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Author: Kerstin

Geschichten von der Straße – Antarktis Video

Geschichten von der Straße – Antarktis Video

Natürlich haben wir in der Antarktis auch ein bisschen was an Videomaterial zusammen bekommen, welches wir euch nicht vorenthalten wollen.
Ein letztes Mal heißt es also eintauchen in die fabelhafte Welt aus Eis, Bergen und Meer.
Für uns war und ist der Trip in die Antarktis wohl eins der großen Highlights dieser Reise. Wir können euch nur wärmstens ans Herz legen die Gelegenheit einer Antarktis-Exkursion wahr zu nehmen, falls sie sich mal ergibt. Ich bin mir sicher, ihr werdet es nicht bereuen.

Tag 1236-1242 | Winter Island, Yalour Island, Lemaire Channel, Jougla Point, Port Lockroy, Drake Passage, Antarktis / Beagle Channel, Ushuaia, Argentinien

Tag 1236-1242 | Winter Island, Yalour Island, Lemaire Channel, Jougla Point, Port Lockroy, Drake Passage, Antarktis / Beagle Channel, Ushuaia, Argentinien

Am nächsten Morgen war das Wetter gut und schon um 9 Uhr saßen wir wieder dick eingepackt in einem Zodiac. Dieses brachte uns vorbei an der ukrainischen Vernadsky Station auf die Winter Island.

Als erstes erkundeten wir das Wordie House. Das ist eine alte Forschungsstation der Briten, die bis 1954 genutzt wurde. Die Stationen werden nicht zurück gebaut und bleiben als historische Stätte in ihrem Originalzustand erhalten. Es war cool durch die Räume zu laufen und all die Dinge zu erkunden, die zurück gelassen wurden. Alles schien noch an seinem Platz und die letzten Bewohner erst gestern abgereist zu sein. Eine kurze, eindrucksvolle Zeitreise in die Vergangenheit. Es hat viel Spaß gemacht die kleinen Details, wie eine Bewertungstabelle der Dosenrationen (Geschmack, Beliebtheit,…), alte Konserven, Schreibmaschinen und Werkzeuge zu entdecken.

Nach dem Wordie House gings den Berg hoch. Eingepackt wie Michelin-Menschen ist das gar nicht so einfach. Dafür wurden wir mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Das Wetter war fantastisch, der Wind hatte sich gelegt und wir konnten super weit gucken. Nur die Tiere fehlten mir auf Winter Island ein wenig. Zum Glück hatten wir für die Gentoo Pinguine an der Vernatzky Station kurz mit dem Zodiac gehalten.

Das Wetter hielt den Tag über und so wurde kurz nach unserer Rückkehr auf die World Navigator schon durchgesagt, dass wir nach dem Mittagessen einen weiteren Ausflug machen. Dieses Mal mit dem Zodiac durch die Eisberge und an die Gletscher, aber ohne Landgang. Das hörte sich am Anfang ziemlich langweilig an, war aber das absolute Highlight. Es war soooo cool!
Wir saßen mit einem weiteren Pärchen im Zodiac und da der Rest der Gäste keine Lust hatte, fuhren wir nur zu viert mit unserem Guide durch die Eisberge. Wir trafen Adélie Pinguine in einer riesigen Kolonie (ja, das Gelbe ist alles Guano und stinkt zum Himmel) und Robben und staunten über die verschiedenen Nuancen von Blau. Die Strukturen und Formen die das Eis hatte war einfach wunderschön (die Farben sind echt!). Auf dem Weg zurück zum Schiff tauchte dann noch ein Buckelwal zwischen den Eisschollen auf. Leider ließ er sich nur einmal blicken, aber das war richtig toll.

Ach herrlich, beim Fotos sortieren und Hochladen geht mir das Herz auf. Definitiv einer meiner Lieblingsmomente in der Antarktis. Auf dem Zodiac wurde uns die Weite, die Einsamkeit und die Stille nochmal sehr bewusst. Unser Guide stellte ein paar Mal den Motor ab und dann war da nur noch das leichte Schwappen der Wellen und das war alles. Kein Vögelzwitschern, Autolärm, Stimmen oder sonstige Geräusche. Dazu die absolut magischen und gigantischen Eisberge und wir als kleines Pünktchen mitten drin. Dann mal ein leises Quäken eines Adélie Pinguins und am Ende eben das Ausblasen der Luft vom Buckelwal. An diese anderthalb Stunden dort draußen denke ich sehr häufig zurück und kann mir ein Lächeln auch jetzt noch nicht verkneifen.

Zurück an Board gabs dann vor dem Abendessen noch das allabendliche Briefing für den nächsten Tag. Wir hatten es schon kommen sehen und nun wurde es Realität. Es braute sich ein Unwetter zusammen und würde uns volle Wucht auf dem Weg nach Ushuaia in der Drake Passage treffen. Um dem Ganzen zu entgehen gab es nur eine Möglichkeit: früher zurück fahren.
Die Enttäuschung war groß und die Stimmung getrübt. Auch ein Polar Plunge (der Sprung ins arktische Wasser) würde ausfallen und wir würden schon am nächsten Abend die Heimreise antreten müssen, um dem Schlimmsten zu entgehen. Schnell waren wir aber dann auch wieder dankbar für alles was wir hier erleben durften.

Die schlechte Nachricht war dann schnell verdaut, denn es tauchte eine Gruppe Buckelwale auf. Sie kamen direkt ans Boot und der Captain musste den Motor abstellen. Sie umrundeten das Boot, schwammen nebenher und waren so unglaublich nah. Total verrückter Moment und wir merkten, dass diese Begegnung auch für die Crew an Bord sehr besonders war. Gänsehaut-Moment als dann auch noch eine Mama mit ihrem Baby auftauchte.

Am nächsten Morgen ging es früh aus dem Bett. Wir wollten unseren letzten Tag in der Antarktis in vollen Zügen genießen. Nach dem Aufstehen holten wir uns schnell einem Cappuccino und liefen aufs Observation Deck um die Fahrt durch den Lemaire Channel zu genießen. Die Aussicht war wohl die atemberaubendste, die wir in der Antarktis hatten. Das wunderschöne Licht zum Sonnenaufgang trug seinen Teil dazu bei und wir sind froh, dass wir hier die Fotos unserer Mitreisenden als Erinnerung haben.

Nachdem wir dann durchgefroren waren gings lange frühstücken und dann noch flott in den Souveniershop. Bei unserem letzten Landgang hatten wir die Gelegenheit in Port Lockroy die Post abzugeben. Für Papa, Heiner & Marlene und mein Patenkind wurden also Postkarten geschrieben. Das sind dann wohl die weitest gereisten Postkarten, die wir jemals schreiben werden. Da die Saison in Port Lockroy schon rum ist brauchen die Postkarten ungefähr ein Jahr bis sie ankommen. Ich bin gespannt, wo wir in einem Jahr sind. Das fühl sich so ewig weit weg an und unsere Zukunft so ungeplant und voller Überraschungen.

Die Postkarten schrieben wir mit Blick aus dem Fenster. Nach wie vor befanden wir uns irgendwo in den engen Passagen zwischen Inseln und Festland und der Ausblick blieb den Tag über einfach atemberaubend und kitschig schön.

Mittags machten wir uns fertig für Jougla Point. Der letzte Landgang den wir machen würden. Mittlerweile waren wir routiniert im Anziehen und schnell in unserem Zwiebellook. Eh wir uns versahen traten wir am Jougla Point vom Zodiac an Land. Der Landgang war etwas herausfordernd. Üüüüberall Pinguin Guano! Und der ist glatt und glitschig. Die Gentoo Kolonie hatte ganze Arbeit geleistet. Wie zur Hölle kann man so viel Schei*** produzieren? Der passende Geruch dazu wird wohl für immer in unserem Gedächtnis bleiben.
Trotzdem genossen wir den letzten Landgang in vollen Zügen. Auch hier waren noch viele Küken unterwegs, deren Schicksal eher schlecht aussah. Trotzdem sahen wir noch Eltern, die Steinnester bauten und Eltern, die die Babys fütterten. Noch wurde hier nicht aufgegeben und wir wünschten den ganzen Kleinen alles Glück der Erde.
Die Pinguine die schon ausgewachsen waren kämpften mit dem Loswerden ihrer alten Federn. Ganz schön stressig ist der Federwechsel für Pinguine und wir litten mit. Die flauschigen Federn der Jungen sind im Gegenzug zu den glatten, festen Federn nicht wasserdicht. Die älteren Pinguine wechseln ihre Federn ebenfalls und müssen die neuen Federn komplett einfetten, um wieder ins Wasser gehen zu können. Sie müssen daher rechtzeitig vor Winteranbruch ihre Federn wechseln, um wieder im Meer zu sein, bevor es zu friert. Wir finden die Pinguine haben einen ganz schön harten Start ins Erwachsenenleben. Am Jougla Point fanden wir auch das riesige Wal-Skelett sehr beeindruckend. Von Laura, einer der Expeditionsguides lernten wir, dass die Walfänger es hier abgelegt hatten. So faszinierend es ist, ist es auch ein Mahnmal für all die schlimmen Jahre, die die Walfänger hier gewütet haben.

Wir kosteten den Landgang bis zum letzten Moment aus und es ging mit gemischten Gefühlen zurück zum Boot. Uns stand der Abschied bevor, wir hatten die South Shetland Inseln nicht mehr anfahren können und einige Landausflüge und der Polar Plunge waren wegen den schwierigen Wetterbedingungen ins Wasser gefallen. Auch konnten wir uns die Drake Passage nicht schön reden. Das Unwetter war weiter in unsere Richtung gezogen und wir würden definitiv nicht ganz drumrum kommen.

Nachmittags bekamen wir das letzte Land zu Gesicht und machten eine Tour auf der Brücke. Zum Abschied sprang nochmal ein Buckelwal aus dem Wasser und wünschte uns eine gute Reise. Adios, Antarktis. Vielleicht sieht man sich ja irgendwann in diesem Leben nochmal wieder und vielleicht überfliegen wir dann lieber die Drake Passage mit dem Flugzeug…

Dann kam Wasser. 2 Tage offenes Meer. 2 Tage Sturm und Wellen. 2 Tage Delirium dank Seasickness-Tabletten. 2 Tage Frühstück auf dem Zimmer dank Josef dem Butler. 2 Tage Vorträge zu Natur, Umweltschutz, Flora und Fauna und das Leben in der Antarktis. 2 Tage, die wir eigentlich nur mit Essen, Vorträgen und Schlafen verbrachten… und mit verarbeiten. Die Antarktis hat ihren tiefen Abdruck bei uns hinterlassen. Wir sind beeindruckt von dem was wir gesehen hatten. Wir sind glücklich und dankbar, dass wir diese Chance wahrnehmen konnten und wir sind erleichtert, dass wir die Reise so genießen konnten und eine gute Wahl beim Anbieter und Boot getroffen hatten.

Am Abend bevor wir den Beagle Channel erreichten gabs dann noch eine Talentshow und Versteigerung von Souvenirs von der Crew. Für uns persönlich ein sehr besonderer Moment. Laura, ein Mitglied des Expeditionsteams sang Fast Car von Tracy Chapman und spielte dazu Gitarre. Die Jungs von der Bar im Observation Deck hatten ihr gesteckt, dass wir uns das Lied, welches das letzte Mal von Andi und Annka bei unsere Hochzeit gesungen wurde, bei Piano Paul gewünscht hatten. Er konnte nicht liefern, aber die Jungs an der Bar wussten, dass Laura das Lied kennt und vor allen Dingen auch singen kann. Wow! Wir waren echt sprachlos und die Crew hatte uns ganz genau im Auge als Laura sang. Unglaublich, wie aufmerksam die Jungs waren!

Nach 2 Tagen und 3 Nächten kamen wir dann früh morgens am Beagle Channel an. Somit waren wir über einen Tag früher als geplant zurück. Dem Sturm waren wir nicht wirklich entkommen, aber dem schlimmsten Part dann zum Glück schon. Wir hatten wohl Wellen von 5 Metern und die hatten es dem Boot spürbar schwer gemacht. Wir haben die Drake überstanden. Für uns waren es zweimal „Drake Shake“ gewesen und ich kann euch sagen, ich hätte mich sehr über eine „Drake Lake“ gefreut. Tja, sollte nicht sein, aber schon jetzt sind die Erinnerungen an Übelkeit und Unwohlsein verblasst und die Erinnerungen an Eis, Unendlichkeit, Freiheit und Friedlichkeit sind umso deutlicher.

Mittags kamen wir in Ushuaia an und es wurde ein Ausflug in den Tierra del Fuego Nationalpark angeboten. Wir verzichteten, da wir den ja schon gesehen hatten und machten lieber einen Ausflug zu Bruno, Chico und Katzensitterin Coti.
Das Boot konnte noch nicht andocken, also gings mit dem Rettungsboot an Land und dann zu Fuß weiter. Die ersten Schritte auf dem Festland waren noch schwankend. Es dauerte in der Tat mehrere Stunden bis wir wieder auf sicherem Fuß unterwegs waren. Das Auf und Ab der Wellen war irgendwie geblieben und unsere Körper mussten erst wieder begreifen, dass wir nicht mehr auf dem Meer waren.
Chico freute sich uns zu sehen und war gar nicht böse, Bruno war auch heile und unberührt und Coti hatte sich mit Chico gut verstanden und berichtete von ihren gemeinsamen 11 Tagen. Wir waren erleichtert und quatschten noch eine Runde bevor wir Chico wieder in Bruno umzogen und das erste Mal wieder den Motor starteten.
Wir fuhren zurück an den Hafen und stellten Bruno dort noch für den letzten Abend an Bord ab.
Mit einem der letzten Shuttlefahrten ging es im Rettungsboot zurück aufs Schiff, welches immer noch nicht an den Dock konnte. Wir packten unser Zeug zusammen, gingen ein letztes Mal ausgiebig duschen und machten uns chic für das letzte Gala Dinner. Im Restaurant wars ziemlich leer. Das Hafenpersonal war spurlos verschwunden und so konnte das Schiff nicht wie versprochen um 19 Uhr anlegen und auch keine Gäste mehr vom Land abholen. Die meisten verpassten das letzte Abendessen und wurden wortwörtlich im Regen stehen gelassen. Mega ärgerlich und mal wieder typisch Lateinamerika. Man kann hier planen soviel man will, es läuft dann doch so wie Lateinamerika es will.

Nach dem Abendessen genossen wir dann noch das letzte Mal Piano Paul in der Observation Lounge mit Cocktails und verabschiedeten uns von den Kellnern, die uns so nett behandelt hatten.
Als das Boot dann kurz vor Mitternacht andocken konnte machten wir uns auf den Weg zu Bruno und Chico. Wir hatten vorsichtshalber schonmal alles aus der Cabin mitgenommen, planten aber, am nächsten Morgen das frühe Frühstück um 6 Uhr noch mitzunehmen. Wir hatten den Luxus auf dem Schiff in vollen Zügen genossen, freuten uns aber nun auch wieder auf unser fahrbares zu Hause.

Aus dem Frühstück an Bord wurde dann nix. Hanno fühlte sich schon ein paar Tage nicht gut und mich erwischte es dann in der ersten Nacht in Bruno. Vermutlich hatten wir uns in den letzten Tagen an Bord dann doch noch mit Covid angesteckt. Frühstück fiel aus und ich verbrachte den Tag im Bett.