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Category: 2019-2023 Panamericana

Tag 1198-1214 | Cafayate, Salta / Andolucas, La Rioja / San Juan Stadt, San Juan / Mendoza Stadt, Mendoza, Argentinien

Tag 1198-1214 | Cafayate, Salta / Andolucas, La Rioja / San Juan Stadt, San Juan / Mendoza Stadt, Mendoza, Argentinien

In Salta haben wir Abends dann noch Aly und Blake aus Oregon getroffen. Die zwei hatten wir in Peru kennengelernt und wir waren seitdem in Kontakt. Mit Burgern und einer Flasche leckerstem Torrontés feierten wir dann unseren ersten Abend außerhalb der Werkstatt.

Am nächsten Morgen ging es für uns dann wieder Richtung Cafayate und wie vorgenommen, machten wir noch eine Wanderung an der wundervollen Ruta 68 bis zur La Yesera. Die Farben der Berge bleiben unwirklich und wir sind tief beeindruckt, was sich die Natur hier ausgedacht hat.

Abends kamen wir dann wieder am Campingplatz in Cafayate an und man kannte uns noch. Wir trafen Jo und Michael, die die Panamericana mit dem Fahrrad fuhren. Wir luden sie auf Bier und Chips in Bruno ein und wir verbrachten einen sehr lustigen und sehr interessanten Abend zusammen. Die zwei waren sichtlich beeindruckt von unseren 4 Wänden, dem kühlen Bier aus dem Kühlschrank und der funktionierenden Elektrizität. Ich hab einen Heidenrespekt vor den Zweien. 100 km machen sie am Tag und sie haben 1 Jahr Zeit um in Ushuaia anzukommen. Wahnsinn! Stählerne Muskeln und Ausdauer haben die zwei definitiv mittlerweile entwickelt. Trotzdem würde ich nicht eine Sekunde mit ihnen tauschen. Fahrradfahren ist nicht so meins und bei den Pisten und Bergen, Regen und Wind würde ich vermutlich ununterbrochen jammern.

Jo und Michael hatten einen Kater von den zwei (!) Bier und blieben ungeplant dann auch noch eine Nacht. Nachmittags rollten dann auch Aly und Blake mit den Hunden Layla und Gilbert auf den Campingplatz und zusammen verbrachten wir noch einen weinreichen Tag. Abends gings dann erst noch in ein Restaurant für 5 Gänge mit Weinbegleitung und danach schon sehr gut gelaunt in die örtliche Bierkneipe. Als wir Jenga in Übergröße fanden, dauerte der Abend noch etwas länger als geplant und wir unterhielten den ganzen Laden.

Am nächsten Morgen wollten wir weiter, kamen aber nur 500 m weit. Eine Achsmanschette hatte es zerrissen und wir hatten uns geschworen, nix mehr auf die lange Bank zu schieben. Vor allen Dingen nicht vor den 1500 km die wir bis Mendoza zurücklegen mussten. Also rollten wir zurück auf den Campingplatz, bauten die Antriebswelle aus und tauschten die Achsmanschette gegen eine der alten, die wir vorsichtshalber behalten haben. Da es schon spät war, blieben wir noch eine Nacht und verbrachten einen gemütlichen Abend mit noch mehr Wein mit Aly und Blake.

Dann gings aber wirklich weiter und wir hatten auch in der Tat jetzt etwas Stress. Einige von euch wissen es schon, andere vielleicht nicht: Wir haben uns auf Arbeitsvisen in Kanada beworben und mittlerweile beide die Zusage. Nach der Zusage muss man das Visum aber innerhalb von einem Jahr aktivieren (= in Kanada einreisen) und für Hanno wurde es langsam knapp, da er schon im Februar 2022 die Zusage bekommen hatte. Also buchten wir einen Flug Santiago – Ottawa für Hanno und der ging schon in wenigen Tagen. Ich hab noch bis August Zeit, da mein Sachbearbeiter die Prüfung meines Backgrounds sehr genau genommen hatte und ich ein Führungszeugnis aus Mexiko brauchte, da ich länger als 6 Monate dort war…

Die nächsten Tage fuhren wir also viel und machten wenig. So kamen wir nach 3 Tagen in Mendoza an.

Hier gings auf den Campingplatz und nach einem Abend Stadt anschauen und mehr Wein trinken (dieses Mal aber mehr Roten und weniger Weißen) sollte es weiter gehen nach Santiago. Mendoza gefiel uns richtig, richtig gut. Grün, modern und mit netten Cafés und Restaurants. Wir schlenderten durch die Stadt und trafen einen Haufen netter Menschen. Der Busfahrer nahm uns umsonst mit, da wir keine Chipkarte hatten, die Kellner waren gesprächig und interessiert und die Taxifahrer super nett und zuvorkommend. Hier lässt es sich leben! Nach Wein und Essen gings noch eine Runde durch die Partymeile und wir bekamen einiges vom öffentlichen Leben der Stadt mit. Echt sympathisch!

Zu Santiago können wir nicht viel sagen, außer, dass die Kriminalität hoch ist und es keine gute Möglichkeit für sicheres und nettes Camping gibt. Die Aussicht eine Woche alleine abseits der Stadt in der Pampa zu stehen, während Hanno weg ist, war nicht so berauschend. Der Campingplatz war privat, aber der Besitzer mag wohl Menschen nicht so gerne, der Rest seiner Familie hat was gegen Camping auf dem Grundstück, es gibt weder Duschen noch Waschmöglichkeiten und das ganze ist auch eigentlich nur ein Schotterplatz auf Privatgelände. Dazu kommt, dass es so weit ab vom Schuss ist, dass man nicht in die Stadt kommt, außer mit dem eigenen Wagen. Hmmmmm. Zwei Tage vor Hannos Abflug entschieden wir ziemlich spontan, dass Bruno, Chico und ich in Mendoza auf dem schönen Campingplatz bleiben und Hanno am nächsten Tag nach Santiago fliegt und von dort dann weiter. Also bereiteten wir alle Papiere vor, die er für die Einreise brauchte, klärten die letzten Dinge und buchten die Flüge von und nach Mendoza.

Das war dann ein ganz schön verrücktes Gefühl als Hanno am nächsten Morgen ins Taxi Richtung Flughafen stieg. Wie lange wir beide nicht alleine waren. Und ich war noch nie alleine mit Bruno. Am Anfang echt komisch, aber das Bett für sich zu haben, war schon nicht schlecht, gerade bei 37 Grad und wenig Abkühlung in der Nacht. Für die Woche ohne Hanno hatte ich eine lange ToDo-Liste. Denn auch wenn Hanno aus Kanada zurück kam, waren wir ziemlich im Zeitstress und ich wollte davor so viele ToDos von der Liste streichen, wie möglich. Chico brauchte so einen Tag bis er herausfand, dass einer fehlte. Ab dem Zeitpunkt war er dann wohl der Meinung, dass er jetzt der Mann im Haus ist und ich wurde direkt mal mit einem toten Vogel versorgt. Wäre nicht nötig gewesen, aber er bestand darauf, dass ich ordentlich versorgt werde. Außerdem ließ er mich keine Sekunde mehr aus den Augen. Ich glaub er hatte Schiss, dass ich auch noch spurlos verschwand. Er heulte den kompletten Campingplatz zusammen, sobald ich mich von Bruno entfernte, und beruhigte sich erst wieder wenn ich zurück war.

Das ich männerlos war fiel auch auf dem Campingplatz auf und so wurde ich direkt von Renate und Thomas adoptiert. Die zwei campten auf dem Stellplatz neben uns und machten in Mendoza Urlaub. Vor 28 Jahren waren sie aus Deutschland und Österreich nach Paraguay ausgewandert und in der nächsten Woche versorgten sie mich regelmäßig mit Abendessen, Obst und Wein und ich durfte ihren unglaublichen Geschichten aus 28 Jahren Paraguay lauschen. All die verrückten Geschichten zu den Locals, ihren Traditionen, Aberglaube, Denkweisen und auch die Geschichten zu unglaublich naiven und unvorbereiteten Auswanderern könnten einen eigenen Blog füllen. Ich hab verdammt gut gelacht in der Woche! Chico fühlte sich auch direkt wohl und als es von Renate ein großes Paket Rindfleisch für ihn gab, war er eh hin und weg.
Morgens wurde von nebenan immer direkt kommentiert, wann ich aufgestanden war und wie lange ich geschlafen hatte und Thomas haute regelmäßig Sprüche raus, die ich sonst nur von Papa zu hören bekomme. Fühlte sich also ein bisschen wie zu Hause an und machte das Alleinsein deutlich erträglicher.

Auch Aly und Blake leisteten mir die letzten Tage noch Gesellschaft und so kam ich auch mal weiter als nur bis zum nächsten Supermarkt und wir schauten uns einen Abend das Fest zum Schutzpatronen der Reiter an. Interessant wie modern die Kirche hier ist. Das ganze war mehr ein Volksfest mit Essensbuden, Zuckerwatteverkäufern, dazwischen Predigten im Vorhof der Kirche und kleine Ständen die eine irre Mischung von Marienskulpturen, Glücksbringern und Hundespielzeug verkauften.

Mit den ToDos und guter Gesellschaft ging meine Zeit dann doch sehr schnell rum und ich freute mich auf Hannos Rückkehr.

Bei Hanno lief es eigentlich auch ganz gut. Mit Santiago konnte er sich nicht anfreunden und in Toronto wurde sein Weiterflug nach Ottawa gecancelt, aber auch schnell der Ersatzflug geregelt. Nach Ottawa musste er noch aus geschäftlichen Gründen. Als er endlich ankam wurde er von Kälte und Schnee überrascht. Zum Glück wars nicht ganz so furchtbar kalt wie die Vorhersage angekündigt hatte. Er tauchte schnell wieder ein ins nordamerikanische Leben und die Annehmlichkeiten und nachdem sein Arbeitsvisum aktiviert und sein geschäftlicher Termin auch vom Tisch war, gings erstmal Shoppen. Decathlon, Patagonia, H&M und noch ein bisschen Amazon. Dazu gabs selbstverständlich eine Runde Tim Hortens Kaffee und er fand auch eine Bude mit meinen geliebten Beavertails. Auf die freu ich mich jetzt schon! Bei den Fotos die Hanno die Tage so schickte bekam ich echt ein bisschen Sehnsucht nach Kanada.

Auf dem Rückweg hatte Hanno dann 10 Stunden Aufenthalt in New York. Praktisch, denn so konnte er auch dort noch die Amazonbestellungen einsammeln, während er die Flughafen wechselte. Tja und dann wurde sein Flug nach Santiago gecancelt und die Odyssee mit Latam Airlines begann. Nach stundenlangem Diskutieren und unterirdischem Kundenservice hatte er endlich ein Hotelzimmer und ein Voucher für Essen, sowie einen neuen Direktflug am nächsten Tag. Ich musste also noch einen Tag länger auf Hannos Rückkehr warten, aber er hatte dafür Zeit für Steak, Craft Beer und den Timesquare. Er musste jetzt einfach das Beste draus machen und New York machte es ihm zum Glück einfach. Oh New York! Du wundervolle Stadt. Da wär ich doch ganz gerne dabei gewesen.

Die Freude war groß, als Hanno dann einen Tag später endlich wieder zu Hause war. Chico hatte ihn auch vermisst und ziemlich oft auf dem Campingplatz gesucht. Wir blieben noch eine Nacht und Hanno holte ein bisschen Schlaf nach. Als alles Gepäck wieder ausgepackt und verstaut war, testeten wir noch Brunos Zylinderkopfdichtungen mit dem Testset, welches wir bei Amazon gekauft hatten. Da er immer noch gelegentlich heiß wurde, war unsere Vermutung mittlerweile, dass dort was im Argen ist. Das wäre ziemlich schlecht und würde wohl unseren Aufenthalt in Südamerika nochmal verlängern. In einer europäischen oder kanadischen Werkstatt würde die Erneuerung der Zylinderkopfdichtung wohl einen wirtschaftlichen Totalschaden bedeuten. Zum Glück war alles in Ordnung und uns fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Keine Abgase im Kühlsystem! Vermutlich sind wir dann doch einfach ein bisschen sehr sensibel und unterschätzen die Auswirkung der Höhe und der Hitze hier unten.

Für die Weiterfahrt stand also nix mehr im Weg und wir hatten ambitionierte Pläne. Bis Ende Februar wollten wir in Ushuaia sein und das Ende der Straße erreichen, damit wir noch was vom Sommer und Herbst in Patagonien mitbekommen und nicht zu tief in den Winter geraten. Aber erstmal gings noch nach Santiago, wo Ersatzteile bei DHL auf uns warteten. Nach Argentinien darf man als Privatperson keine Ersatzteile importieren, daher blieb uns leider nix anderes übrig. Kompliziert wie immer und wir zahlten mal wieder die deutsche Mehrwertsteuer um dann auch nochmal die in Chile zu zahlen. Leider gabs keinen Weg drumrum und wir bissen die Zähne zusammen. Hoffentlich fürs erste die letzte Bestellung.

Tag 1182-1198 | Purmamarca, Jujuy / Salta, Cachi, Seclantás, Rio Calchaqui, Cafayate, Ruta 68, Salta, Argentinien

Tag 1182-1198 | Purmamarca, Jujuy / Salta, Cachi, Seclantás, Rio Calchaqui, Cafayate, Ruta 68, Salta, Argentinien

Oh Argentinien. Wir haben in der ersten Sekunde unser Herz verloren. Mit deiner Gastfreundschaft, deiner unglaublichen Landschaft und deiner Leichtigkeit hast du uns direkt in deinen Bann gezogen.

Wir waren etwas unsicher ins Land gestartet. Inflation von mittlerweile über 100% konnte ja eigentlich nix Gutes bedeuten und wir erwarteten ein Land voller unzufriedener Menschen die in eine unsichere Zukunft blicken. Wie falsch konnten wir liegen? Stattdessen fanden wir Messi und den anhaltenden Triumph zur gewonnenen Fußballweltmeisterschaft einfach überall. Die Menschen sind so unglaublich gastfreundlich, hilfsbereit und zuvorkommend. Wir sind so sprachlos und so positiv überrascht. Hier haben wir innerhalb kürzester Zeit einen Haufen super netter Menschen kennengelernt, mehr als in allen anderen südamerikanischen Ländern zuvor. Uns wird geholfen, wir werden aktiv angesprochen, man verzeiht uns unser brüchiges Spanisch und man ist uns wohlgesonnen.

Nach einem sehr entspannten Grenzübertritt, an dem niemand die so schwer zu beschaffenden Papiere für Chico sehen wollte, gings also Richtung Purmamarca. Alleine die Strecke bis dort war schon einfach sehenswert. Bunte Berge, Salzwüsten und Weite.

In Purmamarca hielten wir um eine Handykarte und ein paar Lebensmittel zu besorgen. Was ein süßes Dörfchen. Wir entschieden noch eine Runde durch die Gässchen zu schlendern und beim örtlichen Metzger Hack für Spaghetti Bolognese zu kaufen.

Dann gings zu unserem Spot für Silvester zu den Los Colorados. Von hier aus hatten wir den perfekten Blick aufs Dorf und gleichzeitig unsere Ruhe.

Wir kochten gemeinsam, spielten ein paar Runden Kniffel und versuchten uns wach zu halten. Um halb 11 fiel uns dann auf, dass Chico sich schon ganz schön lange nicht blicken lassen hatte. Normalerweise checkt er so jede Stunde nochmal ein um zu schauen ob zu Hause alles gut ist. Ich hatte ein schlechtes Gefühl und so gingen wir ihn suchen. Nach einer halben Ewigkeit und vielen Rufen hörte ich ihn dann endlich miauen. Er war furchtbar weit weg und hatte sich vermutlich verlaufen. Ohje ohje, da kam dann ein ganz schön verzweifeltes, aufgeregtes Katerchen angelaufen. Nochmal Glück gehabt!

Wir entschieden dann drinnen zu bleiben und das Feuerwerk mit einem Gläschen Sekt von der Fahrerkabine aus zu schauen. Es wurde 0:00 Uhr, es wurde 0:05 Uhr. Alles bleib still. Keine Geräusche aus dem Dorf. Also stießen wir an, zuckten mit den Schultern und gingen wenig später ins Bett. Auch gut.

Am nächsten Morgen machten wir dann einen Spaziergang durch die unglaublich farbenfrohen Berge. Da bekam ich doch noch meine Rainbow Mountains, die ich in Peru wegen der Unruhen nicht mehr zu Gesicht bekommen habe.

Dann drehten wir noch mit Bruno eine Runde bevor es Richtung Salta ging.

Wir wählten die Nebenstrecke nach Salta und wurden von Grün überrollt. Wahnsinn. Jetzt erst fiel uns auf, wie sehr wir Bäume und saftig grüne Wiesen vermisst hatten. Wir waren jetzt gefühlte Ewigkeiten im Hochland und in der Wüste gewesen und der Anblick von Wald und Wiesen tat einfach so unglaublich gut. In Argentinien gibt es das erste Mal wieder staatliche Campingplätze und die sind hervorragend organisiert und ausgestattet. Pool, heiße Duschen, Strom, Grill an jedem Stellplatz, Tische und Bänke, Waschbecken für Wäschewaschen, kleine Aufenthaltsräume, tierfreundlich. Und das alles für einen unschlagbaren Preis. Wir zahlten 4 Euro für die Nacht am größten Pool den wir bisher zu Gesicht bekommen haben.

In Salta hieß es dann erst Mal einiges organisieren. Wir mussten an Geld kommen. Da die Regierung von Argentinien aber künstlich den Wechselkurs im Land und bei den Banken hoch hält gibts hier nur eine sinnvolle Möglichkeit an Bargeld zu kommen: Western Union. Der offizielle Wechselkurs liegt bei 1 Dollar=190 Pesos. Bei Western Union bekommen wir für 1 Dollar ganze 400 Pesos. Damit kostet für uns in Argentinien alles die Hälfte, wir müssen aber diesen komplizierten Weg gehen und uns selbst Geld auf einen Western Union Account überweisen um an den guten Wechselkurs zu kommen. Aber es lohnt sich und wir freuten uns über den ersten großen Supermarkt und eine relativ kleine Rechnung. Auch ein Soda Stream zog endlich in den Camper ein und der kostete uns nur unschlagbare 25 Dollar.

Dann hatten wir noch einen Termin in einer Werkstatt um Brunos Kühlsystem nochmal komplett zu checken und die undichte Dichtung am Kettengehäuse auszutauschen. In Guillermos Werkstatt fühlten wir uns direkt wohl und Mario ist ein guter Mechaniker. Gemeinsam mit Mario tauschte ich dann die Wasserpumpe, das Thermostat, kontrollierte alle Schläuche und Verbindungen und reinigte die ganzen Komponenten gründlich. Hanno war währenddessen mit Guillermos Bruder Hernan in der Stadt unterwegs und besorgte neue Kühlerflüssigkeit, einen neuen Allradsensor und brachte den Kühlergrill zum reinigen. Wir schliefen eine Nacht in der Werkstatt und waren am darauf folgenden Tag wieder startklar. Mit Guillermo hatten wir mittlerweile auch besprochen, dass wir den Rost am Fahrerhaus bei ihm behandeln lassen wollen und einen Schweißer und Lackierer brauchen. Zusätzlich wollten wir neue Blattfederpakete verbauen. Brunos Hintern hing ein wenig.

Da wir in der Urlaubszeit waren würde das ganze aber erst in 1,5 Wochen gehen. Guillermo würde seine Werkstatt zur Verfügung stellen und externe Schweißer und Lackierer würden bei ihm arbeiten. Wir drehten also eine Runde durch den Bundesstaat Salta, bevor wir für ganze 2 Wochen in die Werkstatt zogen.

Die erste Route führte uns über Schotterpiste bis nach Cachi. Von dem Örtchen hatten wir irgendwie mehr erwartet. Wir fuhren etwas durchs Hinterland und fanden einen schönen Campspot am Fluss. In Argentinien ist Fleisch grillen Volkssport und so haute Hanno abends Gemüse und Steak auf den Grill und wir fanden endlich eine Verwendung für unser Feuerholz, welches wir seit Ecuador auf dem Trittbrett mit uns rumfahren.

Von Cachi ging es bis nach Seclantás, wo wir bei deutschen Hippies campten. Die Campsite war sehr schlecht ausgestattet und sehr teuer und die Besitzer mit ihren Meinungen und Ansichten überhaupt nicht unseres. Nach einer Nacht verabschiedeten wir uns lieber wieder.

Am Rio Calchaqui fanden wir dann unseren Spot und blieben zwei Tage und Nächte. Herrlich! Hanno bekam einen Haarschnitt, Chico konnte rennen, wir machten es uns gemütlich und die Aussicht war phänomenal.

Dann gings ins kleine Cafayate. Cafayate ist Weinanbaugebiet und berühmt für seinen Torrontés. Bevor es für zwei Wochen in die Werkstatt ging, machten wir es uns dann nochmal schön und verbrachten einen lustigen Tag mit Daydrinking. Als erstes führte unser Weg ins Weinmuseum. Nachdem wir einiges gelernt hatten probierten wir noch ein paar Weine und futterten Empanadas. Dann fanden wir noch die berühmte Eisdiele des Ortes und probierten das Wein-Eis. Das ist quasi ein Sorbet und echt intensiv vom Geschmack.

Am nächsten Tag gings dann zum Mittagessen in die Casa de las Empanadas und wir probierten einfach alle 12 verschiedenen Sorten. Die Empanadas aus dem Bundesstaat Salta sind wohl die besten des Landes und wir fanden sie auch richtig gut!

Dann gings zum Weinverkosten in ein Weingut und wir probierten Rotweine und Weißweine. Hier fanden wir unseren bisher liebsten Torrontés und packten direkt eine Flasche mit ein um mit ihr zu feiern, wenn wir aus der Werkstatt raus kamen. Abends gingen wir noch sehr sehr gut Essen, gerade der Nachtisch (Schoko-Mousse) haute uns vom Hocker und der Abend wurde abgerundet von sehr guter Live-Musik.

Zurück nach Salta nahmen wir dann die Ruta 68 und hielten an ein paar Attraktionen. Wahnsinnig schöne Strecke. Wir nahmen uns vor auf dem Weg Richtung Süden hier noch eine Wanderung zu machen. Hätten wir gewusst, dass die Strecke so schön ist, hätten wir uns vermutlich die mühsame Strecke über Cachi und knapp 300 km Staub und Dreckpiste gespart.

Montags gings dann morgens in die Werkstatt. Den gesamten Tag bauten Hanno und ich Türen, Scheiben, Verkleidung, Motorhaube und Co ab. Was wir fanden war definitiv mehr Rost als erwartet. Als ich den Teppich aus dem Fahrerhaus entfernte, tat sich ein Loch im Radkasten auf, welches uns freien Blick auf die Reifen gewährte. Als wir die Scheibenrahmen entfernten, fanden wir auch noch ein paar ziemlich große Löcher. Uiuiui. Das wurde allerhöchste Zeit.

Dienstag kamen dann die 4 Herren und es wurde mit Vollgas gestartet. 12 Stunden lang wurde geflext, Blech gebogen, zurecht gehämmert und geschweißt. Abends mussten wir dann reklamieren. Die hatten echt einfach den Rost am Scheibenrahmen mit einem neuen Blech abgedeckt und zugeschweißt. Wir hatten uns kurz bei Guillermo versichert, ob das ernsthaft die gängige Arbeitsweise in Argentinien ist. Als er verneinte und den altbekannten Satz:“Rost ist wie Krebs, das breitet sich aus“ raushaute machten wir Dampf. Die Herren mussten dass Blech wieder rausflexen. Sagen wirs so, die Stimmung kippte an diesem Tag.

Der nächste Tag startete dann auch nicht sonderlich gut. Beim ersten Schweißen stand der Schweißer in Brand. Die Kabel hatten ein Leck und es gab eine Explosion. Daraufhin brannten Schuhe und Socken und der Schweißer zog sich Verbrennungen zu. Arbeitssicherheit? Davon hatten die eh noch nie gehört. Uns waren die Gasflaschen und geflickten Plastikschläuche von Anfang an nicht koscher gewesen. Zum Arzt wollte der Schweißer nicht und versicherte uns immer wieder das alles gut ist. Wir konnten dann am Ende nix für ihn tun, außer ihm ein paar Socken schenken, damit er wenigstens noch irgendwas an den Füßen hatte.

Die restlichen Tage bis zum Wochenende liefen reibungslos. Wir arbeiteten mit, besorgten Werkzeug und Material (abgesehen vom Schweißgerät, Blechschere und einer Flex hatten sie nix mitgebracht) und schauten den Herrschaften ganz genau auf die Finger. Freitag Abend war dann tatsächlich alles geschweißt und der Lack trocknete. Scheibenrahmen, Chassis, Radkästen und einige kleinere Stellen an der Kabine. Wir freuten uns darauf, dass es in der nächsten Woche ans zusammenbauen ging und waren aber auch ganz schön fertig von der Woche.

Fürs Wochenende hatten wir uns in ein Hostel eingemietet. Das hatten wir auch bitter nötig. In der Werkstatt war es permanent 35-40 Grad und kühlte auch Nachts nicht ab. Dusche war auch nicht vorhanden und wir sehnten uns sehr nach sauber werden. Mittags machten Guillermo, Hernan und Mario von 13-16 Uhr Pause und mit geschlossenem Hallentor wars noch schlimmer. Wir verbrachten einige Mittage auf dem etwas kühleren Fliesenboden und Chico wäre am allerliebsten in den Kühlschrank gezogen. Von Montag bis Freitag hatten wir durchgehend von 8-20 Uhr gearbeitet. Ich Vollzeit mit den Männern und Hanno im Wechsel zwischen Laptop und Auto.

Im Hostel wurden wir super lieb empfangen. Chico war der erste Katzengast und wurde direkt ins Herz geschlossen. Als wir nach der langen, bitter nötigen Dusche gegen 22 Uhr endlich vor unseren Pizzen saßen ging unser Gastgeber mit Chico an der Leine eine Runde spazieren, damit wir in Ruhe essen können.
Samstag schliefen wir dann bis 13 Uhr. Krass, waren wir fertig. Den Rest des Wochenendes verbrachten wir dann mit arbeiten und einiger Recherche und Planung zur Weiterreise.

Montag morgen gings dann weiter. Insgesamt mit dem ganzen Feinschliff brauchten Hanno und ich 2 Tage um die ca. 200 Schrauben wieder an Ort und Stelle zu bringen, alles wieder zu verbauen und anzubringen, abzudichten und zu lackieren. Wir hatten uns geschworen das alleine zu machen, damit es vernünftig wird und sind sehr froh über diese Entscheidung. Das wäre pures Chaos geworden mit den 4 Männern die nur darauf bedacht waren möglich schnell fertig zu werden um möglichst viel Geld für wenig Stunden zu kassieren. Als Bruno dann wieder auf seinen Vorderreifen stand wurden hinten die Blattfedern ausgebaut und zum Experten gebracht. Die Federn wurden nachgebogen und eine weitere Lage eingefügt. Bis die Federn zurück kamen tauschten wir dann noch die Dieselfilter und richteten die Fahrerkabine wieder her. Den Teppich haben wir neu verlegt, Sitze wieder eingebaut und all das Zeug wieder verstaut was wir so hinter den Sitzen mit uns rumfahren.

Auch die zum zweiten Mal gebrochene Aufhängung unserer Containerräder (Top Qualität aus Panama 😐 ) schweißten wir noch, wechselten das Ölbad und den Luftfilter und wechselten das Motoröl.

Donnerstag morgen waren die Federn dann wieder eingebaut und wir rotierten noch die Reifen. Dann gings noch an einen undichten Simmering am Verteilergetriebe und wir stellten fest, dass das Lager der Antriebswelle total im Eimer war. Vermutlich haben wir uns deswegen die Reifen so ungleichmäßig abgefahren. In einem Zuge haben wir die Kugelköpfe/Traggelenke auch noch erneuert. Da Dichtungen, Kugellager und Kugelköpfe so mies waren, haben wir es gleich auf beiden Seiten neu gemacht. Das war eine gute Entscheidung, denn die zweite Seite war gefühlt noch mieser.

Freitag Abend waren wir dann mit Punktlandung 20 Uhr fertig. Nach den zwei Wochen waren wir einige Pesos und einige Kilo leichter. Wir sind aber auch erleichtert, dass wir uns keine Sorgen mehr machen müssen, dass der Regen die Fahrerkabine flutet oder während der Fahrt die Motorhaube abfällt. Auch, dass das Leck am Getriebe weg ist und Bruno nicht bei jedem Hubbel komplett einfedert ist ganz nett. Insgesamt ein gutes Gefühl, wenn man so viele Baustellen geschlossen hat. Das Rostproblem fahren wir ja schon seit einem Jahr mit uns rum. Es ist super schwer einen Ort zu finden wo man den Menschen vertraut und sich wohl genug fühlt um das Auto so auseinander zu bauen das man fahrunfähig ist. Wir sind froh, Guillermo und seine Werkstatt dafür gefunden zu haben.

In unserer zweiten Woche, wieder alleine am Auto, ärgerten wir uns aber auch noch ziemlich, da die externen Schweißer und Lackierer es geschafft hatten unseren brandneuen Bosch Akkuschrauber und diverse Bits und Bohrer innerhalb von 4 Tagen zu ruinieren und auch den Drehmomentschlüssel und der Wagenheber kaputt zu machen.

Wir verabschiedeten uns Freitag Abend dann von unseren neuen Freunden Guillermo, Hernan und Mario und können den dreien nicht genug danken für ihre Gastfreundschaft, Kompetenz, Ruhe und Hilfe.

Jetzt hoffen wir, dass es das erstmal war mit Bruno-reparieren und wir entspannt bis Ushuaia kommen. Auf denen Fall war und ist unsere Liste jetzt schon ein paar Tage bei Null To-Dos. Grund zu feiern!