Tag 1070-1079 | Otavalo, Laguna Cuicocha, Imbabura / Cotopaxi Nationalpark, Cotopaxi / Cayambe-Coca Nationalpark, Papallacta, Peña Pivico, Tena, Amazonas, Napo, Ecuador
Auf dem Weg zu einer Lagune verfranzten wir uns so richtig in einem kleinen Örtchen mit lauter übel steilen und engen Straßen. Am Ende wurde es dunkel und wir entschieden uns für den bereits bekannten Campingplatz in Otavalo. Dort trafen wir ein Pärchen aus den Niederlanden und entspannten uns eine Runde. Vielleicht hatten wir etwas zu viel gewollt an unserem ersten Reisetag und waren etwas spät aufgebrochen…
Mit neuem Elan ging es dann zwei Tage später zur Laguna Cuicocha auf 3600 Höhenmeter. 12 km sollte der Rundweg um den Krater sein und da das Wetter mitspielte, machten wir uns auf den Weg. Die Höhe merkten wir, aber die Wanderung war wunderschön und nach den ersten Metern kam die Freude am Reisen zurück, die wir bei den ganzen Baustellen und der langen Zeit in Ibarra etwas verloren hatten.
Am selben Tag ging es dann noch bis zum Äquator. Verrückt, die erste Hälfte der Welt hatten wir echt geschafft, nach 1071 Tagen. Jetzt ging es an den zweiten Teil, hoffentlich ohne große Pandemie und etwas zügiger.
Der Campground war ein Parkplatz und wir waren wenig begeistert. Also blieb es beim dort schlafen und wir machten uns morgens auf den Weg zu unserem ersten großen Highlight in Ecuador. Den Vulkan Cotopaxi.
Zur Akklimatisierung schliefen wir auf einer Hacienda. Wir wurden super herzlich empfangen, es gab heiße Duschen und es war einfach wunderschön dort. Auf 3600 m schliefen wir also für eine Nacht bevor es hoch hinaus ging. Morgens bevor wir loßfuhren, ließ sich der Cotopaxi das erste Mal zwischen den Wolken blicken. Wunderschön und er versprach uns einen grandiosen Tag.
Tiere sind in Ecuadors Nationalparks strengstens verboten. Für Chico heißt das an jedem Parkeingang: ab nach hinten. Er motzt und heult, dass er seinen Lieblingsplatz zwischen uns in der Fahrrerkabine räumen muss, macht es sich dann aber doch auf dem Bett bequem.
Der Cotopaxi hatte dann echt nicht zu viel versprochen. Wir besuchten das kleine Museum und danach klarte es komplett auf. Von der Laguna de Limpiopungo hatten wir unverhofft plötzlich den besten Blick auf den Vulkan. Wir zögerten nicht lange. Es ging direkt bis zum Parkplatz auf 4650 m. Im ersten Gang und Allrad brachte uns Bruno ohne viel murren aber ordentlich rauchend nach oben. Von da an hieß es laufen. Durch loses Lavagestein ging es stetig berg auf (gefühlt zwei Schritte vor, einen zurück) bis zum Refugio auf 4860 Meter ü.n.N. Neuer Rekord also nicht nur für Bruno und Chico, sondern auch für uns. In der kleinen Berghütte gabs zur Belohnung eine heiße Schokolade, bevor wir im beginnenden Schneefall den Abstieg angingen.
Mit Bruno ging es wieder bis auf 3800 Meter runter. Dort kauften wir am Campground Feuerholz und machten es uns in einem kleinen Nadelwald gemütlich. Selbstverständlich mit Blick auf den Vulkan. Wir kochten dann eine heiße Gemüsesuppe und schmissen das Lagerfeuer an. Kurz nach Sonnenuntergang knackten wir schon die 0 Grad. Zum Glück funktioniert unsere Dieselheizung auch auf der Höhe und in Bruno war es wunderbar gemütlich und warm. Außerdem gabs wie immer S’mores (Marshmallow in zwei Keksen – am besten mit Nutella oder Schokoladenkeksen). Seit den USA gibts quasi kein Lagerfeuer ohne. Danach vertrieb uns der eisige Wind schnell in die warme Wohnkabine.
Vom Cotopaxi aus wählten wir dann den kaum befahrenen Nordausgang um weiter Richtung Amazonas Regenwald zu fahren. Zusätzlich vermieden wir so ein weiteres Mal die Fahrt durch Quito. Quito war autofahr-technisch bisher wohl mit die schlimmste Stadt und nach anderthalb Stunden Stadtverkehr mit Missachtungen jeglicher Verkehrsregelungen wurde uns klar, warum wir die großen Städte bisher lieber gemieden haben. Um Quito gabs leider keinen Weg drumrum.
Bis zu unserem Tagesziel schafften wir es nicht ganz, also schliefen wir eine Nacht am Cayambe-Coca Nationalpark. Zwischendurch bekamen wir sogar noch den Antisana Vulkan und ein bisschen Rotwild zu Gesicht.
Am nächsten Morgen gings dann zu unserem eigentlichen Ziel. Den Termas Papallacta. Wir wärmten uns in den heißen Becken ordentlich auf und hatten einen sehr entspannten Vormittag.
Nach einer kurzen Arbeitseinheit für Hanno ging es dann noch frische Forelle essen. Almuerzos (Mittagessen) kosten hier 3 Dollar und beinhalten normalerweise eine deftige Suppe, ein großes Hauptgericht mit Kochbananen, Pommes, Salat und Reis und einen frischen Saft.
Papp satt ging es dann bis nach Peñas Pivico, wo wir leider in den Regen kamen und daher nur kurz die Gegend erkundeten. Der Patz ist beliebt bei Kletterern und bei den steilen Wänden juckte es einem quasi direkt in den Fingern. Aber wir sind definitiv nicht ausgestattet und die Kletterschuhe verstauben zu Hause in einer Umzugskiste.
Den nächsten Tag schlängelten wir uns weiter die Serpentinen entlang durch saftiges Grün und dann kamen wir nach einem kurzen Einkaufsstop in Tena im Amazonas Regenwald an. Wir tauschten unsere Höhenmeter gegen ziemliche Hitze. Ecuador ist krass. Es ist ohne Probleme möglich an einem Tag von der Küste über Berge und Schnee in den Regenwald zu kommen. Wahnsinnig vielseitig das Land, obwohl es im Vergleich zu seinen Nachbarn echt nicht groß ist.
Im Amazonas campten wir an einer Lodge eines Österreichisch-ecuadorianischen Pärchens. Mit denen konnten wir dann auch unsere Touren tiefer in den Amazonas buchen. Eine Nachtwanderung und dann Rafting, Tierauffang-Station, Quichua-Indianer Besuch und Kaimane.
Den ersten Abend machten wir aber erstmal nix, außer den grandiosen Pool ausnutzen und den Geräuschen des Dschungels lauschen.
Am nächsten Tag schliefen wir dann aus bis es uns zu heiß im Auto wurde. Hanno arbeitete eine Runde und wir regelten ein paar Dinge die wir so vor uns herschoben. Das Internet an den entlegensten Orten in Ecuador ist krass. Da kann Deutschland sich einfach nur eine große Scheibe abschneiden. Wir staunen immer wieder. An der Lodge gab es einfach Glasfaser, 30km entfernt von der nächsten Stadt!
Abends gings dann auf eine Nachtwanderung. Von Costa Rica sind wir ziemlich verwöhnt und so wunderte es uns nicht, dass die Tour an Artenvielfalt nicht mithalten konnte. Dafür durften wir beide mal ein Vogelspinnenbaby auf die Hand nehmen. Die fühlen sich lustig an, so leicht und trotzdem fühlt man ihre Füße auf der Haut. Weiter gings zu Kröten, Piranhas und vielen weiteren verschiedenen Spinnen. Unter anderem der Geißelspinne, die ich mit ihren langen dünnen Beinen und ihrem scharfkantigen Körper deutlich abstoßender finde als die Vogelspinne. Ansonsten ging die Wanderung quer durch einen Fluss, was echt Spaß machte in hohen Gummistiefeln, und wir lernten auch so einiges über die Fauna.
Sonntags ging es dann auf große Tour. Größer als wir dachten. Geplant war sie für 3 Stunden und wir waren über 6 unterwegs.
Als erstes ging es mit 10 Mann im Auto zum Fluss. Dort stieg dann ein Teil der Truppe, inklusive uns, in ein Raft um. Die nächsten 3 Stunden verbrachten wir dann damit in den Schwimmwesten flussabwärts zu treiben und im Raft die Stromschnellen zu nehmen. Die Sonne brannte und wir waren froh über die lange Abkühlung im Fluss. Nachdem wir Piranhas gesehen hatten und auch über die Existenz von Anacondas bescheid wussten, schauten wir uns lieber nicht zu ausführlich in dem Wasser um, in dem wir so trieben.
Nach drei Stunden kamen wir dann im AmaZOOnico an. Eine Tierauffang-Station für konfiszierte Tiere, die illegal gehalten oder verkauft wurden. Wir hörten tragische Stories von Wilderern und reichen Menschen die sich Exoten halten wollten, von Papageien mit abgeschnittenen Flügeln, psychisch gestörten Affen und deformierten Schildkrötenpanzern durch Mangelernährung. Die Tour war gut gemacht und wir bereuten es nicht, dort mit unserem Eintrittsgeld die Organisation unterstützt zu haben. Es ist einfach unfassbar, was Menschen für Geld oder Status so alles tun.
Von der Tierauffangstation aus ging es dann mit dem Kanu weiter über den Rio Napo, der dem Bundesstaat auch seinen Namen gibt. Nächster Halt war ein See mit Kaimanen und dann das Haus einer Quechua-Indianer-Familie. Die Oma des Hauses bereitete uns ein vermutlich fermentiertes Getränk aus Yuka zu. Ziemlich sauer und nicht wirklich mein Fall. Aber die Familie war nett und alleine für die sehr stimmungsvollen Bilder von der älteren Dame hat sich die Vorführung gelohnt.
Danach gings mit Riesenhunger zurück zur Lodge. Junior, unser Guide, rief über das sehr unhandliche Satellitentelefon unseren Gastgeber an, der uns mit dem Auto wieder einsammelte. So lüftete sich auch das Rätsel, warum Junior den gesamten Tag schon das Telefon mit sich rumschleppte.
Dann brach auch schon unser letzter Abend an der Lodge an. Selbstverständlich zog es uns noch ein allerletztes Mal in den durchaus häufig genutzten Pool. Wir lagen im lauwarmen Wasser und beobachteten Schmetterlinge und Vögel in den umstehenden Bäumen, bis uns die Moskitos zum Abendessen wählten.
Wir hatten noch ordentlich viele Ziele in Ecuador und insgeheim den Plan in wenigen Wochen schon in Peru zu sein. (Würde eh nicht klappen, weil wir noch unzählige Male vom Weg abkommen würden um noch irgendwas dazwischen zu schieben und anzuschauen, aber man kann sich ja mal was vornehmen… 😉 )