Tag 1234-1236 | Marguerite Bay, Horseshoe Island, Porquoi Pas Island, Crystal Sound, Antarktis
Marguerite Bay! Unser erstes Land in Sicht. Wir hatten es geschafft. Plötzlich lag das Meer sanft und glatt vor uns. Nach einem ausgiebigen Frühstück, bei dem unsere Blicke immer wieder nach draußen fielen, gings aufs obere Deck. Dick eingepackt stellten wir uns den Minusgraden und dem kalten, starken Wind und genossen die ersten Eindrücke in vollen Zügen. Hallo Antarktis, hallo 7ter Kontinent.
Fasziniert von der unendlichen Weite, der Stille und der Landschaft harten wir solange wir es aushielten draußen aus. In unserem Zimmer zog es uns den gesamten Vormittag immer wieder auf den Balkon und ans Fenster.
Das was in uns vorging ist schwer zu beschreiben. Wir waren überwältigt von all den Eindrücken und der Friedlichkeit.
Beim durchschauen der Fotos nach der Reise sind wir ein wenig enttäuscht gewesen. Irgendwie bringen sie das ganze nicht ansatzweise rüber und unsere Spiegelreflex macht auch ganz schön schlapp. Ich bin froh, dass zwei Mitreisende ihre Fotos mit uns teilen. Die beiden Herren hatten deutlich fettere Kameras mit und ein gutes Auge für Motive und Stimmungen. Ihr findet daher nun auch Fotos von Ken Greenberg und Alan Liang im Blogartikel. Die Fotos der beiden kommen nämlich schonmal deutlich näher ran an die Realität und Atmosphäre.
Nach dem Mittagessen wurde es dann richtig spannend. Die erste Exkursion an Land war geplant. Die vorausgehenden Tage waren wir schon vom Expeditionsteam vorbereitet worden, hatten unsere Expeditionsjacken erhalten und die Regeln für den Landgang gelernt.
Im Zwiebellook ging es dann in den Mudroom, wo wir in die wasserdichten Hosen schlüpften, die Jacken, Rettungswesten und dicken Gummistiefel anzogen und uns für die Expedition ausstempelten. Ab gings in Zodiac, das Schlauchboot, welches uns an Land brachte.
Wir waren im ersten Zodiac, da wir schneller mit dem Anziehen waren als der Rest der Truppe und Hanno ging als allererstes an Land. Das war ein tolles Gefühl und ganz schön aufregend.
Die nächste Stunde liefen wir dann in einer kleinen Gruppe von 10 Personen über die Laguna Island. Hier wurden wir direkt von einem Haufen Seelöwen und Robben begrüßt und von vielen Adélie Pinguinen. Die Adelies sind mein absoluter Favourit unter den Pinguinen. Mit ihren hübschen Augen und dem stromlinienförmigen Körper sind sie einfach wunderschön. Sie sind neugierig, meckern lauthals rum und da sie kurzsichtig sind kommen sie ganz nah an uns grüne Michelin-Menschen heran. Tolle Begegnungen, die wir da hatten. Insgesamt sind sowohl Pinguine als auch Roben und Seelöwen total relaxed und haben wenig Scheu vor uns, was das ganze nochmal cooler macht. Der erste Landgang in der Antarktis hat sich am allerstärksten bei mir eingebrannt und die Vorfreude auf alles was in den nächsten Tagen kommt war riesig.
Zurück auf der World Navigator schlüpften wir direkt von den Expeditionsklamotten in die Bademäntel und genossen die Zeit im Spa Bereich in der Sauna mit frisch gepressten Säften und Blick auf die Eislandschaft und später noch auf dem oberen Deck im Whirlpool. Keine Ahnung wo der Rest der Gäste war, aber wir genossen die Sauna und auch den Whirlpool ganz für uns alleine. Abends gabs Japanisch/Chinesisch Fusion und wir ließen den Tag in der Observation Lounge bei Piano und Cocktails ausklingen. Immerhin gabs ja auch was zu feiern: Wir waren nun offizielle Mitglieder der „Order of the Red Nose“, da wir den Polarkreis überschritten hatten und uns mit der Ankunft in der Marguerite Bay auf 68°30’00.0″S 68°30’00.0″W befanden. Dieser erste Tag in der Antarktis verging wie im Flug, war traumhaft schön und einfach unwirklich.
Unser zweiter Tag in der Antarktis startete an der Horseshoe Island. Leider war es Vormittags zu windig für einen Landgang und wir mussten uns mit Aussicht vom Boot aus zufrieden geben. Dafür klarte es ein wenig auf und wir konnten weiter schauen als noch am Vortag. Auch unseren größten Eisberg der Reise bekamen wir zu Gesicht. Ein Tafeleisberg mit einer Größe von 350m Länge und 30m Höhe. Unser Expeditionsleiter rechnete vor, dass man mit diesem Eisberg die gesamte Stadt Berlin für ein Jahr mit Wasser versorgen konnte. Die Dimensionen hier sind einfach ungreifbar. Wir versuchten diesen Riesen in all seiner Wucht auf ein Bild zu bekommen und scheiterten kläglich. Es fehlt einfach ein Vergleichspunkt, der die Größe in Relation setzt.
Nachmittags beruhigte sich der Wind endlich und es wurde ein Landgang für Porquoi Pas Island angesetzt. Wir waren schnell angezogen und auf dem Zodiac und verbrachten wieder eine wunderschöne Stunde an Land zwischen Adelie Pinguinen und Robben.
Nur noch ein Bruchteil der Gäste kam mit an Land, was wir verrückt fanden aber gleichzeitig auch gut, denn so konnten wir alles in Ruhe genießen. Für uns bleiben die Zodiac-Fahrten und Landgänge definitiv das Highlight des Trips.
Die Kolonie der Adelie Pinguine war ziemlich spät dran mit der Mauser und wir lernten, dass all die süßen Küken, die mit dem Loswerden ihres Federkleides kämpften, es vermutlich nicht vor dem Winter schaffen würden. Ganz schön grausame Vorstellung, dass all die kleinen Flauschis in ein paar Wochen verhungern und den Aaßfressern zum Opfer fallen werden. Dieses Jahr hatte es unverhältnismäßig viel und lange in der Antarktis geschneit und somit die Brut um Wochen nach hinten verzögert. Nun wurde leider für viele Pinguine die Zeit knapp.
Der Tag endete dann mit einem wundervollen Sonnenuntergang und wir fuhren langsam weiter Richtung Süden. Wir verließen den Schutz der Marguerite Bay und es wurde wieder etwas weniger angenehm auf dem Boot. Natalie unsere Cruisedirektorin hatte eigentlich ein Konzert im Observation Deck geplant. Sie konnte super gut singen. Ich hielt nur ein paar Songs durch und am Ende musste der Rest des Abends abgeblasen werden, da die Wellen wieder zu stark wurden.
In dieser Nacht schlief Hanno auf dem Boden statt im Bett. Der Wellengang war heftig. Ich klammerte mich mit Füßen und Händen an der Matratze fest und hoffte einfach nur, dass es morgens wieder in eine Bucht geht und wir den Wellen weniger ausgesetzt sind.
Vormittags kamen wir dann im Crystal Sound an und die Wellen beruhigten sich wieder. Wir verbrachten viel Zeit auf Deck. Leider war der Wind weiter zu stark für eine Exkursion und wir hatten eher einen gemütlichen Tag den wir mit Lesen und Essen auf den verschiedenen Ebenen des Schiffs verbrachten. Dafür kam die Sonne raus und wir fanden es nicht ganz so tragisch, dass wir nicht an Land konnten.
Am Abend passierten wir dann ein weiteres Mal den Polarkreis und es gab eine kleine Feier. Für den nächsten Tag war weniger Wind gemeldet und wir freuten uns auf die nächste Exkursion.