Tag 1151-Tag 1160 | Garci Mendoza, Choqueza, Salar de Uyuni, Uyuni, Potosí / Sucre, Chuquisaca, Bolivien
Weiter gings bis Garci Mendoza. Hanno arbeitete auf dem Beifahrersitz und ich fuhr uns über endlose Schotterpisten. In den letzten Monaten bin ich gar nicht gefahren, obwohl ich das eigentlich gerne mache. Aber Kolumbiens Verkehr – und erst recht dann Perus – haben mich komplett abgeschreckt. Jetzt in Bolivien machte es wieder richtig Spaß und so konnten wir die Fahrzeit wieder sinnvoller nutzen und abwechseln. Auf dem Weg zu unserem Ziel kamen wir noch an einem spektakulären Meteoritenkrater vorbei und fühlten uns ein weiteres Mal ziemlich klein auf dieser Welt.
In Garci Mendoza gabs die letzte Tankstelle bevor es auf die Salar de Uyuni ging. Wir tankten also nochmal voll und verkrümelten uns dann noch zwei Nächte in die angrenzenden Berge. Von hier aus konnten wir die Salar schon sehen und die Sonnenuntergänge waren wunderschön in den Bergen. Wir planten dann unsere Route über das Salz, Hanno arbeitete und Chico ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach (in möglichst farbigem Dreck rollen).
Hannos Arbeit hat die Reise in vielerlei Hinsicht verändert. Die Suche nach dem täglichen Internet ist manchmal ziemlich nervig (da leider in Bolivien und auch Argentinien der Starlink noch nicht funktioniert) und wir müssen mehr auf die Wochenenden legen und manchmal länger an Orten sein, die wir sonst vermutlich mit einem halben Tag abgehakt hätten. Aber ohne das Geld wäre unsre Reise wohl auch schon vorbei und der Job ist gut und erfüllend für Hanno und sein Chef ist der verständnisvollste Mensch der Welt. Heißt aber auch klassische Rollenverteilung, da Hanno mit der Arbeit voll ausgelastet ist. Reiseplanung, Waschen, Kochen, Putzen, Organisation von einfachsten Dingen die wir in unseren Wohnungen zu Hause mal gerade nebenbei machen, Routenplanung etc., frisst meinen gesamten Tag. Das das nicht immer zu Glücksgefühlen bei mir führt, kann sich sicher jeder denken. Aber wir haben uns arrangiert und eingespielt und eigentlich können wir uns echt nicht beklagen. Der Wunsch die Panamericana zu Ende zu fahren ist weiter groß und dafür erbringen wir dann gerne ein paar Opfer, verzichten auf ein paar Spots und reisen langsamer.
Dann gings endlich los! Ich freute mich schon seit Tagen riesig! Wir schliefen noch eine Nacht in Choqueza am Fuße des Vulkans und gingen zu Fuß auf erste Tuchfühlung mit dem Salzsee und seinen Wasseraugen. Chico beobachtete und verfolgte die Alpakas und Flamingos und wir staunten über die endlose Weite die sich vor uns auftat.
Die Salar de Uyuni ist die größte Salzpfanne der Welt. Ihre Salzschicht beträgt bis zu 30 m und darunter befindet sich ein See aus Sole. Mehrere Monate im Jahr ist die Salzpfanne überflutet und nicht befahrbar und wir befanden uns genau am Übergang in die Regenzeit. Also gab es keine Zeit zu verlieren und wie sich herausstellte, erwischten wir die letzten trockenen Tage der Saison. Welch ein Glück! Die 2 Tage auf der Salar de Uyuni waren nämlich ein absolutes Reisehighlight. Trotzdem ist die Fahrt nicht zu unterschätzen, da überall Wasseraugen auftreten können die einem dann bis zur Antriebswelle im Salz versinken lassen. Immer wieder kamen wir an Spuren von größeren Buddelaktionen vorbei und hofften, dass der Kelch an uns vorüber geht. Wir schalteten einen Gang runter und tuckerten sehr gemütlich über das Salz, sodass wir kritischen Stellen frühzeitig ausweichen konnten. Die örtlichen Touren in ihren Toyotas bretterten wie die Irren über das Salz. Aber die machen das ja auch täglich und kennen vermutlich ihre Wege. Wir trauten uns erst am Ende des Tages eigene Wege einzuschlagen und folgten vorher den Reifenspuren im Salz.
Den ersten Tag verbrachten wir mit viel Spielerei an der Kamera. Die Weite eignet sich hervorragend für optische Täuschungen und wir hatten einen Heidenspaß. Trotz Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 85 verbrannten wir uns komplett die Gesichter. Die Sonne war so unglaublich stark und unsere Augen schmerzten schon nach kurzer Zeit trotz Sonnenbrille. Chico fand das auch so gar nicht witzig und er verzog sich in die abgedunkelte Wohnkabine nachdem er festgestellt hat, dass die Umgebung ziemlich langweilig für ihn ist.
Nachmittags fuhren wir dann noch zur Isla Incahuasi, die weniger touristische Isla Phia Phia und Isla Pescado. Das ist schon verrückt. Man fährt kilometerweit und stundenlang über die Salzwüste und dann taucht plötzlich eine Insel auf. Auf den Inseln gibt es Höhlen und tausend Jahre alte Kakteen, ein paar Büsche und viele coole Feldformationen. Wir spazierten also ein paar Stündchen auf den Inseln rum.
Klar war, dass wir definitiv auf der Salar de Uyuni schlafen wollten. Das hieß vor allen Dingen Temperaturen unter 0 Grad nach Sonnenuntergang und irgendwie ans Ufer der von uns auserkorenen Isla Pescado kommen. Die Uferzonen sind besonders abenteuerlich, da dort die Salzkruste nur wenige cm dick ist und dann komplett verschwindet. Ein bisschen Feuchtigkeit reicht um komplett am Ufer im Matsch zu versinken. Wir parkten Bruno also auf sicherem Terrain und erkundeten unseren Weg erstmal zu Fuß. Ohne Drama kamen wir dann an „Land“ und machten es uns so richtig gemütlich. Das Lagerfeuer fiel dann leider wegen Wind aus und die Startrail-Aufnahme mit der Spiegelreflex wurde leider auch nix, da wir vergessen hatten, dass wir in der südlichen Hemisphäre den nördlichen Polarstern nicht sehen und stattdessen nach Süden hätten ausrichten müssen.
Wir machten es uns dann mit Weinchen und einem Film gemütlich. Die Nacht war wohl eine der besondersten und stillsten die wir je erlebt hatten. Man hört gefühlt seinen eigenen Herzschlag.
Am nächsten Tag packten wir dann noch die Drohne aus um noch ein paar Aufnahmen zu machen. Die Arme hatte ganz schön Mühe auf 3600 Höhenmetern überhaupt hoch zu kommen und nicht vom Himmel zu fallen. Nicht nur uns und Bruno war die Luft also ein bisschen zu dünn. Sowohl Hanno als auch ich hätten sie fast in den Boden gelenkt, bis uns klar wurde dass sie einfach an Höhe verliert ohne das wir was dazu beitrugen. Trotz dieser Schwierigkeiten sind meiner Meinung nach ganz coole Aufnahmen entstanden.
Bis Nachmittags fuhren wir dann noch ein bisschen kreuz und quer über die Salar und natürlich auch zu den Länderflaggen und zum Dakar Monument. Hier waren uns aber zu viele Touristen und mittlerweile waren wir sowas wie schneeblind. Trotz der permanent getragenen Sonnenbrillen hatten unsere Augen ganz schön gelitten und wir freuten uns auf ein bisschen mehr Abwechslung zum steten Weiß.
Also ging es runter von der Salar und ab zur ersten Autowäsche die wir finden konnten. So viel Salz überall. Wir hörten den Rost am Unterboden vor Freude eine Party feiern. Leider war die Autowäsche eher schludrig und wir würden in Sucre eine zweite suchen.
Weiter ging es dann zum Eisenbahnfriedhof in das kleine Örtchen Uyuni, wo wir zum Sonnenuntergang zwischen den Wracks spazieren gingen und im Anschluss eine stürmische Nacht verbrachten.
Dann ging es am nächsten Morgen früh nach Sucre. Hier würden wir eine Woche verbringen. Wir fanden eine weitere Autowäsche und gönnten Bruno ein zweites Vollbad und fuhren dann auf den Campingplatz in der Stadt.
Die nächsten 5 Tage verbrachten wir dann mit Haushalt und Arbeit und damit Chicos Ausreisepapiere zu besorgen. Der Prozess war grauenhaft und unglaublich lang. Als erstes gings zum Tierarzt. Der war allerdings mehr als nur leicht angetrunken und Chico hatte richtig Schiss. Am Ende ließ er zum Glück die Finger von der Katze und sah uns nur zu, wie wir Chico die Pille zur Parasitenbehandlung verabreichten. Seine Tochter würde den Papierkram übernehmen und wir waren ganz glücklich, dass wir uns nicht auf den Besoffski verlassen mussten. Die Papiere waren durchnummeriert und durften nur von autorisierten Tierärzten ausgefüllt werden. Es kostete die Dame einen Tag um das Papier zu besorgen. Dann wurden alle Dokumente per Whatsapp an die Veterinärsbehörde geschickt. Stunden später bekamen wir dann unsere Vorgangsnummer und ein Dokument zum Ausdrucken mit dem wir bei einer bestimmten Bank die Bearbeitungsgebühr bezahlen konnten. Nach Zettelchen ziehen, Anstehen und Bezahlen bei der Bank gings dann mit dem Taxi zur Veterinärsbehörde etwas außerhalb der Stadt. Dort gaben wir das Papier vom Tierarzt unseren Zahlungsbeleg und diverse Kopien ab und mussten „Documento No.1“ ausfüllen, welches exakt die gleichen Daten beinhaltete, die bereits auf dem Papier vom Tierarzt standen. Total logisch und überhaupt nicht sinnlos… Alles wie immer. Wir dachten wir hätten es dann geschafft und echt nur 2 Tage gebraucht. Tja, leider schickte uns der Beamte weg und meinte wir könnten das endgültige Dokument am nächsten Tag um 10 Uhr abholen. Schade. Also gings mit dem Taxi zurück zum Camping. Am nächsten Tag hielten wir dann endlich das Papier in Händen und ab jetzt liefen die 10 Tage, in denen wir rüber nach Chile konnten.
Auf dem Campingplatz wurde es dann zum Wochenende hin immer voller und wir hatten jetzt durch die Deadline auf Chicos Papieren und die doch noch enorme Strecke bis zur Grenze Hummeln im Hintern. Also packten wir und fuhren Freitags wieder Richtung Uyuni.