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Category: 2019-2023 Panamericana

Tag 1084-1097 | Puertoviejo, Puerto Cayo, Puerto Lopez, Isla de la Plata, Montañita, Manabí / Cuenca, Azuay / Saraguro, Loja / Arenillas Ecological Reserve, El Oro, Ecuador

Tag 1084-1097 | Puertoviejo, Puerto Cayo, Puerto Lopez, Isla de la Plata, Montañita, Manabí / Cuenca, Azuay / Saraguro, Loja / Arenillas Ecological Reserve, El Oro, Ecuador

Nach einem langen Fahrtag kamen wir Abends in Puertoviejo an. In einer Deutschen Brauerei fanden wir nach ein bisschen Fragerei unseren Spot für die Nacht. Darauf gabs dann erst mal einen Cider und ein Bier an der Bar.

Am nächsten Morgen machten wir uns dann früh vom Acker und es ging bis Puerto Cayo, wo wir einen netten Spot am Strand fanden. Leider war es total bewölkt und das Wasser unglaublich kalt. Schade. Wir bleiben zwei Tage und stellten bei einem Spaziergang am Meer und durchs Dörfchen fest, dass dort irgendwie keiner zu sein scheint. Alles total ausgestorben, Restaurants zu, Läden verrammelt. Wir waren definitiv nicht zur Hauptsaison hier und die paar Leute die wir sahen, machten Fotos von uns, als hätten sie noch nie Europäer gesehen.

Nach zwei Tagen fuhren wir dann weiter nach Puerto Lopez, von wo aus wir eine Tour machen wollten. Auch hier war es grau und wir waren mittlerweile dahinter gekommen warum. Der Humboldtstrom ist der Übeltäter und bringt das miese Wetter und kalte Meeresströmung zur Küste. Fast kein Niederschlag aber durchgehend Nebel oder Wolken für 9 Monate im Jahr. Super. Bei uns drückte dieses Klima einfach schon nach 3 Tagen auf die Stimmung.

Trotzdem buchten wir unsere Tour für den nächsten Tag und freuten uns auf die Isla de la Plata. Diese wird auch Galapagos für Arme genannt, da die Tour deutlich erschwinglicher ist, als eine Tour auf die Galapagos-Inseln und man trotzdem zumindest einen Bruchteil der diversen Tierwelt sehen kann.

Selbstverständlich mit dicken Wolken soweit das Auge reichte, ging es also morgens los. Wir hatten nicht erwartet, dass wir Buckelwale sehen, da die eigentlich schon Richtung Mexico unterwegs sein sollten und freuten uns daher doppelt. So viele Buckelwale! Erst ein einzelnes Männchen, dann eine große Gruppe und zur Krönung eine Mutter, die ihrem Kalb beibrachte, wie man mit der Schwanzflosse aufs Wasser schlägt. Wundervoll. Leider aber mit bitterem Beigeschmack. Die Boote hetzten die Wale, schnitten ihnen den Weg ab und fuhren sehr nah ran.

Nach guten 2,5 Stunden kamen wir dann auf der Isla de la Plata an. Wir durften uns eine Wanderung aussuchen und los gings.

Zu allererst bekamen wir die Blaufußtölpel zu Gesicht. Lustige Vögel! Unser Guide war ziemlich gut und so lernten wir so einige Funfacts. Zum Beispiel, dass die Tölpel immer mit dem Rücken zur Sonne sitzen und so im laufe der Tage der Kacke-Kranz um ihre Nester entsteht. Und dass ihre Füße mit dem Alter immer blauer werden. Außerdem kann man die Weibchen und Männchen am besten an ihrer Pupillengröße unterscheiden. Die Männchen haben große und die Weibchen kleine Pupillen.
Die Paare legen normalerweise zwei Eier pro Saison und brüten auch beide aus. Am Ende entscheiden sie sich aber für das stärkere Küken und schmeißen das andere aus dem Nest. Nach der Brutsaison trennt sich das Paar und im nächsten Jahr geht es erneut auf Partnersuche, die mit einem sehr lustigen Tanz des Männchens eingeleitet wird. Wir wurden Zeugen eines solchen Tanzes und das Weibchen lehnte ab. Bei der Tanzbegabung war das irgendwie nachvollziehbar.

Als nächstes fanden wir die Fregattvögel. Nachdem wir den ersten Fregattvogel gesichtet hatten, der mit seinem roten Kehlsack zu fliegen versuchte, sind wir der Meinung, dass der Tölpel-Tanz doch nicht so unerotisch war. Nicht praktisch und irgendwie erinnerten mich die männlichen Fregattvögel an so angeberische Pumper, die im Fitnessstudio eigentlich nur vorm Spiegel Selfies machen und sich selbst am allergeilsten finden. Die Jungtiere sind dagegen echt niedlich und flauschig.

Dann fanden wir noch die Nazca-Tölpel, die meistens an den Klippen nisten. Sie sind die Größten ihrer Art und auf Krawall gebürstet. Denen kamen wir lieber nicht zu nah. Aus Galapagos gibt es Berichte, dass kinderlose Nazca-Tölpel die Jungtiere anderer Paare verletzen und vergewaltigen, wenn die Eltern auf Nahrungssuche sind. Ich weiß nicht, wie sympathisch mir die Vögel sind…

Nach mehreren Stunden auf der Isla de la Plata ging es dann zurück zum Boot. Auf dem Weg genossen wir noch die Aussicht, die wir bei den ganzen interessanten Vögeln bisher kaum wahrgenommen hatten. Auch einen kleinen Kolibri konnten wir noch entdecken, bevor es für ein kleines Mittagessen aufs Boot ging.

Während wir aßen bekamen wir Schildkröten-Besuch. Die großen, gemütlichen Panzerchen wussten ganz genau, dass sie was Obst abbekommen.
Letzter Stop war dann eine Runde schnorcheln, was uns bei den Wassertemperaturen echt Überwindung kostete. Aber auch das hatte sich gelohnt. Wir bekamen einen riesigen Stachelrochen zu Gesicht. Ich hab keine Ahnung wie groß die werden können, aber der war bestimmt 2 Meter lang.

Dann gings zurück an Land. Mittlerweile war richtig Sturm und Brandung und wir freuten uns, dass wir von der Übelkeit verschont blieben und heile wieder an Land kamen.

Am nächsten Vormittag ging es nach Montañita, welches uns positiv überraschte. Es war weiterhin bewölkt und die Lust ins Wasser zu gehen oder in den Neopren zu schlüpfen um Surfen zu gehen war sehr gering. Dafür fanden wir eine Wäscherei für unsere Klamotten und einen guten Supermarkt.

In den nächsten Tagen schlenderten wir ein paar Runden durch das sehr touristische Örtchen, probierten die lokale Küche und spazierten am Strand entlang.

Auch unter dem Auto lagen wir mal wieder. Bruno verlor unendlich viel Öl und nachdem wir den Unterfahrschutz ab hatten und alles sauber war, war klar was Sache ist. Unsere Ölwanne war an der Schweißnaht gerissen. Schöne Sch…

Nach einem letzten gemütlichen Abend in einer Bar mit Livemusik, guten Cocktails, Fish-Tacos und Sushi (oh wow, das fühlte sich echt an wie Urlaub!) kippten wir also einen weiteren Liter Motoröl nach und machten uns auf nach Cuenca. Hier würden wir eine Werkstatt finden müssen.

In Cuenca hatten wir richtig Glück. Wir campten bei Humberto an seinen Ferienwohnungen und konnten direkt mit ihm unser Problem besprechen. Er hatte gute Kontakte zu Werkstätten in der Stadt. So bauten wir am nächsten Tag bei ihm auf dem Parkplatz in Ruhe die Ölwanne aus. Nachmittags kam ein Mechaniker-Kumpel vorbei und der schickte Fotos vom Riss an einen Schweißer. Wenig später hatten wir das Go und Hanno fuhr zur Schweißerwerkstatt.

2 Stunden später kam Hanno mit frisch geschweißter und lackierter Ölwanne zurück. Saubere Arbeit für 30 US$. Hervorragend!

Am nächsten Morgen haben wir dann alles gereinigt, eine neue Dichtung angebracht und die Ölwanne wieder befestigt. Bisher hält sie dicht und wir sind sehr zufrieden.

In Cuenca fanden wir außerdem einen Laden der Lüfter mit 24V verkauft. Die passten wie angegossen in unser Lüftergehäuse. Wir waren richtig glücklich so eine saubere Lösung gefunden zu haben. Tja, die ersten Berge lehrten uns dann, dass die Lüfter definitiv zu wenig Power haben und wir doch nach einem neuen Motor für den alten Propeller Ausschau halten müssen.

Dann war es Zeit nach der ganzen Bruno-Pflege Cuenca zu entdecken. Die koloniale Innenstadt ist super schön. Wir schlenderten durch die historische Altstadt, verliefen uns in ein kleines französisches Café mit gutem Brot, Tiramisu und Kuchen und probierten ein paar Backwaren, die wie Mamas Cocos-Makronen schmecken. Abends ging es noch in eine Pizzeria und wir suchten uns ein paar Sukkulenten auf dem Blumenmarkt aus. Die verschiedenen Gewürzpflanzen hatten die Temperaturschwankungen und das ganze Offroad der letzten Wochen in den neuen Blumentöpfen nicht überlebt.

Unser letzter Stop in Ecuador war Saraguro. Hier trieb uns nur eins hin: Essen.
Wir hatten von einem Restaurant gehört, welches ein 10 Gänge Menü anbietet und dabei vor allen Dingen lokale Zutaten in moderne Gerichte verwandelt. Sagen wir es so: Die Präsentation war top, der Rest die reinste Katastrophe. Wir ärgerten uns ein bisschen, dass wir das Ganze nicht abgebrochen hatten, nachdem wir von Beginn an unterirdisch behandelt wurden und den unberechtigt hohen Preis erfahren hatten. Als wir ankamen setzte man uns in einen seperaten Raum und keiner wollte mit uns kommunizieren oder uns Fragen beantworten. Ohne einen Ton wurden Getränke serviert. Wir fragten dann ob Alkohol drin ist. Antwort: Ja. Das wir noch Autofahren mussten, interessierte keinen. Nach einiger Diskussion hieß es dann, die Getränkebegleitung geht auch alkoholfrei. Dann mussten wir fragen was das ganze kostet, was wir erwarten können, ob wir angeben können gegen was wir allergisch sind oder was wir nicht mögen etc. Man setzte wohl voraus, dass wir mit hellseherischen Fähigkeiten angereist waren und wir hatten den ganzen Abend das Gefühl, dass es für die Kellner eine Strafe war, wenn sie zu uns geschickt wurden. Am besten wären wir nach den sehr vielen Nicht-Antworten und der direkten Ignoranz direkt gegangen. Sind wir aber nicht. Also froren wir uns die nächsten 2 Stunden in dem nicht beheizten Raum die Hintern ab, lauschten dem stetigen Rauschen der Lautsprecherboxen (nachdem die Playlist leergelaufen war) und schauten den zwei Kindern der Bedienung zu, wie sie Spinnen und Fliegen am Fenster hinter Hanno einfingen. Wir haben noch viele weitere unmögliche Anekdötchen über diesen Abend, aber die würden den Blog dann doch im Umfang sprengen.

Das Essen sah toll aus, der anschließende Gang auf die Toilette und ordentlich Magenschmerzen in der Nacht zeugte dann leider aber von der mangelnden Qualität. Schade. Eine Erfahrung reicher. Wir gehen dann doch besser ins Estor nach Aachen, wenn wir richtig gut Essen wollen.

Am nächsten Morgen sollte es dann Richtung Küste gehen. Google Maps schlug uns eine Straße durch die Berge vor. Wir dachten, wird wohl machbar sein, wenns die schnellste Route laut Google ist. Die nächsten Stunden bretterten wir also über staubige Pisten durchs Hinterland und durch indigene Dörfer.

Bis c.a. zur Hälfte der Strecke ging alles gut. Dann landeten wir an einem Fluss und auf einer Brücke, die dooferweise durch einen Stahlbalken höhenbeschränkt auf 2,50 m war. Bruno ist 2,80 m.
Es gab zwei Möglichkeiten: Die zweite Tageshälfte damit verbringen wieder den gesamten Weg zurück zu fahren, oder ab ins Wasser. Die Strömung war nicht ohne und so ging es für Hanno in Badehose und mit Wanderstöcken durch den Fluss um die Tiefe zu testen. Ziemlich tief, unkomfortabel tief. Am Ende entschieden wir uns trotzdem dafür und hofften, dass das Wasser nicht bis in die Wohnkabine schwappte. Mit Allrad und im ersten Gang ging es langsam und mit ordentlich Herzklopfen durch den Fluss. Wir feierten uns auf der anderen Seite selbst fürs mutig sein und dafür, dass alles gut gegangen war. Trotzdem sind wir uns beide einig, dass die 85 cm definitiv unsere Schmerzgrenze waren.

Eine halbe Stunde später hatten wir es dann geschafft und wieder Teer unter den Reifen. Mit so viel Aufregung am letzten Fahrtag in Ecuador hatten wir beim besten Willen nicht gerechnet.

Zur Dämmerung kamen wir dann an der Küste an. Wir fuhren kilometerweit durch Bananen-Monokulturen. Bananen hier sind geschmacklich definitiv das nächste Level, trotzdem macht es einen nicht wirklich glücklich zu sehen. Wir fragen uns, was vor allen Dingen die großflächige Pestizitsprühung mit Flugzeugen langfristig mit dem Ökosystem anstellt.

Wir kamen dann im Arenillas Ecological Reserve an, wo wir kostenlos campen konnten. Nur Chico musste an die Leine, damit er keinen Unsinn macht. Wir sahen am Abend und am nächsten Morgen jede Menge tolle Vögel und mehrere Füchse und genossen die Ruhe vor dem nächsten Grenzübertritt.

Mit Checkliste und allen Dokumenten ging es dann die wenigen Kilometer bis zur Ecuadorianisch-Peruanischen Grenze. Nach 52 Tagen und 2690 gefahrenen Kilometern sagten wir Tschüss. Kurz vor der Grenze kamen wir noch zu einem Polizeicheckpoint. Davor wurden wir schon vom Gegenverkehr mit Lichthupe gewarnt und etliche Autos fuhren rechts ran und wir fragten uns ob wir das auch tun müssen. Am Ende realisierten wir, dass die Autos und LKWs die ranfuhren ziemlich Dreck am Stecken hatten. Keine Führerscheine, keine Fahrzeugpapiere oder fragwürdige technische Zustände der Fahrzeuge. Die Leute warteten einfach auf dem Standstreifen, bis die Polizei Feierabend machte. Das erklärt so einiges und fasst unsere Erfahrung mit den lateinamerikanischen Autofahrern ganz gut zusammen.

Ecuador hat uns überrascht. Mit seiner Vielseitigkeit, seiner Gastfreundschaft, seiner Positivität, seiner Sauberkeit, seiner Fortschrittlichkeit. Wir haben uns wohl und willkommen gefühlt und es gibt ziemlich wenig Negatives zu berichten. Dieses kleine Land hat uns voll und ganz überzeugt und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es nicht das letzte Mal war, dass wir hier sind. Galapagos steht ja auch immer noch auf meiner Bucket-List. Es ist witzig, Ecuador ist eins dieser Länder über dass ich fast nix wusste, bevor ich eingereist bin und jetzt hat es einen Platz in meinen Top 5 Ländern auf der Panamericana eingenommen. Ich hoffe die Entwicklung im Land geht so weiter. Es ist bestimmt nicht alles super hier, aber im Vergleich zu seinen direkten Nachbarn machen sie schon einiges richtig, vor allen Dingen was den Umweltschutz angeht.

Tag 1079-1084 | Pailón del Diablo, Baños, Ambato, Laguna de Yambo, Tungurahua / Chimborazo Vulkan, Chimborazo / Laguna Quilotoa, Cotopaxi, Ecuador

Tag 1079-1084 | Pailón del Diablo, Baños, Ambato, Laguna de Yambo, Tungurahua / Chimborazo Vulkan, Chimborazo / Laguna Quilotoa, Cotopaxi, Ecuador

Am nächsten Morgen ging es früh los und unser erster Stop war ein Eiscreme-Shop. Hanno sagt, das wäre das tolle am Erwachsensein: Man kann schon zum Frühstück Schokoladeneis und Mangosalzeis essen. Recht hat er! Meine Wahl mit Schoko war aber definitiv die bessere. Hannos Mangosalzeis war seeehr salzig.

Nachmittags kamen wir in dem kleinen Örtchen an, in dem sich alles um einen Wasserfall dreht: Pailón del Diablo, der Whirlpool des Teufels. Wanderwege, riesige Schaukeln über dem Tal, Ziplines.
Wir entschieden uns für die kleine Wanderung und stiegen erst einmal bis ins Tal. Von Dort aus ging es dann vom Fuße des Wasserfalls nach oben. Die letzten Meter am Wasserfall kann man dann über Stufen und am Ende nur noch kriechend durch kleine Tunnel zurücklegen. Oben angekommen läuft man dann einmal durch einen Teil des Wasserfalls um dann in einer Sackgasse zu landen und wieder zurück zu müssen. Es war gar nicht mal so warm dort und das Wasser eisig kalt. Klatschnass ging es also zurück zum Parkplatz. Ganz netter Ausflug. Ich finde auf den Fotos sieht es mit den Treppen spektakulärer aus, als es in Wahrheit war. Für 3 Euro gönnten wir uns dann noch das Menü des Tages bei einem kleinen Restaurant und es ging früh schlafen.

Am nächsten Tag hatten wir es nicht weit uns es ging nur ein paar Kilometer weiter nach Baños. Dort suchten wir erst mal lange nach einem Parkplatz in den Straßen, wo keine Parkgebühren genommen werden. Gar nicht so einfach, aber wir wurden fündig und erkundeten zu Fuß die Stadt. Auf der Suche nach Essen landeten wir auf der Rooftop Terasse eines Hostels und bestellten zwei lokale Gerichte von der Karte. 10 Minuten später kam der Kellner wieder um uns mitzuteilen, dass die Küche an diesem Tag nicht geöffnet ist. Wir waren erstaunt, dass ihm das erst jetzt auffiel und zogen weiter. Am Ende fanden wir ein nettes Restaurant und das Essen war herausragend. Bester Kartoffelpüree den ich in den letzten Jahren gegessen habe. Der konnte tatsächlich mit Heiners‘ mithalten. Auch das Gemüse auf den Tellern begeisterte mich. Irgendwie kommt das in Südamerika oft zu kurz und das einzige was zählt ist die Menge an Fleisch und Reis.

Wir schliefen die Nacht dann in der Straße in der Bruno schon seit Vormittags stand. Zum Glück ist das mit Bruno gut möglich, da wir kein Dachzelt oder ähnliches haben und aufbauen müssen. Trotzdem ist es anstrengender als wild zu campen. Dauernd ist wer am Auto und klopft und rüttelt und Leute laufen drumherum, unterhalten sich lautstark und erfinden anhand der aufgeklebten Länderflaggen und Weltkarte unsere Route. Australien, Südafrika, Kuba, Frankreich. Wir können es uns aussuchen. Da sind immer ganz schön viele Länder bei, von denen wir selbst nicht wussten, dass wir sie mit Bruno bereist haben. Auch dass Südamerika eigentlich in Nordamerika liegt haben wir so schon erfahren.

Nach einer Nacht hatten wir aber die Nase voll von Stadt, die abgesehen von Souvenirläden, Hotels und Restaurants nicht ganz so viel zu bieten hatte und suchten uns die nächste Pampa. Es ging durch endlose Hügel und Täler bis nach Riobamba, von wo wir den Absprung zum Chimborazo Vulkan wagten. Es ging hoch auf 4000 m Höhe und wir hofften, dass wir das verkrafteten, nachdem wir im Amazonas bei quasi Null waren.

Der erste Blick auf den Chimborazo war gigantisch. Wir hatten Glück, dass die Sonne schien und wenig Wolken am Himmel waren.

An einem Gästehaus einer indigenen Familie konnten wir campen. Es hieß für 5 Dollar. Als wir geparkt hatten und uns ins Gästebuch eintragen wollten hieß es dann plötzlich 5 Dollar pro Person. Ich war drauf und dran weiter zu fahren. Ich hasse diese Masche so so so sehr mittlerweile. Hanno wollte aber bleiben und verhandelte, dass wir dann zumindest eine heiße Dusche dazu bekamen.
Also gings zum Auto und wir schnappten uns schnell die Duschsachen, bevor die Dame es sich anders überlegte. Sie schloss uns eins der Gästezimmer auf und wir genossen eine super heiße, lange Dusche. Den Rest des Tages liefen wir bis zur nahen Schlucht, Chico ärgerte das Alpaka und wir genossen den grandiosen Ausblick auf den Vulkan, der sich im Minutentakt zu verändern schien.

Der Chimborazo ist der höchste Berg/Vulkan Ecuadors und der Punkt auf der Erde, der am weitesten vom Erdkern entfernt ist. Somit ist er auch der Punkt auf der Erde, der der Sonne am nächsten kommen kann. Verrückt oder? Ich konnte es selbst nicht glauben, die Mathe und Physik übersteigt meine Vorstellungskraft, aber auch Wikipedia stimmt diesem Fakt so zu.

Am nächsten Tag sollte es dann auf 4840 Meter zu einem Parkplatz gehen. Bruno hatte andere Pläne und entschied, dass das Gebläse für die Lüftung im Innenraum kaputt ist. Das ist ziemlich mies, denn auf den Höhen und mit den Steigungen müssen wir die Heizung volle Pulle aufdrehen um möglichst viel Hitze vom Motor abzuführen, damit der nicht überhitzt.

Wir hielten also an der nächsten möglichen Stelle und verbrachten die nächsten Stunden mit Fluchen und Problemfindung. Leider scheint es ein Wackelkontakt im Motor des Lüfters zu sein. Als der Lüfter dann endlich provisorisch wieder lief und wir um 15:03 zum Parkeingang kamen, war schon seit 3 Minuten geschlossen für den Tag und der Guard ließ sich nicht überreden. Manno!
Wir fuhren also ein paar Kilometer weiter und dann einfach querfeldein auf das riesige Lavafeld, welches sich um den Vulkan herum erstreckte. Schlafplatz für die Nacht gefunden und der Ausblick war nochmal spektakulärer als am Tag zuvor. Es stürmte aber auch ordentlich auf der Hochebene und uns bekamen keine 10 Pferde vor die Tür. Wir genossen das Panorama lieber aus dem Fenster und ließen die Standheizung ballern. Das Wetter schlägt hier super schnell um und in der Nacht wurde Bruno noch ordentlich mit eiskaltem Schneeregen gequält.

Am nächsten Morgen ging es dann endlich nach oben. Bruno fiel der Start bei den Temperaturen schwer, die Starterbatterie war durch eine „Optimierung“ von Hanno ziemlich leer (das kann er euch selbst erklären, was er da „optimiert“ zu haben meint – ich kanns nämlich nicht) und das orgeln des Motors bevor alles zündet und warm genug ist, bricht mir einfach immer das Herz.

Es scheint auch so, als würde der Lüfter ausfallen sobald er zu heiß wird. Na toll, also genau wenn man ihn braucht! Wir schafften es trotzdem im ersten und zweiten Gang bis nach oben ohne Brunos Motor zu frittieren. Oben wartete schon eine indigene Familie um Geld für den Parkplatz zu kassieren. Wir hätten streiten können, hatten aber keinen Bock uns die Stimmung zu versauen. Zu Fuß ging es dann bis auf 5100 Höhenmeter zu einer Lagune. Für die Lagune braucht niemand da hochlaufen. Super unbeeindruckend, winzig und braun. Wir machten das eher für unseren neuen Höhenrekord. Erstaunlicherweise war ich dieses Mal diejenige, die es besser wegsteckte und ohne viel Probleme hoch lief. Hanno kam dafür an seine Grenzen und hatte mit der Höhenkrankheit zu kämpfen. Wir stiegen also schnell wieder runter und nach einem schnellen Mittagessen schauten wir, dass wir runter ins Tal kamen.

Am Chimborazo hatten wir glücklicherweise auch jeden Tag Begegnungen mit Vicuñas. Das sind wilde Alpakas die optisch irgendwie eine Mischung aus Antelope und Alpaka zu sein scheinen. Sie sind nicht scheu und ziemlich robust. Keine Ahnung wie die in dieser kargen Landschaft genug Futter und vor allen Dingen auch Wasser finden und wie die sich bei dem wenigen Fell warm halten. Ihre direkten Verwandten sind mit ihrem dicken Fell deutlich fluffiger.

Der Highway Richtung Norden (soviel dazu, dass wir versuchten nicht vom Weg abzukommen und Ecuador auf direktem Weg zu verlassen) führte uns dann einmal um den Chimborazo rum und bis nach Ambato. Die Stadt ist riesig und die Straßen steil. Wir hielten nur für Supermarkt und schliefen dann an einer Lagune am Stadtrand.

Am nächsten Morgen ging es um 6 Uhr schon los. Wir hatten eine übel lange Strecke für den Tag vor uns: 350 km. Die ersten 100 km führten uns zurück bis zum Cotopaxi Vulkan und dann Richtung Küste zur Laguna Quilotoa. Selbstverständlich so wie immer quer durch die Dörfer, wo die Bewohner gerade ihren Wochenmarkt abhielten und die Straße blockierten.

Die Lagune Quilotoa wird als eins der Highlights Ecuadors gehandelt. Wir waren mittelmäßig beeindruckt, vielleicht auch, weil es bewölkt war und dann das Blau nicht so strahlt. Der Ort war super touristisch und am Eingang des Dorfes musste man erstmal Eintritt bezahlen. Wir frühstückten dann auf dem Parkplatz und schlenderten was durchs Dorf und zu den Aussichtspunkten. Alles sehr sehr herausgeputzt, aber irgendwie wirkt es unecht und als würde nicht wirklich jemand hier leben. Wir waren früh dran und es wurde gerade erst alles aufgebaut und herausgeputzt.

Den Rest des Tages ging es geradewegs Richtung Küste. Wir können sagen, dass es die hässlichste Strecke war, die wir in Ecuador gefahren sind. Müll, Müll, Müll, Armut, Ruinen, Geisterdörfer, …

Wir freuten uns auf die Küste und hofften einfach, dass es die lange Fahrt wert war. 350 km hört sich für uns in Deutschland nicht viel an. In der südamerikanischen Realität braucht man für so eine Strecke um die 10 Stunden und kann nur hoffen, dass alle Straßen existieren und befahrbar sind.