Tag 777-784 | Vulkan Acatenango und Fuego, Chimaltenango / Antigua, Sacatepéquez / Vulkan Pacaya, Escuintla, Guatemala
Nach einem großen Einkauf ging es bis zum Fuße des Acatenango Vulkans. Per WhatsApp hatten wir eine Tour für die nächsten zwei Tage gebucht. Das hieß Ruhe für Bruno und einen Tag sturmfrei für Chico.
Wir wurden herzlich von der Gastfamilie empfangen und es gab dann erst Mal Abendessen. Reis mit Bohnen, Hühnchen und Spinat. Aber durchaus lecker. Unsere neugewonnenen Spanisch-Skills kamen auch direkt zum Einsatz.
Dann wurde gepackt und vorbereitet. Saßen wir im Tal in Sommersachen rum, wars am Basecamp knapp über 0 Grad. Schwierige Entscheidung, was man da so packen soll. Außerdem hatten wir eine Tageswanderung vor uns und mussten alles schleppen. Nicht die Kilometer machten uns dabei Angst sondern die Höhenmeter die es zu bewältigen gab. 1600m sollte es in wenigen Kilometern hoch gehen. Hört sich anstrengend an und war es auch.
Wir starteten ziemlich blöd in den Tag. Die Straßenhunde hatten Chico in die Enge getrieben und er war auf dem Nachbargrundstück verschwunden. Die Zeit vor dem Frühstück verbrachten wir also mit Suchen. Zum Glück antwortet er, wenn man ihn ruft. Wir brachten dann eine knappe Stunde später einen zitternden Kater zurück zu Bruno. Richtig doof. Die Gastfamilie fand das ganze witzig und unterhaltsam. Hmmm. Irgendwie versteht hier keiner, dass auch eine Katze ein Haustier und Familienmitglied ist.
Mit schlechtem Gewissen und einem Berg Futter sagten wir dann gegen 8 Uhr Chico tschüss und hofften, dass es ihm nicht zu langweilig wird und er ohne uns nicht durchdreht.
Dann gings los. Mit einem deutsch-französischen Pärchen, Willow und Lee und unserem Guide Hermán wagten wir uns an den Aufstieg.
Das erste Stück waren nur Stufen und es ging durch Regenwald. Nach einer Stunde machten wir die erste kleine Pause, nach der zweiten Stunde und der zweiten Pause befanden wir uns knapp unter den Wolken und an der Baumgrenze. Laut Guide war das härteste Stück geschafft. Es ging weiter stetig Berg auf aber nicht mehr so steil. Gegenseitig wurde sich motiviert und als klar war, dass nur noch 2 km vor uns lagen wollte Hanno das unbedingt in unter einer Stunde schaffen. Damit lägen wir bei unter 5 Stunden für den Aufstieg zum Basecamp, was echt gut wäre.
Also wurde durchgepowert und mit 4:50 Stunden auf dem Tacho erreichten wir das Camp. Mit rotem Kopf, ordentlich erhitzt und stolz machten wir erst mal eine Pause bevor wir unser Zelt bezogen.
Den Rest des Nachmittags verbrachten wir mit einem Powernap und schauten dem Fuego Vulkan beim Explodieren zu. Leider zogen immer mal wieder Wolken auf und wir waren stundenweise im Nebel ohne Sicht. Wir wollten dann eigentlich noch näher an den Fuego ranwandern, aber plötzlich sollte diese Tour extra kosten. Wir entschieden uns dagegen.
Wenn die Wolken sich dann ab und zu verzogen, hatten wir spektakuläre Sicht auf den Vulkan Agua in der Ferne und den Fuego vor unserer Nase. Gut alle 10 Minuten gibt es hier momentan eine Eruption, die wir gebannt mit lauten Ahhhhs und Ohhhhs verfolgten. Je dunkler es wurde, desto häufiger konnten wir auch die Lava sehen. Sehr spektakulär.
Es wurde schnell dunkel und richtig richtig kalt. Wir verkrochen uns am Feuer und bekamen aufgeweichte Spaghetti und Tetrapack-Wein zum Abendessen. Als es anfing wie aus Eimern zu Regnen beendeten wir unseren Abend und hofften, dass es sich bis zum nächsten Morgen um 4 Uhr aufklarte. Dann sollte es noch weitere 400 m bis zur Spitze des Acatenango gehen, von wo aus wir den Sonnenaufgang schauen wollten und einen noch besseren Blick auf den Fuego hätten.
Tja, aber es sollte nicht sein. Wir froren uns umsonst den Hintern ab. Es regnete auch um 4 Uhr morgens noch und nach einem echt miesen Frühstück (Cornflakes in heißem Wasser) wurde die Stimmung im Camp nicht besser. Das deutsch-französische Pärchen entschied sich noch eine Nacht zu bleiben. Wir mussten wegen den Katzen zurück. Nach langem hin und her bot uns der Guide an gegen 9 Uhr noch zur Spitze zu laufen und von dort aus wieder runter. Es hatte etwas aufgeklart und wir hofften alle auf einen Blick in den Fuego von oben. Also gings los. Der Weg war krass und ich kam an meine Grenzen. Der Guide hatte es eilig und mir fiel der Aufstieg echt schwer.
Als wir nach etwas mehr als einer Stunde oben waren, standen wir im Nebel. Aussicht: nada! Sehr schade. Oben zog es wie Hechtsuppe und uns gefror der Schweiß im Gesicht. Wir hielten es nicht lange aus und entschieden uns für den Abstieg.
Der Abstieg war ne Katastrophe. Hanno verlor die Sohle unter seinen Schuhen, der Guide rannte förmlich, hatte null Bock zu warten und dazu entschied er sich für den direkten Weg nach unten statt die angelegten Wege zu nehmen. Vollkommen fertig kamen wir nach knapp 3 Stunden unten an und zur Krönung fing es an zu regnen und Hanno hatte seine Regenjacke auf dem hektischen Abstieg verloren.
Wir wollten heiß duschen, aber es kam nur kaltes Wasser. Willows Dusche wurde zwar heiß, fing dann allerdings Feuer (buchstäblich!). Nicht so grandios. Am Ende schauen wir mit gemischten Gefühlen auf die Tour-Organisation. Einige Dinge waren echt richtiger Mist und vieles wieder nur halb durchdacht. Mit den leeren Versprechungen und absichtlich verschwiegenen Gebühren und Zusatzleistungen kippte etwas die Stimmung und wir wollten nur noch weiter.
Nachmittags kamen wir in Antigua an, wo man kostenlos bei der Polizei auf dem Grundstück stehen kann. Chico freute sich sichtlich über seine neue Freiheit und streifte auf dem Gelände rum. Wir bestellten nur noch Pizza und holten Schlaf nach.
Den nächsten Tag machten wir bis Abends nichts. Muskelkater des Todes! Wir kamen weder raus aus Bruno noch wieder rein. Puh.
Abends reichte die Kraft für einen kleinen Bummel durch die Stadt und wir entdeckten super viele Orte wieder, die wir von 2015/2016 kannten. Für mich ist das das erste Mal, dass ich an einen Ort außerhalb Europas das zweite Mal komme. Schon witzig, an was man sich noch so erinnert. Antigua ist und bleibt eine echt schöne Stadt.
Am zweiten Tag setzten wir unseren Bummel fort und bestiegen dann sogar noch den nahen Berg um einen Ausblick über die Stadt zu haben. Mein Muskelkater war soweit gut, Hanno quälte sich aber noch die Treppen in Zeitlupe runter.
Dann gings noch in die Casa Santa Domingo. Das ganze ist ein riesen Hotelkomplex und echt schön gemacht. Es gibt ein Restaurant, ein Café, Bungalows und Hotelzimmer, einen Pool, einen Garten und eine Chocolaterie. Dazu viele denkmalgeschützte Bereiche wie Grabkammern und alte Gemäuer. Ursprünglich war der Komplex mal ein Kloster.
Dann gings in eine der Craftbeer-Brauereien und Abendessen. Antigua hat ein großes Angebot an gutem Essen und schönen Bars und das kosteten wir so richtig aus. Es würde das letzte Mal für längere Zeit sein. Also machten wir am nächsten Tag auch noch einen Abstecher in die Casa del Ron. Hannos Lieblingsrum Zacapa wird dort ausgeschenkt und man kann ein Tasting der Flagship-Sorten machen. Sieht fancy aus, war aber eine totale Enttäuschung. Richtig mieser Service und wir wurden echt richtig schlecht behandelt. Schade.
Dafür fanden wir noch einen guten Taco Laden und hauten so richtig rein. Mexicos Essen ist und bleibt das Beste!
Zum krönenden Abschluss machten wir dann am nächsten Tag noch einen Schokoladen-Workshop. Wir lernten den Prozess der Verarbeitung des Kakaos von der frischen Bohne bis zur fertigen Tafel Schokolade kenne und stellten auch noch drei verschiedene Kakaogetränke her. Am Ende durfte jeder von uns seine eigens hergestellte Tafel Schokolade mit nach Hause nehmen. Mhhhhh.
Dann gings noch zur Post. Papa bekommt eine Karte aus jedem Land, auch wenn es immer immer schwerer wird Postkarten aufzutreiben und eine Post zu finden. In Belize hatte es nicht geklappt, in Antigua ging es wieder. Auch wenn der Prozess kompliziert ist, da die Post kein Geld annehmen darf und man zwischen Post und Bank hin und her rennen muss um seine Postkarte zu verschicken.
Am nächsten Tag ging es dann weiter. Wir hatten in Antigua in einem sehr guten Supermarkt nochmal die Vorräte aufgestockt und nahmen die Bergroute. Chico fand das ganze ziemlich langweilig und als wir dann auch noch im Stau vor einer Baustelle standen verlor er komplett die Motivation. Keine Ahnung, wie man so schlafen kann und wie das bequem sein soll.
Bevor wir an unserer Station für die Nacht ankamen ging es noch in ein Secondhand Geschäft shoppen. Wir waren auf der Suche nach Funktionskleidung für die ganzen anstehenden Wanderungen und wurden fündig. Es gab neue Sport-Oberteile und Funktionshosen, sowie eine neue Mammut-Regenjacke für Hanno. Auch ein Patagonia-Pullover für umgerechnet 5 Euro schaffte es in unseren Einkaufskorb. Über den freue ich mich immer noch riesig. Witzig war, dass wir auch Naketano-Klamotten hätten kaufen können oder komplette Outfits eines Amazon- oder UPS-Paketbotens. Manche Sachen brandneu, andere total abgetragen. Schon interessant. Vor unserer Abreise hatten wir Tütenweise Klamotten zum roten Kreuz gegeben. Im Zweifel hängen die jetzt irgendwo hier in Zentralamerika in den Geschäften.
Dann gings bis zum Visitor Center des Pacaya Vulkans. Ganz nach dem Motto: Einer ist keiner, da wollten wir den jetzt auch noch besteigen.
Unser Wecker ging um 4 Uhr am nächsten Morgen. Zum Sonnenaufgang hatten wir einen fantastischen Blick über die Ebene bis zum Pazifik. Außerdem konnten wir den Acatenango und den Fuego sehen. Keine Wolke versperrte heute die Sicht und wir waren etwas neidisch auf die Leute die zu dem Zeitpunkt auf dem Acatenango waren. Wir sahen die Eruptionen aus der Ferne und die waren gigantisch.
Wir staksten den Vormittag dann durch das Lavafeld des Pacaya Vulkans auf der Suche nach einer heißen Stelle, wo wir unsere Marshmallows rösten konnten. Ich legt mich ordentlich auf die Klappe und riss mir an den fiesen spitzen Steinen Hand und Bein auf. Lee verknackste sich den Knöchel.
Am Ende wurden unsere Marshmallows eher dampfgegart als geröstet, schmeckten aber trotzdem.
Nach den ganzen kalten Tagen auf den Vulkanen war es jetzt Zeit für etwas Sonne und Strand. Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschiedeten wir uns von Willow und Lee, die es für Ersatzteile Richtung Hauptstadt zog und machten uns auf den Weg an den Pazifik. Lang wars her, dass wir das Meer gesehen hatten. Das letzte Mal in Hopkins, Belize und das war die Karibik. Den Pazifik mit seinen Surfwellen vermissen wir schon seit Ostern.
Ein Gedanke zu „Tag 777-784 | Vulkan Acatenango und Fuego, Chimaltenango / Antigua, Sacatepéquez / Vulkan Pacaya, Escuintla, Guatemala“
Spannend, spannend, und schöne Bilder. Hoffentlich bleiben euch ( und Chico) allzu viele negative Erlebnisse erspart, aber man merkt schon, dass ihr jetzt in Gegenden kommt, wo nicht mehr alles ‚rund‘ ist..Toitoitoi!