Tag 1260-1277 | Esperanza, El Calafate, Glaciares Nationalpark, El Chaltén, Rio Chico, Perito Moreno Stadt, Lago Buenos Aires, Santa Cruz, Argentinien / Lago General Carrera, Puerto Rio Tranquilo, Rio Murta, Villa Cerro Castillo, Rio Mañihuales, Queulat Nationalpark, Aysen, Chile / Lago Yelcho, Los Lagos, Chile
Dann gings auch schon wieder über die Grenze nach Argentinien. Im Bundesstaat Santa Cruz warteten die nächsten Highlights auf uns und wir wollten versuchen diese noch mitzunehmen und dann zügig Richtung Norden zu fahren, da wir uns mit unseren Container-Buddies verabredet hatten.
In Argentinien wurden wir erst mal wieder mit schlechter Schotterpiste begrüßt. Na gut. Wir schafften es bis zur Dämmerung nach Esperanza. Der Ort liegt mitten im Nirgendwo und wir schliefen an der örtlichen Tankstelle, wo wir uns mit Schokolade und Rotwein versorgten.
Ein kurzer Test bestätigte, dass der Starlink auch weiter in Argentinien funktioniert. Hervorragend!
Am nächsten morgen ging es weiter nach El Calafate, wo wir kurz vor Dämmerung ankamen. El Calafate ist ziemlich touristisch und es gibt unendlich viele Bars und Restaurants. Wir zogen uns auf einen Campingplatz zurück, wo wir waschen, heiß duschen und Trinkwasser auffüllen konnten.
Am nächsten Tag ging es dann Richtung Glaciares Nationalpark, wo wir in der Pampa campten.
Weiter war die Stimmung nur so mittelmäßig. Das nahende Ende und die ungeplante Zukunft belastete doch mehr als zunächst angenommen.
Ablenkung fanden wir am nächsten Tag dan am Perito Moreno Gletscher. Leider regnete es ziemlich, aber wir hatten etwas Zeitdruck und wollten lieber nicht abwarten und außerdem sind wir ja auch nicht aus Zucker. Bisher hatte Patagonien und Feuerland es ganz gut mit dem Wetter gemeint.
Der Perito Moreno Gletscher ist besonders, denn er gehört zu den wenigen Gletschern, die nicht vom Klimawandel betroffen sind. Bisher ist der Gletscher nicht kleiner geworden und so kann man aus nächster Nähe zuschauen, wie der Gletscher kontinuierlich den Berg runter „fließt“, laut und markdurchdringend knackt und in unregelmäßigen Abständen kalbt. Wir selbst wurden Zeugen, wie ein riesiges Stück Eis abbrach und ins Wasser fiel. Erst da wurde einem das Ausmaß und die Größe des Gletschers bewusst. Die vordere Kalbungskante ist einfach mal 170 m hoch und 5 km breit. 30 km zieht sich der Gletscher von den Bergen bis in den Lago Argentina. Mit diesem Ausmaß ist der Gletscher das drittgrößte Frischwasserreservoir der Erde.
Am Abend fuhren wir dann noch raus aus der Stichstraße, die nach El Calafate führte und machten uns auf den Weg nach El Chaltén.
Am nächsten Mittag kamen wir an und schauten uns im Örtchen um. Auch dieses ist durchaus touristisch, aber noch kleiner als El Calafate und gefiel uns auf Anhieb besser. Nachdem wir die örtliche Bäckerei geplündert und die Restaurants ausgecheckt hatten, gings zurück zum Camper. Abends gingen wir dann in ein sehr gemütliches und sehr gutes Restaurant essen. Der Restaurantbesitzer sammelt Schilder aus aller Welt und so fanden wir auch ein altes Schild aus Berlin.
Nach einem sehr schönen Abend gings nach einer großen Portion Tiramisu früh ins Bett.
Hanno hatte nicht viel Zeit zwischen der Arbeit und wir wollten früh wandern gehen, damit der Nachmittag zum arbeiten blieb.
Aus früh wandern wurde nix, da es den Vormittag über stürmte und regnete.
Als es Mittags dann aufklarte machten wir uns direkt auf den Weg. Für die 8 Stündige Wanderung zum Fitz Roy wars schon etwas zu spät und wir entschieden uns die vierstündige Tour über den Mirador und die Laguna Capri zu machen. Die Wanderung war schön, aber auch stark besucht. Vom Wanderweg her fanden wir sie aber zum Beispiel schöner als die Wanderung zum Base del Torres, die gefühlt nur Berg auf ging und landschaftlich nicht so viel zu bieten hatte.
An der Laguna Capri machten wir dann noch ein kleines Päuschen, genossen den Ausblick und traten dann den Heimweg an.
Am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang wanderten wir dann noch zwei Stündchen bis zum Mirador Margarita. Jetzt langsam drängte die Zeit und wir mussten echt schauen, dass wir weiter Nordwärts kamen.
Nachdem wir noch unser Grauwasser losgeworden waren und unser Trinkwasser wieder aufgestockt hatten gings also weiter. Ich fuhr den Tag durch und Hanno arbeitete auf dem Beifahrersitz. Kurz vor Sonnenuntergang hatten wir es bis zum Rio Chico geschafft, wo wir einen schönen Platz abseits der Straße am Fluss fanden.
Am nächsten Tag gings weiter und Nachmittags kamen wir in Perito Moreno Stadt an. Nachdem wir lange und ausgiebig shoppen waren ging es noch volltanken und wir nutzten die gratis heiße Dusche. In Argentinien bieten einige Tankstellen gratis Duschen an, wenn man tankt und wir sind absolute Fans von diesem Konzept.
Da wir unsere Container-Buddies am nächsten Morgen treffen wollten schliefen wir auf dem Parkplatz der Tankstelle. Wie sich herausstellte, waren wir mit der Idee nicht alleine. Wir standen Abends zu mindestens 5 Campern dort. Die meisten waren Brasilianer.
Am nächsten Morgen trafen wir dann zum Frühstück Leon und seine Familie. Nach einem eher miesen Frühstück in der Tankstelle und einer vergeblichen Wäschereisuche, kauften wir noch für Grillen ein und fuhren dann gemeinsam an den Lago Buenos Aires.
Hier lernten wir uns etwas besser kennen und Abends grillen wir gemeinsam ein dickes Stück Steak und Gemüse.
Für Leon und seine Familie war die Nacht mit Wind im Dachzelt nicht die Beste und Morgens trennten sich unsere Wege erstmal wieder. Wir würden uns in wenigen Wochen wieder sehen um die Autos zu verladen.
Wir entschieden noch einen Tag am Lago Buenos Aires zu bleiben und in Ruhe die Rampen zu bauen, die wir hoffentlich nicht benötigen würden, um in den Container zu fahren. Wir sind in Südamerika und bekamen keine ordentliche Antwort, ob es fürs Container-Beladen Rampen gab. Der Agent verstand das Problem nicht und war der Meinung wir fahren einfach mit den Autos über die 16cm hohe Kante in den Container. Die müßige Diskussion, dass das mit Container-Rädern unmöglich ist, sparten wir uns und bereiteten lieber unseren Plan B vor.
Wir planten unsere Weiterrreise und ein letztes Mal Chile. Auf der berühmten Carretera Austral sollte es weiter Richtung Norden gehen bevor wir Richtung Buenos Aires und Montevideo abdrehen würden.
Der Argentinische Teil von Patagonien hat uns hervorragend gefallen und wir waren gespannt, wie es mit Chile weiter geht. Dadurch, dass dort alles touristischer und teurer ist, sind wir bisher nicht so richtig warm geworden mit dem Land und die Erfahrungen die wir an unseren ersten Tagen in Calama gemacht hatten, hatten Chile irgendwie einen negativen Stempel verpasst. Wir fühlten uns dort einfch weniger willkommen und auch weniger sicher.
Am nächsten Morgen gings über die Grenze nach Chile. Der See zu unserer rechten blieb der selbe, wechselte aber seinen Namen. Statt Lago Buenos Aires hieß er nun Lago General Carrera.
Den ersten Ort, Chile Chico, nutzten wir nur zum einkaufen. Er wirkte schäbig und es lungerten viele heruntergekommene Menschen im Ort rum. Ein typischer Grenzort und nix, wo wir bleiben wollten. Also gings weiter die Straße runter.
Was wir nicht wussten war, dass wir über 300km Schotterpiste vor uns hatten. Eigentlich war der Plan das ich fahre und Hanno arbeitet. Bei der Piste aber schlecht möglich und die nächsten Tage waren für uns beide sehr anstrengend. Dazu kam Ärger mit der Verschiffung. Eigentlich hatten wir schon alles fix gemacht. Jetzt wollte die Agentin nach der Anzahlung nochmal 600 US$ mehr als vereinbart. Der Preis war eh schon heftig und wir waren ziemlich angefressen von dieser miesen Geschäftspraxis. Wir stiegen aus, verlangten unser Geld zurück und suchten nach alternativen Agenten. Auf unser Geld warteten wir über zwei Wochen und wir bekamen auch nicht den vollen Betrag zurück. Am Ende gaben wir die Streiterei um die verbleibenden 100 US$ frustriert auf. Verschiffungen werden nie zu etwas werden, was Spaß macht. Immer ein absoluter Kampf und immer fühlt man sich sowas von über den Tisch gezogen.
Die Aussicht auf der Cerretera Austral allerdings war der absolute Hammer! Hätten wir mehr Zeit, wäre das bestimmt sehr gemütlich geworden und wir hätten viel mehr tolle Campspots und weniger weite Fahrten einplanen können. Die Realität war dann eher von morgens bis abends durchfahren und die großen Highlights noch zwischendurch mitnehmen.
Unser erster Stop waren die Marmor-Höhlen. Mit dem Kayak ging es morgens um 7 Uhr los und wir waren unglaublicherweise die einzigen auf dem Wasser. Es war relativ windig und viele Touren wurden deshalb verschoben oder abgesagt. Wir trauten uns und wurden belohnt. Klar hatten wir etwas mehr Wellengang und der Rückweg mit Gegenwind war anstrengender als normalerweise, aber dafür hatten wir die Höhlen und die tollen Formationen ganz für uns alleine.
Die Farben waren unglaublich und unser Guide gab sich Mühe einiges zu erklären und machte auch ein paar Fotos. Wir lernten, dass das Gebiet früher dem Gründer der Outdoormarke „The Northface“ gehörte und er es an die Regierung vererbte. Statt dem geplanten Naturschutzgebiet entschied die Regierung leider, dass sie lieber die Bodenschätze abbauen wollte. Schade! Wir waren am Vortag an großen Mienen vorbei gefahren und konnten die Zerstörung dieser tollen Natur mit eigenen Augen sehen.
Der Gründer von „The Northface“ ist tragischerweise im Lago General Carrera ums Leben gekommen, nachdem er mit dem Kayak gekentert war und an Unterkühlung gestorben ist.
Wir kamen zum Glück sicher und trocken nach 3 Stunden wieder ans Land.
Da Hanno den Rest des Tages arbeiten musste fuhren wir nur ein Stückchen weiter und bogen dann in ein Flussbett ab. Hier fanden wir unseren Platz für die Nacht und genug Ruhe für den Rest des Tages.
Der Winter nahte und so wurde es direkt richtig kalt als die Sonne unter ging. Das erste Mal seit Ushuaia fror über Nacht alles und wir waren froh, dass wir uns die neuen Starterbatterien gegönnt hatten. Ohne diese wäre der Kaltstart am nächsten Morgen nicht so leicht gefallen.
Weiter gings dann einen Tag über Stock und Stein und Hanno bekam langsam aber sicher die Krise beim Zustand der Piste. An Arbeiten vom Beifahrersitz war nicht zu denken und wir beide hofften, dass Bruno keinen Schaden davon trug. Die Stoßdämpfer waren am Limit und jedes übersehene Loch in der Straße ließ uns die Pobacken zusammen kneifen und die Gesichter vor Schmerz verziehen. Mit dem nahenden Verschiffungstermin war wenig Puffer für Werkstattbesuche und wir mussten langsam und sehr konzentriert fahren.
Nachmittags kamen wir in Villa Cerro Castillo an. Hier am Aussichtspunkt gabs einen Parkplatz mit Betonplatten. Der perfekte Spot um unsere Reifen zu rotieren. Mittlerweile hatten wir auf 2 Reifen das Profil ordentlich runter gefahren und es wurde Zeit sie von der hinteren Antriebsachse runter zu holen und nach Vorne zu rotieren.
Das war zum Glück schnell erledigt und wir entschieden auf dem Parkplatz auch für die Nacht zu bleiben. Die Aussicht war nicht von schlechten Eltern und ab Dämmerung waren wir komplett alleine dort.
Zum Tagesanbruch gings dann weiter und wir fuhren ein gutes Stück bis zum nächsten Fluss, wo wir einen guten Platz zum Schlafen fanden.
Früh am nächsten Morgen gings dann zum letzten Patagonien-Highlight auf unserer Liste: den Queulat Nationalpark. Wir gingen wandern und schauten uns den Gletscher dort an. Das Wetter war gut und die Wanderung schön.
Am Vorabend hatten wir entschieden, dass wir uns den Rest der Strecke bis hoch nach Puerto Montt sparen und die nächste Grenze nach Argentinien nehmen. So konnten wir die restlichen Tage gemütlicher machen. Mittlerweile hatten wir ein neues Verschiffungsdatum, einen neuen Agenten und es würde in Buenos Aires statt Montevideo verladen werden.
Patagonien verabschiedete sich dann nochmal standesgemäß. Wilde Pfauen kreuzten die endlich wieder geteerte Straße und am Schlafplatz begrüßte uns ein Gürteltier. In den USA haben die lustigen Kerlchen keine Haare uns sind irgendwie weniger hübsch. Die behaarte Version in Patagonien finden wir dagegen echt niedlich.
2 Nächte campten wir dann noch am Lago Yelcho. Leider hatten wir eher durchwachsenes Wetter und verbrachten viel Zeit in Bruno. Es war kalt, regnete und stürmte. Da bekamen wir doch noch das typische Wetter.
Am nächsten Morgen gings dann nach Futaleufú, wo ich in der Post noch die letzte Postkarte für Papa abgeben wollte. Die Post fand ich zwar, aber die Angestellte erklärte mir, dass sie keine Briefmarken verkaufen. Frustrierend. Mal wieder eine Post in Südamerika, in der man keine Post verschicken kann. Leider gibts also keine gestempelte Briefmarke aus Chile für Papa.
Die Grenze ging dafür zügig und ohne Probleme und nach unglaublichen 24 Grenzübertritten mit Bruno scheint es das jetzt wirklich gewesen zu sein. Zumindest für den Trip auf der Panamericana. Verrückt!
Jetzt blieben uns noch 2 Wochen, bevor Bruno in den Container rollen würde.