquisaca, Bolivien

Weiter gings bis Garci Mendoza. Hanno arbeitete auf dem Beifahrersitz und ich fuhr uns über endlose Schotterpisten. In den letzten Monaten bin ich gar nicht gefahren, obwohl ich das eigentlich gerne mache. Aber Kolumbiens Verkehr – und erst recht dann Perus – haben mich komplett abgeschreckt. Jetzt in Bolivien machte es wieder richtig Spaß und so konnten wir die Fahrzeit wieder sinnvoller nutzen und abwechseln. Auf dem Weg zu unserem Ziel kamen wir noch an einem spektakulären Meteoritenkrater vorbei und fühlten uns ein weiteres Mal ziemlich klein auf dieser Welt.

In Garci Mendoza gabs die letzte Tankstelle bevor es auf die Salar de Uyuni ging. Wir tankten also nochmal voll und verkrümelten uns dann noch zwei Nächte in die angrenzenden Berge. Von hier aus konnten wir die Salar schon sehen und die Sonnenuntergänge waren wunderschön in den Bergen. Wir planten dann unsere Route über das Salz, Hanno arbeitete und Chico ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach (in möglichst farbigem Dreck rollen).

Hannos Arbeit hat die Reise in vielerlei Hinsicht verändert. Die Suche nach dem täglichen Internet ist manchmal ziemlich nervig (da leider in Bolivien und auch Argentinien der Starlink noch nicht funktioniert) und wir müssen mehr auf die Wochenenden legen und manchmal länger an Orten sein, die wir sonst vermutlich mit einem halben Tag abgehakt hätten. Aber ohne das Geld wäre unsre Reise wohl auch schon vorbei und der Job ist gut und erfüllend für Hanno und sein Chef ist der verständnisvollste Mensch der Welt. Heißt aber auch klassische Rollenverteilung, da Hanno mit der Arbeit voll ausgelastet ist. Reiseplanung, Waschen, Kochen, Putzen, Organisation von einfachsten Dingen die wir in unseren Wohnungen zu Hause mal gerade nebenbei machen, Routenplanung etc., frisst meinen gesamten Tag. Das das nicht immer zu Glücksgefühlen bei mir führt, kann sich sicher jeder denken. Aber wir haben uns arrangiert und eingespielt und eigentlich können wir uns echt nicht beklagen. Der Wunsch die Panamericana zu Ende zu fahren ist weiter groß und dafür erbringen wir dann gerne ein paar Opfer, verzichten auf ein paar Spots und reisen langsamer.

Dann gings endlich los! Ich freute mich schon seit Tagen riesig! Wir schliefen noch eine Nacht in Choqueza am Fuße des Vulkans und gingen zu Fuß auf erste Tuchfühlung mit dem Salzsee und seinen Wasseraugen. Chico beobachtete und verfolgte die Alpakas und Flamingos und wir staunten über die endlose Weite die sich vor uns auftat.

Die Salar de Uyuni ist die größte Salzpfanne der Welt. Ihre Salzschicht beträgt bis zu 30 m und darunter befindet sich ein See aus Sole. Mehrere Monate im Jahr ist die Salzpfanne überflutet und nicht befahrbar und wir befanden uns genau am Übergang in die Regenzeit. Also gab es keine Zeit zu verlieren und wie sich herausstellte, erwischten wir die letzten trockenen Tage der Saison. Welch ein Glück! Die 2 Tage auf der Salar de Uyuni waren nämlich ein absolutes Reisehighlight. Trotzdem ist die Fahrt nicht zu unterschätzen, da überall Wasseraugen auftreten können die einem dann bis zur Antriebswelle im Salz versinken lassen. Immer wieder kamen wir an Spuren von größeren Buddelaktionen vorbei und hofften, dass der Kelch an uns vorüber geht. Wir schalteten einen Gang runter und tuckerten sehr gemütlich über das Salz, sodass wir kritischen Stellen frühzeitig ausweichen konnten. Die örtlichen Touren in ihren Toyotas bretterten wie die Irren über das Salz. Aber die machen das ja auch täglich und kennen vermutlich ihre Wege. Wir trauten uns erst am Ende des Tages eigene Wege einzuschlagen und folgten vorher den Reifenspuren im Salz.

Den ersten Tag verbrachten wir mit viel Spielerei an der Kamera. Die Weite eignet sich hervorragend für optische Täuschungen und wir hatten einen Heidenspaß. Trotz Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 85 verbrannten wir uns komplett die Gesichter. Die Sonne war so unglaublich stark und unsere Augen schmerzten schon nach kurzer Zeit trotz Sonnenbrille. Chico fand das auch so gar nicht witzig und er verzog sich in die abgedunkelte Wohnkabine nachdem er festgestellt hat, dass die Umgebung ziemlich langweilig für ihn ist.

Nachmittags fuhren wir dann noch zur Isla Incahuasi, die weniger touristische Isla Phia Phia und Isla Pescado. Das ist schon verrückt. Man fährt kilometerweit und stundenlang über die Salzwüste und dann taucht plötzlich eine Insel auf. Auf den Inseln gibt es Höhlen und tausend Jahre alte Kakteen, ein paar Büsche und viele coole Feldformationen. Wir spazierten also ein paar Stündchen auf den Inseln rum.

Klar war, dass wir definitiv auf der Salar de Uyuni schlafen wollten. Das hieß vor allen Dingen Temperaturen unter 0 Grad nach Sonnenuntergang und irgendwie ans Ufer der von uns auserkorenen Isla Pescado kommen. Die Uferzonen sind besonders abenteuerlich, da dort die Salzkruste nur wenige cm dick ist und dann komplett verschwindet. Ein bisschen Feuchtigkeit reicht um komplett am Ufer im Matsch zu versinken. Wir parkten Bruno also auf sicherem Terrain und erkundeten unseren Weg erstmal zu Fuß. Ohne Drama kamen wir dann an „Land“ und machten es uns so richtig gemütlich. Das Lagerfeuer fiel dann leider wegen Wind aus und die Startrail-Aufnahme mit der Spiegelreflex wurde leider auch nix, da wir vergessen hatten, dass wir in der südlichen Hemisphäre den nördlichen Polarstern nicht sehen und stattdessen nach Süden hätten ausrichten müssen.

Wir machten es uns dann mit Weinchen und einem Film gemütlich. Die Nacht war wohl eine der besondersten und stillsten die wir je erlebt hatten. Man hört gefühlt seinen eigenen Herzschlag.

Am nächsten Tag packten wir dann noch die Drohne aus um noch ein paar Aufnahmen zu machen. Die Arme hatte ganz schön Mühe auf 3600 Höhenmetern überhaupt hoch zu kommen und nicht vom Himmel zu fallen. Nicht nur uns und Bruno war die Luft also ein bisschen zu dünn. Sowohl Hanno als auch ich hätten sie fast in den Boden gelenkt, bis uns klar wurde dass sie einfach an Höhe verliert ohne das wir was dazu beitrugen. Trotz dieser Schwierigkeiten sind meiner Meinung nach ganz coole Aufnahmen entstanden.

Bis Nachmittags fuhren wir dann noch ein bisschen kreuz und quer über die Salar und natürlich auch zu den Länderflaggen und zum Dakar Monument. Hier waren uns aber zu viele Touristen und mittlerweile waren wir sowas wie schneeblind. Trotz der permanent getragenen Sonnenbrillen hatten unsere Augen ganz schön gelitten und wir freuten uns auf ein bisschen mehr Abwechslung zum steten Weiß.

Also ging es runter von der Salar und ab zur ersten Autowäsche die wir finden konnten. So viel Salz überall. Wir hörten den Rost am Unterboden vor Freude eine Party feiern. Leider war die Autowäsche eher schludrig und wir würden in Sucre eine zweite suchen.

Weiter ging es dann zum Eisenbahnfriedhof in das kleine Örtchen Uyuni, wo wir zum Sonnenuntergang zwischen den Wracks spazieren gingen und im Anschluss eine stürmische Nacht verbrachten.

Dann ging es am nächsten Morgen früh nach Sucre. Hier würden wir eine Woche verbringen. Wir fanden eine weitere Autowäsche und gönnten Bruno ein zweites Vollbad und fuhren dann auf den Campingplatz in der Stadt.

Die nächsten 5 Tage verbrachten wir dann mit Haushalt und Arbeit und damit Chicos Ausreisepapiere zu besorgen. Der Prozess war grauenhaft und unglaublich lang. Als erstes gings zum Tierarzt. Der war allerdings mehr als nur leicht angetrunken und Chico hatte richtig Schiss. Am Ende ließ er zum Glück die Finger von der Katze und sah uns nur zu, wie wir Chico die Pille zur Parasitenbehandlung verabreichten. Seine Tochter würde den Papierkram übernehmen und wir waren ganz glücklich, dass wir uns nicht auf den Besoffski verlassen mussten. Die Papiere waren durchnummeriert und durften nur von autorisierten Tierärzten ausgefüllt werden. Es kostete die Dame einen Tag um das Papier zu besorgen. Dann wurden alle Dokumente per Whatsapp an die Veterinärsbehörde geschickt. Stunden später bekamen wir dann unsere Vorgangsnummer und ein Dokument zum Ausdrucken mit dem wir bei einer bestimmten Bank die Bearbeitungsgebühr bezahlen konnten. Nach Zettelchen ziehen, Anstehen und Bezahlen bei der Bank gings dann mit dem Taxi zur Veterinärsbehörde etwas außerhalb der Stadt. Dort gaben wir das Papier vom Tierarzt unseren Zahlungsbeleg und diverse Kopien ab und mussten „Documento No.1“ ausfüllen, welches exakt die gleichen Daten beinhaltete, die bereits auf dem Papier vom Tierarzt standen. Total logisch und überhaupt nicht sinnlos… Alles wie immer. Wir dachten wir hätten es dann geschafft und echt nur 2 Tage gebraucht. Tja, leider schickte uns der Beamte weg und meinte wir könnten das endgültige Dokument am nächsten Tag um 10 Uhr abholen. Schade. Also gings mit dem Taxi zurück zum Camping. Am nächsten Tag hielten wir dann endlich das Papier in Händen und ab jetzt liefen die 10 Tage, in denen wir rüber nach Chile konnten.

Auf dem Campingplatz wurde es dann zum Wochenende hin immer voller und wir hatten jetzt durch die Deadline auf Chicos Papieren und die doch noch enorme Strecke bis zur Grenze Hummeln im Hintern. Also packten wir und fuhren Freitags wieder Richtung Uyuni.

Tag 1145-1151 | Titicacasee, Copacabana, El Alto, La Paz / Machacamarca, Oruro, Bolivien

Tag 1145-1151 | Titicacasee, Copacabana, El Alto, La Paz / Machacamarca, Oruro, Bolivien

Auf bolivianischer Seite fuhren wir nur ein paar Kilometer in unseren sicheren Hafen im Örtchen Copacabana. Dort fanden wir ein schönes Plätzchen auf einem Privatgrundstück und trafen auch noch andere Reisende Deutsche, die auf dem Weg nach Norden sind und mit denen wir uns auf Anhieb gut verstanden. 2 Tage Runterkommen und Austauschen über Reiserouten und Sehenswürdigkeiten.

Wir machten es uns gemütlich, es gab selbst gebackene Brötchen zum Frühstück, Currywurst mit Pommes zum Abendessen und viel Entspannung.

Das Örtchen Copacabana ist klein und es war eine Herausforderung alles an Lebensmitteln zu bekommen. Dafür ergatterten wir einen guten Handyvertrag und hatten einen Monat unlimitierte Handydaten. Wir hofften, dass diese uns das Reisen durch das Land ohne Starlink-Anschluss erleichterten.

Nach 2 Tagen waren wir bereit für neue Abenteuer. In Bolivien standen in der Tat ein paar richtig coole Highlights an und ich hatte Hummeln im Hintern und wollte endlich los und mehr vom Land sehen. Also ging es nach einem letzten gemütlichen Frühstück und einem Haufen Tipps zum Land im Gepäck erst noch eine Weile am riesigen Titicacasee entlang und mit einer Floßfähre dann auch noch ein Stückchen über den See.

Im frühen Nachmittag kamen wir in El Alto an. Hier fanden wir auch einen größeren Supermarkt. Unser Plan mit einer Übernachtung auf einem privaten Parkplatz ging nicht auf, also fuhren wir zum Flughafen. Dort konnten wir 2 Nächte und 2 Tage auf einem bewachten, abgezäunten Parkplatz für umgerechnet 8 Euro stehen. Ziemlich komfortabel und in Europa nicht vorstellbar. Da kostet der Parkplatz für 2 Tage ja ungefähr das selbe wie das Flugticket.

El Alto und La Paz sind die höchstgelegensten Großstädte der Welt und im Laufe der Jahre zu einer großen Stadt zusammen gewachsen. Am nächsten Morgen ging es zu Fuß bis zur Gondelstation und mit der Gondel auf direktem Weg in die Innenstadt von La Paz. Was eine coole Idee die Skigondeln als öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Wir waren durchweg begeistert von diesem Fortbewegungsmittel und von der Aussicht erst recht!

La Paz ist witzig. Urban und trotzdem traditionell. Es wirkt jung und dann wieder total alt. Dynamisch, bunt, laut, ein bisschen dreckig und chaotisch, aber durchweg sympathisch. Wir hatten einen richtig guten Tag in der Altstadt und auf dem Hexenmarkt. Auf dem Hexenmarkt kann man viele Souvenirs kaufen, aber eben auch exotische und seltene Tinkturen, Pflänzchen, usw. die vor diversen Leiden heilen. Etwas befremdlich sind vor allen Dingen die getrockneten Lama-Föten und Lama-Babys, die vor Unheil und Unglück schützen sollen. Diese hängen von den Dächern der Büdchen und sind selbstverständlich ein beliebtes und zugleich verstörendes Fotomotiv.

Wir genossen danach den Bummel durch weniger touristische koloniale Sträßchen, kauften Postkarten und für Hanno ein neues T-shirt, suchten uns ein Café und futterten uns voll. Im Vergleich zu Peru müssen wir eingestehen, dass die bolivianische Küche eher simpel und wenig ausgefuchst ist. Aber das ist auch das Einzige, was wir über Bolivien kritisch zu berichten haben. 😉

Im frühen Abend genossen wir dann die Fahrt zurück zum Flughafen mit der Gondel. Es ist interessant einen Blick in die Hinterhöfe und Dachterrassen unter einem zu werfen und mit unter 1 Euro für 2 Stunden Nutzung der Gondeln kann man echt so gar nix sagen. Die Nacht am Flughafen war, wie die davor, dann super ruhig. Angeblich ist es ein internationaler Flughafen, aber wenn wir 5 Starts oder Landungen in der ganzen Zeit mitbekommen haben, ist das schon viel.

Am zweiten Tag in der Stadt musste dann erstmal der Haushalt auf Vordermann gebracht werden. Wir fanden einen Shop, wo die Besitzerin uns unser Trinkwasser auffüllen ließ und einen Laden mit kompetenten Herren die uns das richtige Motoröl im 5L Behälter verkauften und mitdachten, als wir erst das falsche für Benziner zu unserem Diesel-Bruno schleppten. Wir hatten in den ersten 4 Tagen in Bolivien wohl mehr Kontakt mit Einheimischen und mehr gute und freundliche Gespräche als die gesamte Zeit in Peru. Wir haben das Gefühl, dass wir hier nicht nur als wandelnde Gelddruckmaschinen gesehen werden und die Leute uns wirklich gut gesinnt sind, sich für uns und unsere Reise interessieren und uns gerne mit Tipps und besten Wünschen für die weitere Route versorgen. Super schön!

Bevor wir La Paz endgültig verließen, gings noch in das Valle de la Luna auf einen kurzen aber schönen Spaziergang.

Nachdem wir uns die Beine vertreten hatten fuhren wir Richtung Süden und bis knapp hinter den Ort Oruro. Hier schafften wir es auch das erste Mal erfolgreich zu Tanken. In Bolivien ist der Sprit und Diesel von der Regierung subventioniert und kostet ca. 4 Bolivianos/Liter (unter 50Cent/Liter). Einziges Manko: Er darf nur an Landsleute verkauft werden. Ohne bolivianische Identifikation bekommt man auf dem offiziellen Wege nix bzw. nur den internationalen Preis der bei 9-10 Bolivianos/Liter liegt. Das ist die Theorie. In der Praxis sieht es so aus, dass man bis vor die Tankstelle fährt, am Rand hält, checkt ob es Überwachungskameras gibt, falls nicht, geht man zu Fuß zum Tankwart und verhandelt einen Preis. Manchmal braucht es mehrere Anläufe, aber wir haben immer Tipps bekommen, wo es klappen könnte, wenn wir abgewiesen wurden. Alle waren freundlich und wussten worum es geht. Die Tankwarte würden uns liebend gern alle volltanken, denn das geht dann „sin factura“ (ohne Rechnung) und für vorher verhandelte 5-6 Bolivianos/Liter. Heißt im Klartext, dass 1-2 Bolivianos/Liter in ihre Tasche wandern können. Aber der Staat Bolivien hat aufgerüstet und fast alle großen Tankstellen werden kameraüberwacht und es wird schwieriger den internationalen Preis als Ausländer zu umgehen. Trotzdem hatten wir eigentlich nie ein Problem und mussten auch nie die internationalen Preise zahlen. Vorher hatten wir uns darum echt einen Kopf gemacht und Angst, dass wir mitten im Land ohne Kraftstoff stranden. Zum Glück unbegründet.

Wir blieben dann noch 2 Tage in Oruro in der Wüste. Einfach weil es ruhig war und Hanno gut arbeiten konnte. Chico hat allerdings ein Trauma davon getragen. Er wurde von zwei Eulen angegriffen, die die gesamten Tage Bruno beäugten. Vermutlich hatten sie irgendwo in unserer Nähe ihr Nest. Am ersten Abend hörten wir auf jeden Fall ein lautes Kreischen und eine gejagte Katze flüchtete sich in Bruno. Den Rest der Zeit mussten wir mit raus, da Chico sich nicht mehr alleine traute auf Toilette zu gehen.