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Category: 2019-2023 Panamericana

Tag 1169-1182 | San Pedro de Atacama, Calama, Rio Loa, Valle de la Luna, Lincancabur Vulkan, Laguna Negra, Antofagasta, Chile

Tag 1169-1182 | San Pedro de Atacama, Calama, Rio Loa, Valle de la Luna, Lincancabur Vulkan, Laguna Negra, Antofagasta, Chile

Nach einer stürmischen und kalten Nacht an der Grenze ging es am nächsten Morgen dann nach Chile. Aus Bolivien waren wir schneller raus als wir gucken konnten und wir müssen wirklich sagen, dass wir traurig waren. Bolivien werden wir wohl hoffentlich eines Tages nochmal wieder sehen.

In Chile fing es dann direkt anstrengend an. Die Beamtin versuchte uns erstmal zu belehren, dass Chicos Papiere abgelaufen sind. Ich blieb dann stur dabei, dass wir den letzten gültigen Tag der Papiere haben. Sie hörte dann auf zu diskutieren und verschwand eine knappe Stunde mit Chicos Papieren. Dann mussten wir beide eine Zollerklärung ausfüllen. Ich direkt 2x, da ich etwas durchgestrichen hatte. Das ist nicht erlaubt und war schon großes Drama. Dann gings in Bruno und jeder Schrank wurde durchforstet. Meine Kakteen und Sukkulenten inkl. Erde mussten wir abgeben, dazu noch unseren Mais für Popkorn, Kürbiskerne, eingeschweißte Würstchen und Sesamkerne. Unser Feuerholz dagegen durften wir zu unserer Überraschung behalten. Nach Chicos Futter fragten sie nicht und die „wertvollen“ Dinge hatten wir eh vorher gut versteckt. So war die Grenze ok, nur lang und etwas nervig.

Von über 4000 Höhenmeter ging es dann runter nach San Pedro de Atacama. Vom dicken Pulli stiegen wir auf T-shirt um.

San Pedro de Atacama ist sehr touristisch. Wir fanden einen Geldautomaten und einen gut ausgestatteten Supermarkt, der aber auch ordentlich kostete. Bruno zog dann direkt andere Overlander an und wir trafen uns wieder für die Nacht. Der Campground in San Pedro de Atacama kostet 22 Dollar. Wir schluckten. In Bolivien haben wir immer so um die 8 Dollar bezahlt. Wir brauchten aber nach der Lagunenroute definitiv eine gute Dusche und wir freuten uns auf den Abend. Mit zwei Pärchen aus Deutschland und der Schweiz verbrachten wir einen richtig schönen Abend, bis er von anderen, sehr betrunkenen Overlandern gecrashed wurde. Wir gingen ins Bett und entschieden uns am nächsten Morgen weiter zu fahren.

Wir waren nach San Pedro de Atacama gekommen um den trockensten Ort der Erde zu sehen. Nun mussten wir feststellen, dass hier alles kostet. Du möchtest um die Lagune laufen oder Flamingos sehen? 10 Dollar p.P. Du möchtest im Salzsee schwimmen 15 Dollar p.P. Du möchtest durch das Tal mit den roten Steinen fahren/laufen? 10 Dollar p.P. Du möchtest den Geysir sehen? 10 Dollar p. P. …

Uns verging die Lust und wir hatten das Gefühl, dass wir all diese Dinge in der letzten Woche eigentlich alle gesehen hatten. Also entschieden wir uns direkt nach Calama zu fahren um dort Chicos Papiere für den Grenzübertritt nach Argentinien zu beantragen.

Calama gilt als eine der gefährlichsten Städte Chiles und irgendwie war das genau unser Feeling als wir reinfuhren. Wir versuchten dann knappe 2 Stunden einen einigermaßen sicheren Stellplatz zu finden. Nachdem wir aber einen schäbigen Campingplatz und zwei Hotels angefahren hatten, entschieden wir uns für eine Nacht vor dem Krankenhaus. Die Nacht war unruhig und wir schliefen schlecht oder gar nicht.

Am nächsten Morgen waren wir die ersten beim Tierarzt und nach über einer Stunde hatten wir endlich Chicos Gesundheitszeugnis. Damit mussten wir dann zum Veterinärsamt. Die waren nicht einverstanden, da Chicos Parasitenbehandlung älter als 10 Tage war. Also gings im Eiltempo zurück zum Tierarzt. Da wurde es dann echt knapp. Vor 13 Uhr mussten wir die Papiere beim Veterinärsamt abgeben, damit wir Chicos Exportpapiere noch vor Weihnachten bekämen. Um 12:40 Uhr verließen wir die Praxis. Und dann verließ uns Bruno. Wir kamen noch gerade so vom Parkplaz, dann blockierte die Lenkung und wir standen fahrunfähig auf einer Kreuzung und konnten keinen Meter mehr weiter. Scheiße!

Die Schraube hatte sich wieder aus der Lenkung gelöst, die Lenkstange war hochgerutscht und hatte sich zwischen dem Getriebe verkeilt. Schön war, dass innerhalb kürzester Zeit Leute um uns rum aktiv wurden. Eine Frau kam aus ihrem Büro um uns zu sagen, dass wir ihre Toilette benutzen könnten oder kommen sollen wenn wir durstig oder hungrig sind. Zwei Damen wiesen uns auf eine Werkstatt hin die 20 m von uns entfernt war. Zwei andere Damen brachten Sandwichs und Saft. Der Besitzer der Werkstatt und sein Sohn lagen innerhalb von 10 Minuten unter dem Auto. Männer aus der Nachbarschaft halfen Bruno etwas näher an den Straßenrand zu schieben. Der Werkstattbesitzer organisierte uns einen Abschleppwagen. So hingen eine Stunde später am Haken des Abschleppwagens und fuhren für heftige 70 Dollar die 20 Meter bis zur Werkstatt. Wir staunen immer noch wie schnell alle möglichen Leute bei uns waren und wie einfach, wenn auch teuer, wir aus dieser aussichtslosen Lage rausgekommen sind, ohne selbst einen Finger zu krümmen.

n der Werkstatt stellte sich heraus, dass die Werkstatt keine Werkstatt sondern eine Autolackiererei ist und wir auch keinen Platz auf dem Gelände hatten. Die nächsten 2 Tage verbrachten wir also am Straßenrand. Der Besitzer, Rayo, ein ausgewanderter Peruaner, und seine Familie waren aber super nett. Wir wurden mit Essen versorgt, uns wurden Getränke gebracht und Rayo packte mit an, als wir das Lenkgetriebe ausbauten. Jetzt realisierten wir auch, dass die Aufhängung der Lenkung mit zwei statt einer Schraube am Getriebedeckel befestigt ist. Vermutlich habt ihr uns in diesem Moment bis Deutschland fluchen gehört. Die obere Schraube war garantiert schon seit Ewigkeiten nicht mehr da und wir hatten es einfach übersehen.

Wir erklärten Rayo dann, dass wir vor hatten den Deckel vom Getriebe auszubauen um diesen bei einem Dreher mit neuen Gewinden versehen lassen zu können. Er telefonierte rum und Nachmittags fuhr Hanno mit Rayo und dem Getriebedeckel im Gepäck zu einem Mann der Aluminiumeinsätze machen konnte.

Den Abend über bauten wir dann noch die Achsen aus, da unsere Achsmanschetten kurz vor dem Exitus waren. Bis spät Abends erneuerten wir die Manschetten. Schon da schlichen die ersten Drogenjunkies und kaputte Leute um Bruno. Eine zweite schlaflose Nacht stand an. Mitten in der Nacht parkte dann ein Auto sehr dicht an Bruno und ein Typ stieg aus und stand bei uns an der Motorhaube. Wir hatten Schiss. Für solche Momente haben wir Zusatzscheinwerfer und eine doppelt so laute Hupe. Den Typen erschreckten wir zu Tode. Am Ende stellte sich raus, dass es Rayos Neffe war, der mitten in der Nacht irgendwas von seinem Onkel wollte. Hups!

Morgens entschuldigten wir uns dann erstmal und dann holten wir den Getriebedeckel mit neuen Gewinden ab. Über den Tag war alles wieder eingebaut und wir waren fahrbereit. Rayo hatte uns mittlerweile auch ans Herz gelegt, dass wir versuchen sollten vor der Nacht weg zu kommen. Wir erzeugten zu viel Aufmerksamkeit in der Nachbarschaft.

Im späten Nachmittag verabschiedeten wir uns dann von allen. Rayo gab uns den Großteil des Geldes wieder was wir ihm zusteckten um Danke zu sagen. Wir brauchten dann fast noch 2 Stunden um weg zu kommen. Aus einem Bier wurden drei und uns wurden noch Sandwichs getoastet, bevor wir fahren durften. Dann wurden noch Früchte aus dem Garten geholt und wir wurden mit Saft, Kirschen, Nektarinen und Aprikosen versorgt.

Auf dem Weg raus aus der Stadt sprachen wir über die letzten zwei Tage. Wer hätte gedacht, dass wir in Chile und nach unserer Peruerfahrung doch noch einen netten Peruaner treffen?

Auch wenn die Begegnung mit Rayo und den ganzen anderen Leuten unser kleines Weihnachtswunder wurde, war das Beschaffen von Chicos Papieren vor Weihnachten leider nun unmöglich geworden. Die Herrschaften beim Veterinärsamt veranschlagten 72 Stunden Bearbeitungszeit und es war schon der 21. Dezember.

Trotzdem fuhren wir am nächsten Morgen hin und hofften darauf, dass die Leute nett sind. Leider Fehlanzeige. Die Sachbearbeiterin war wohl mit Abstand die unfreundlichste Person die wir lange, lange getroffen haben. Wir gaben also Chicos Papier ab und bekamen den 27. Dezember als Abholdatum genannt.

Was nun? Wir entschieden das Beste draus zu machen. Da in Calama übel viel in Autos eingebrochen wird, ging Hanno einkaufen, während Chico und ich Bruno bewachten. Ehrlich gesagt auch besser so. Dann fuhren wir raus an den Rio Loa. Der Rio Loa liegt mitten in der Pampa. Wir fanden das gut und fühlten uns endlich nochmal sicher. Um ganz sicher zu gehen, dass wir Weihnachten alleine und gemütlich feiern konnten durchfuhren wir noch den Fluss und suchten uns ein Plätzchen auf der anderen Uferseite. Die nächsten 5 Tage sahen wir keine Menschenseele. Das tat uns ziemlich gut und wir verbrachten ein gemütliches und friedliches Weihnachten.

Am 27.12. ging es dann Morgens zurück zum Veterinärsamt. Ich blieb im Auto und Hanno wollte die Papiere holen. Die waren aber nicht mal bearbeitet worden und sie wollten Hanno wieder weg schicken. Hanno blieb stur sitzen und so bekam er nach 1,5 Stunden die Papiere ausgehändigt. Während Hanno dann noch Getriebeöl kaufen ging, checkte ich die Papiere um festzustellen, das Chico als Hund eingetragen war. Unfassbar. Sie hatten alle Papiere, Fotos und den Europäischen Pet Passport. Wie kann man nur so unfähig sein? Hanno musste also nochmal zum Veterinär und während ich im Auto saß, versuchte der Parkwächter an der Fahrertüre einzubrechen. Dass hier selbst die Lieferwagen mit Kette und Lenkradsperre gesichert sind ist also begründet. Von der Entspannung von Weihnachten war dann schnell nix mehr übrig.

Wir machten drei Kreuze als wir Calama endlich Richtung Grenze verließen.

Eine Nacht schliefen wir noch im Valle de la Luna. Wir fuhren dieses von der untouristischen Seite an, da wir keinen Bock hatten Eintritt zu bezahlen. Dafür kamen wir in den Genuss von etlichen Landmienenfelder die vom Krieg mit Bolivien übrig geblieben sind. Nicht gerade ein Ort der zum rumlaufen einläd. Am nächsten Morgen fuhren wir also weiter, hielten noch kurz in San Pedro de Atacama um nochmal unsere Vorräte aufzufüllen und fuhren dann wieder Richtung Pass.

Bruno hatte keine Lust. Am Anfang konnten wir noch so 10 km am Stück den Berg hoch fahren, am Ende hielten wir alle 3 km und mussten lange Pausen machen. Dem Dicken war zu heiß und wir wiedermal voller Sorgen um unseren Oldie.

Wir schliefen am Fuße des Licancabur Vulkans und hatten es zumindest von 2400 Höhenmeter auf 3300 Höhenmeter geschafft. Abends checkten wir dann nochmal das Kühlsystem. Wir bemerkten, dass der Ablaufschlauch vom Motorblock wieder verstopft war, das hatten wir schon in Costa Rica. Außerdem hatten wir kein Druck auf dem System was dafür sprach, dass der Deckel vom Reservoir defekt war. Gut. Immerhin hatten wir Probleme erkannt.

Nach einer Nacht ging es dann bis auf den Pass und im zweiten Gang packten wir die 4.850 Höhenmeter sogar ohne Stops an jedem Baum. Die Route war selbst wunderschön und wir genossen die Abgeschiedenheit. An der Laguna Negra verbrachten wir dann noch zwei super kalte aber ruhige Nächte, bevor wir die Grenze nach Agentinien nahmen. Weihnachten in Argentinien hatten wir nicht geschafft, dafür würden wir aber Silvester dort verbringen.

Tag 1160-1169 | Culpina K, Alota, Valle de Roca, Avaroa, Laguna Hedionda, Laguna Honda, Arbol de Piedra, Laguna Colorada, Sol de mañana Geysier, Laguna Blanca, Laguna Verde, Hito Cajon, Potosí, Bolivien

Tag 1160-1169 | Culpina K, Alota, Valle de Roca, Avaroa, Laguna Hedionda, Laguna Honda, Arbol de Piedra, Laguna Colorada, Sol de mañana Geysier, Laguna Blanca, Laguna Verde, Hito Cajon, Potosí, Bolivien

Von Sucre aus ging es wieder all den Weg zurück bis Uyuni. Zum Glück war die Straße gut ausgebaut und sehr interessant. In Uyuni tankten wir nochmal voll und da wir noch Zeit bis zur Dämmerung hatten fuhren wir noch weiter Richtung Lagunenroute. Auf dem Weg von Sucre hatten wir schon ein Klackern vernommen, aber nichts feststellen können. Wir hatten mehrmals gehalten, versucht das Geräusch zu orten, unterm Auto gelegen und optisch geprüft ob wir was finden. Ein ungutes Gefühl blieb trotzdem.
In Uyuni regnete es in Strömen und die nächsten 2 Stunden kämpften wir uns durch roten Lehm und sogar Schnee. Keine perfekten Bedingungen um unter dem Auto zu liegen, aber an unserem Stellplatz für die Nacht fanden wir dann doch noch unser Problem. Die fixierende Schraube unserer Lenkung war verloren gegangen. Rausgerissen aus dem Gewinde, welches leider aus Aluminium besteht. Mist! So wurde aus einer Nacht im nirgendwo namens Culpina K zwei Nächte und den nächsten Tag verbrachten wir damit eine Lösung zu finden. Die nächste wirkliche Zivilisation befand sich mindestens 200 km entfernt und ob es dann da eine Werkstatt oder einen Mechaniker gäbe stand in den Sternen. Wir mussten also selbst eine Lösung finden.

Wir verklebten die Schraube mit Epoxy und ließen das ganze 24 Stunden in Ruhe. Trotzdem standen die Chancen schlecht, denn es war nur knapp über 0 Grad und für den Kleber deutlich zu kalt.

Am nächsten Morgen fuhren wir vorsichtig weiter und die unausgesprochene Frage stand im Raum, wie wir in dem Zustand 260 km Offroad auf der Lagunenroute bis Chile hinbekommen sollten. Wir kamen 15 km weit, dann war wieder alles im Eimer und die Lenkung komplett lose. Wir verbrachten dann zwei Tage im nächsten Nirgendwo namens Alota (hier gabs immerhin Schafe, Hunde und zwei Schäfer), reinigten alles und schnitten ein größeres Gewinde um eine dickere Schraube einzusetzen. Das kostete uns einen gesamten Tag, da wir alles mühsam per Hand anpassen mussten damit die dickere Schraube passte und es regnete einfach ununterbrochen in Strömen. Immerhin waren wir am Ende des Tages relativ zufrieden mit unserer Lösung und optimistisch, dass sie hält. Was wir zu dem Zeitpunkt noch immer nicht bemerkt hatten war, dass die Lenkung noch an einer zweiten Schraube mit dem Differentialgehäuse befestigt war. Diese Schraube fehlte auch, aber das hatten wir zweimal nicht gesehen. Das ganze würde uns also etwas später im nächsten Land so richtig in Schwierigkeiten bringen. Aber das ist eine Story für den nächsten Blog.

Mit drei Tagen Verzögerung und etwas Zeitruck im Nacken wegen dem Ablaufdatum von Chicos Papieren ging es dann endlich weiter. Den nächsten Tag verbrachten wir mit einem Spaziergang in das Valle de Roca. Die Piste dort hin war schon komplettes Wellblech und stellte unsere neue Konstruktion an der Lenkung direkt auf die Probe. Das Valle de Roca überraschte uns positiv und wir verbrachten einen richtig schönen Nachmittag dort, bevor wir ein bisschen Strecke machten.

Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich in die Laguna Route abbiegen, aber da bei Hanno auf der Arbeit die Hütte brannte und wir kaum Handyempfang hatten, fuhren wir näher an die chilenische Grenze, wo der Starlink funktionierte und Hanno einen Tag lang arbeiten konnte. Das der Starlink funktionierte machte Hoffnung, dass er auch auf der Lagunenroute noch das chilenische Signal empfängt und wir in Ruhe und gemütlich reisen könnten. Abend fuhren wir also noch in die Schotterpiste, die den Start der Lagunenroute markierte. Auf den ersten 500 m fuhren wir uns dann fast schon fest, landeten ein paar Kilometer später an einem Graben, wo wir den Böschungswinkel unterschätzen und Bruno mal so richtig mit dem Unterfahrschutz in den Dreck rammten. So fühlt sich dann wohl frontal gegen eine Wand fahren an. Fing ja schonmal gut an. Zum Glück waren wir langsam und Auto, Katze und Menschen blieben unversehrt. Die Lagunenroute zählt zum abgelegensten Teil des Landes, es gibt keine Straßen und keine Wegweiser. Wir navigierten komplett mit GPS Daten und bahnten uns unseren eigenen Weg von Lagune zu Lagune. Viele Blogs und Reisende beschreiben die Route als sehr anspruchsvolle Offroadstrecke. Wir starteten also mit einem Haufen Respekt in die Unternehmung und hatten unsere angeschlagene Lenkung bei jedem Manöver im Hinterkopf. Keine ideale Ausgangslage. Am Ende können wir sagen: alles halb so wild. Wir brauchten kein Allrad und fanden die Waschbrettpiste einfach nur sehr anstrengend. Die dicken Räder und Bodenfreiheit machten die Route für uns aber auch sicher deutlich komfortabler als für einen Kleinwagen.

Am ersten Abend fanden wir einen wunderschönen Stellplatz an der Laguna Hedionda. Die Nacht war eisig und jenseits von 0 Grad und totenstill. Wir schliefen nach den doch relativ chaotischen vorangegangenen Tagen so hervorragend. Die Lagunen sind alle bewohnt von drei Arten von Flamingos: Andenflamingos, Jamesflamingos, und Chileflamingos. Die Amigos frieren nachts in den Lagunen fest und warten morgens darauf, dass die wärmenden Sonnenstrahlen sie wieder frei tauen. Kann sich auch niemand ausdenken sowas… Der eisige Morgen war wunderschön und super friedlich. Wir sahen keine Menschenseele und genossen einen Spaziergang mit Chico. Der Starlink funktionierte und nahm uns den Druck raus die Strecke am Wochenende schaffen zu müssen. Hervorragend.

So gingen wir es langsam an und fuhren nur ein kurzes Stück bis zur Laguna Honda weiter, wo wir uns in den nächsten Ausblick verliebten und direkt wieder für die Nacht blieben. Wir packten nach langer, langer Zeit nochmal die Campingstühle und den Hängesitz fürs Heck aus, frühstückten draußen und genossen den Tag in vollen Zügen.

Dann gings weiter durch endlose Hochebenen. Auf über 4500 Metern packten wir die Drohne aus. Die schaffte aber bei der dünnen Luft nur gerade so einen Backflip bevor sie wieder auf dem Boden landete. Dann halt nicht. Größte Herausforderung beim Fahren über die Hochebenen ist es, nicht die Orientierung zu verlieren und nicht mit dem Unterboden aufzusetzen. Die unendlich vielen Spurrillen sind ganz schön tief. Außerdem sind Umwege nicht ganz ohne, denn von der letzten Tankstelle vor der Lagunenroute in Uyuni bis zur nächsten Tankstelle in Chile waren es 600 km und auf der Höhe verbraucht man doch deutlich mehr Sprit als sonst. Wir hatten vorsichtshalber noch 20 L Extradiesel in einen Kanister getankt.

Ziel für den nächsten Tag war dann die Laguna Colorada. Das absolute Highlight und Touristenmagnet. Die Farben waren sehr beeindruckend, aber insgesamt fanden wir die Tage an den menschenleeren Lagunen doch etwas schöner und entspannter als dort mit den immer gleichen Touranbietern und ihren Gästen in den kleinen 4×4 Toyotas auf dem Parkplatz zu stehen. Außerdem zog es ordentlich an der Lagune und der Wind trieb uns schnell wieder zurück ins Auto.

Für die Nacht suchten wir uns einen einigermaßen windgeschützten Platz in einem kleinen Canyon. Der war echt schön und Chico war den ganzen Abend auf Chinchilla-Jagt, während wir Reibekuchen selbst machten und den Abend gemütlich ausklingen ließen. Zum Glück sind die kleinen Fellkneuel Chico an den steilen Steinwänden deutlich überlegen und er kam Nachts ohne Geschenk für uns zurück.

Am nächsten Morgen ging es dann mit Bruno hoch auf 5000 Höhenmetern und wir frühstückten am Geysir Sol de Mañana. Man kann einfach so in das Vulkanfeld laufen und muss echt ein bisschen aufpassen, dass man nicht in eins der dampfenden Löcher tritt. Chico gruselte sich ganz schön vor den blubbernden Matschquellen und uns ging nach und nach die Puste aus. Nach 2 Stündchen hatten wir genug und wir fuhren weiter Richtung Süden.

Letzter Stop war dann die Laguna Blanca und die Laguna Verde. Von hier aus sollte es nach Chile über die Grenze gehen. Eigentlich wollten wir in der Laguna Blanca noch in eine heiße Quelle. Wir fanden die Quelle auch nach ein bisschen Suchen, da die Vicuñas darin standen und sich im heißen Wasser die Füße wärmten. Wir arbeiteten uns durch knöcheltiefen Schlamm bis zu der Stelle vor und entschieden uns dann doch dagegen. Uns war das Ganze mit dem starken Wind doch etwas zu kalt. Wir kochten dann in Bruno zum Mittagessen ein Festmahl, da die Chilenen uns an der Grenze alles abnehmen würden und schmausten nochmal so richtig.

Da wir gut in der Zeit waren dachten wir, wir gehen schon Nachmittags über die Grenze. Die Rechnung hatten wir aber ohne den bolivianischen Grenzbeamten gemacht, der an dem Tag entschieden hatte, schon um 16 Uhr Feierabend zu machen. Also verbrachten wir noch eine Nacht auf der Laguna Route, wurden von Schnee überrascht und rätselten, ob die Chilenen uns mit Chico am nächsten Tag reinlassen würden. Die Papiere sind ab Ausstellung 10 Tage gültig, aber niemand weiß, ob der Ausstellungstag schon mitzählt. Die Papiere waren vom 8.12. und die Grenze würden wir jetzt am 18.12. machen. Entweder waren die Papiere gerade noch gültig oder gerade abgelaufen…

Bolivien hat uns überrascht. Wir hatten keine Ahnung was uns erwartet, wenig bis kein Wissen über das Land und es war einfach durchweg fantastisch. Ein kleines Land, welches durch unendliche Wildcamping-Möglichkeiten, faszinierende Natur, interessante Städte und nette Menschen direkt einen Platz in unserem Herzen erobert hat. Wir haben hier nach dem Peru-Albtraum neue Kraft geschöpft und wieder Lust am Reisen gefunden. Der Abschied aus Bolivien fiel ohne Witz echt schwer und ich hoffe wir sehen uns nochmal wieder um die Regionen jenseits des Altiplano erkunden zu können. Boliviens politische Lage ist gerade auch nicht ganz stabil und wir hatten uns daher dagegen entschieden in die Krisengebiete des Landes zu fahren. Landschaftlich und kulturell müssen die aber auch nochmal ganz toll sein und für uns bleibt definitiv ein Grund nochmal wieder zu kommen.