Tag 1033-1045 | Mocoa, Trampolin del Diabolo, Putumayo / Laguna de la Cocha, Pasto, Chimayoy Nationalpark, Las Lajas, Nariño, Kolumbien
Am nächsten Morgen fuhren wir früh aus der Geisterstadt und bewältigten die letzten 50 km bis nach Mocoa. Die Stadt selbst wirkt etwas chaotisch, aber sympathisch und wir checkten erst einmal den Internetempfang. Wir hatten vor eine Woche in der Region zu bleiben, damit Hanno nochmal konzentriert und am Stück arbeiten konnte. Aber wie so oft sind die schönsten Orte dieser Welt, in diesem Fall eine kleine Lodge am Amazonas, ohne Handynetz. Wir fuhren trotzdem hin und drückten uns selbst die Daumen, dass das WiFi an der Lodge schnell genug ist.
So rollten wir bei der Posada Dantayaco auf den Parkplatz. Direkt wurden wir von den Hunden schwanzwedelnd begrüßt und kurz darauf auch von Juan Pablo und seiner 80 jährigen Mutter.
Die beiden laden Overlander in Campervans ein, kostenlos auf ihrem Grundstück zu stehen. Juan Pablo bestand dann darauf, dass wir tiefer aufs Grundstück fahren und uns mitten in den Garten stellen. Durch den Regen hinterließen unsere Reifen ganz schöne Spuren, aber das einzige was für Juan Pablo zählte, war, dass wir gut standen.
Die Gastfreundschaft des gesamten Teams war unglaublich und wieder ärgerten wir uns, dass für viele Gespräche unser Spanisch nicht reicht.
Die Posada Dantayaco ist und bleibt mein Kolumbien-Camping-Highlight. Ein kleines, großes Paradies. Wir konnten kostenlos Toiletten und Duschen nutzen, bekamen täglich Besuch von Totenkopfäffchen, Tamarins und diversen Vögeln. Ich persönlich liebe solche Angebote von kostenlosem Campen gegen Konsumieren. Selbstverständlich ist für uns dann, dass wir im Restaurant täglich was essen und so ein bisschen Geld bei den Leuten lassen. Leider scheinen nicht alle Reisende so zu denken und so werden diese Angebote immer rarer und die Leute weniger offen gegenüber Reisenden mit kleinem Budget. Das ist schade, aber auch absolut nachvollziehbar.
Das Wifi im Restaurant war dazu erstaunlich schnell und das Essen super. So war es kein Wunder, dass wir eine komplette Woche blieben, uns durch die Speisekarte schlemmten und der Abschied schwer viel. Die anderen Gäste und Restaurantbesucher waren offen und freundlich und so hatten wir auch einigen Besuch bei Bruno und kamen in den Genuss von Abendprogramm, netten Gesprächen und Insider Tipps.
Wir fühlten uns einfach so herzlich aufgenommen und so willkommen. Die Hunde akzeptierten Chico und die Hähne und Hennen wurden täglich von Chico gestalked. Die Äffchen dagegen hatten Angst vor ihm, waren aber gleichzeitig zu neugierig um dem Camper fern zu bleiben. So wurden wir eigentlich täglich von ihrem schrillen Geschrei geweckt, wenn sie Chico hinter den Fensterscheiben entdeckten. Von Tag zu Tag wurden sie mutiger und kamen näher ran. Es fehlte nicht mehr viel, da hätte der erste Affe bei uns im Auto gesessen. Es war einfach super schön an der Posada.
Nach 5 Tagen wechselhaften, regnerischen Wetters, welches uns aber nicht störte, da wir auch am Strom der Posada angeschlossen waren und im Restaurant gemütlich und trocken die Tage verbringen konnten, kam die Sonne raus.
Das war unser Startsignal um einen Tag Arbeitspause zu machen. Wir packten die Rucksäcke und wanderten zum Fin del Mundo (Das Ende der Welt). Für mich waren es die ersten Schritte in den Amazonas und ein kleiner Traum wurde war. Seit Hanno 2011 im Amazonas war, träume ich davon selbst mal dort zu sein.
Der Tourismus kommt auch in Kolumbien erst langsam wieder auf die Beine und so waren mit uns insgesamt 6 Leute am Ende der Welt.
Wir genossen die Wanderung in vollen Zügen, staunten über die Natur und das Wasser, durchwateten das kalte Nass und kamen am Ende am Wasserfall an.
Der Ausblick war phänomenal und nachdem wir mit Seilen gesichert bis an den Rand des Wasserfalls herantreten konnten, ging es danach noch eine Runde schwimmen. Es war erstaunlich kalt und wir hielten es nur kurz aus, bevor wir den Rückweg antraten.
Am Samstag stand dann eine der anstrengendsten Fahrten in Kolumbien an. Die Straße hieß „Trampolín del diablo“ also Trampolin des Teufels. Die Schotterpiste durch die Anden gilt als eine der gefährlichsten Straßen der Welt. Gefährlich macht die Straße, dass sie nicht befestigt ist, immer wieder durch Erdrutsche zerstört wird, fast ausschließlich einspurig und sehr kurvenreich ist. Ein falsches Manöver und man stürzt tief in eine Schlucht.
Weil das nicht Nervenkitzel genug war, regnete es in Strömen, sodass Teile der Stecke geflutet waren und auf der Höhe kam dann noch dichter Nebel dazu, der uns die Sicht raubte. Nach 35 km und 2,5 Stunden Fahrt, machten wir auf der Hälfte der Strecke Mittagspause. Chico hatte bereits gekotzt, ich hatte einige Male im strömenden Regen gestanden um Hanno einzuweisen und Hanno war einfach müde vom Konzentrieren.
Die zweite Etappe ging dann zum Glück etwas schneller und wir freuten uns, als wir kurz vor 17 Uhr wieder Asphalt unter den Reifen hatten. Das fühlt sich nach so langer Strecke auf Schotter die ersten Kilometer immer irgendwie komisch an. Als würde man über Watte fahren.
Im kleinen Örtchen an der Laguna de la Cocha wollten wir frische Forelle probieren. Das angepeilte Restaurant war zwar noch auf, die Familie aber sichtlich irritiert, dass da zwei Europäer auftauchen die nach Abendessen fragen. In vielen der lateinamerikanischen Länder isst man deutlich früher als bei uns und das Restaurant war im Begriff zu schließen – um 17:30 Uhr.
Mit ein bisschen Überredungskunst schmissen sie den Herd nochmal an und zauberten uns ein drei Gänge Menü inklusive frischem Saft aus heimischen Früchten. Das ganze bekamen wir zum Mitnehmen und so konnten wir abends auf dem Parkplatz vor dem Restaurant alles nochmal aufwärmen. Es war kalt und wir schalteten sogar noch die Heizung an, bevor wir uns ins Bett kuschelten und noch einen Film schauten.
Da kein Handyempfang vorhanden war, drehten wir am nächsten Tag noch eine Runde um die Lagune und durchs süße Dörfchen. Nachmittags fanden wir nach 1,5 Stunden Schotterpiste am Ufer entlang einen Platz für die Nacht. Am nächsten Tag würde es allerdings früh wieder weiter gehen, damit Hanno pünktlich zum Meeting um 6 Uhr morgens wieder Internet hat.
Leider waren beide Tage an der Laguna ziemlich grau und nass, aber bei gutem Wetter ist es sicher nochmal schöner dort.
Nach einem Vormittag auf dem Marktplatz (neben der Antenne fürs Internet) ging es dann in die nächste und letzte große Stadt auf kolumbianischen Boden – Pasto!
Pasto nutzten wir für einen letzten Einkauf und fuhren dann in den kleinen Nationalpark am Stadtrand.
Dort war es voll, es war aber auch Sonntag und wir verkrochen uns bis es Abends ruhig wurde und der Parkplatz sich lichtete. Dann ging es spazieren mit Chico und wir genossen die Ruhe und die schönen Wanderwege.
Im Park bleiben wir insgesamt 2 Tage und 2 Nächte und gingen ausgiebig mit Chico durch den Wald spazieren.
Dann stand auch schon unsere letzte Etappe in Kolumbien an. Unser Flug nach Deutschland rückte immer näher und wir mussten schauen, dass wir mit etwas Puffer in Ecuador ankommen.
Letzter Stop in Kolumbien war dann Las Lajas, ebenfalls im Bundesstaat Nariño. Wir parkten auf dem Parkplatz der Gondel und entschieden uns erst am nächsten Tag mit der Gondel bis ins Dorf zur berühmten Kathedrale zu fahren.
Abends wollten wir die Lichtshow noch von einem Aussichtspunkt sehen, hatten die Planung aber ohne die Straßenhunde gemacht, die Fremden gegenüber richtig aggressiv sind. Wir bewaffneten uns mit Steinen und schafften es zum Glück unversehrt wieder zurück zu Bruno.
Am nächsten Morgen ging es dann Mittags mit der Gondel ins Tal und wir staunten nicht schlecht. Wunderschön und kitschig! Wir erkundeten die Wege um die Kathedrale bevor wir uns auf die Suche nach was Essbaren machten. Am Ende landeten wir in einer Kantine und bis auf die Vorspeisensuppe war das Essen nur medium-genießbar. Wir beteten zu unserem Reisegott, dass wir für den morgigen Grenzübertritt von der Scheißerei verschont blieben. Ist gut gegangen. Scheint so als wären wir mittlerweile abgehärtet.
Abends trafen wir auf dem Parkplatz dann noch Elisabeth, eine Deutsche die nach Australien ausgewandert ist und nun mit ihrem Hund in ihrem Toyota um die Welt reist. Elisabeth würden wir auch auf unserer ersten und erstmal auch einzigen Station in Ecuador wieder sehen.
Wir machten uns am nächsten morgen um 7 Uhr auf den Weg. Auf der 10 km Strecke von Las Lajas bis zur Grenze schwiegen wir. Überall junge alleinreisende Männer und große Familien, bepackt und zu Fuß unterwegs. Flüchtlinge, die hoffen in Kolumbien ein besseres Leben zu finden.
Wir fuhren vorbei an Polizei, Zelten von Flüchtlingsorganisationen, Immigrationscheckpoints und den ganzen erschöpften Menschen, die am Straßenrand liefen, saßen oder schliefen. In Guatemala hatten wir das erste Mal Kontakt zu Flüchtenden, aber seither waren sie uns nicht mehr begegnet. Hier dagegen, wurde die Not der Menschen wieder deutlich und einmal mehr mussten wir feststellen, wie gut wir es haben.
Die Ausreise aus Kolumbien ging einigermaßen schnell und als reiche Europäer wurden wir vorbei geschleust und schnell abgefertigt.
Auch in Ecuador waren wir schnell eingereist und die meiste Zeit kosteten mal wieder Brunos Papiere. Chico reiste als blinder Passagier ein.
Noch Vormittags waren wir durch und stellten eine persönliche Bestzeit auf: Ausreise und Einreise in insgesamt einer Stunde und dazu die erste Grenze seit langen, bei der wir nix bezahlen mussten.
Best of 47 Tage/ 3605 km Kolumbien findet ihr hier: