Tag 743-748 | Orange Walk, Lamanai, Shipyard, Crooked Tree, Gales Point Manatee, Belize

Tag 743-748 | Orange Walk, Lamanai, Shipyard, Crooked Tree, Gales Point Manatee, Belize

Früh morgens tauchten wir an der Grenze auf. In Mexico ging dann erst mal das Auschecken los. Bruno wollte raus aus dem Land und wir wollten raus aus dem Land. Eine grimmige Grenzbeamtin nahm uns unsere Touristenkarten ab und ließ uns wissen, dass Belize geschlossen ist und wir von ihr nur eine Woche für Mexico bekommen, falls wir umkehren müssen. Sehr fein, da hat man ja direkt ein super Gefühl.
Nachdem auch Bruno offiziell das Land verlassen hatte ging es weiter Richtung Belize. Erster Stop war die Desinfektionsstation für die wir zahlten, aber nie auch nur einen Hauch von Desinfektionsmittel sahen. Auch gut. Dann gabs Ärger bei der Gesundheitsbehörde. Meine Biontech Impfungen wurden anerkannt, Hannos Johnson&Johnson nicht. Das war sowas von Masche. Half alles nix, 50 US$ leichter und ein weiteres Stäbchen in der Nase später durften wir zur Immigration.

Hier waren alle super freundlich, auch wenn alle wieder Geld wollten. Für Chico zahlten wir, für Bruno zahlten wir, und für uns müssten wir noch bei Ausreise zahlen.
Der dicke, ältere Herr der Bruno kontrollieren sollte, kam kaum in die Wohnkabine und so kamen wir mit einer verbotenen halben Zwiebel und den Resten von Hannos gebrautem Bier durch den Zoll.
Gegen Mittag rollten wir auf belizischen Boden und schlossen hinter der Grenze noch eine Autoversicherung für die zwei Wochen im Land ab.
Dann gings über Corozal nach Orange Walk.
Belize war unsere Wundertüte. Das einzige Zentralamerikanische Land in dem wir noch nicht waren und super anders als all die anderen. Hier wird Englisch gesprochen und schon an der Grenze führten wir einen Haufen interessanter Gespräche mit den Leuten in der Immigration, dem Tierarzt und dem Zoll. Das ist dann doch ein Unterschied, wenn man frei Schnauze quatschen kann ohne nach jeder dritten Vokabel zu suchen.

Während der ersten 100 Kilometer im Land suchten wir nach Unterschieden zu Mexico und fanden reichlich. Belize wirkt ärmer, aber trotzdem aufgeräumt. Die Leute sind dunkler als in Mexico. Ein großer Anteil ist sogar afrikanisch stämmig. Die Creolen sind als Sklaven ins Land gekommen und nach ihrer Befreiung geblieben. Egal wo wir lang fuhren, die Leute hielten in ihrer Tätigkeit inne, lachten uns an und freuten sich uns zu sehen. WIr wurden überschwänglich begrüßt und mit Tipps für unsere Reise versorgt.

Nachmittags kamen wir bei Ricky unserem Gastgeber an. Eine der Regeln in Belize ist nämlich, dass wir drei Nächte in einer „Health Gold Standard“ Unterkunft buchen mussten. Wir wählten Rickys Hostel als günstigste Option. Bruno musste leider draußen bleiben, da er nicht durchs Tor passte, aber von der Dachterasse aus hatten wir ihn im Blick.


Das Zimmer war ganz nett zum runterkommen und kühler als der Camper, was gut für Chico war. Also machten wir einen kurzen Mittagsschlaf bevor wir uns auf die Suche nach Lebensmitteln und einer Bank machten. Die Bank fanden wir und auch hervorragende Eiscreme. Leider wurde es danach traurig. Unsere Einkaufsliste war lang und wir kamen sehr enttäuscht aus den beiden großen Supermärkten zurück zum Hostel.
Ricky erklärte uns dann, dass Belize den Import von Gütern stark einschränkt oder sogar untersagt. Vor Covid war das kein Problem, da die Leute einfach nach Mexico rüber sind und besorgt haben, was es nicht gibt. Seit Covid ist dieser Weg nicht mehr möglich (den Belizianer dürfen nach wie vor das Land nicht verlassen) und so fehlt es an fast allem. Es gibt zum Beispiel kein Sprudelwasser, keine Butter, kein Nutella…
Außerdem erfuhren wir, dass es eine Zeit gab, in der ein großer Strom Auswanderer aus China und Indien nach Belize kam. Alle Supermärkte, die wir in den zwei Wochen im Land gesehen haben, waren in chinesischer Hand. Die Geschichten sind unterschiedlich, aber viele Menschen hier sind froh, dass die Chinesen mit ihrem Organisationstalent und Fleiß die Märkte führen. Auf der anderen Seite hört man einiges von Menschenhandel mit chinesischen Frauen, Verschleppung und Versprechungen vom goldenen Land Belize, welches die Asiaten lockte. Ich weiß nicht, was dran ist. Was ich weiß ist, dass mittlerweile die Immigration von Indern und Chinesen strikt kontrolliert wird und mit immensen Gebühren belegt wurde.
Langsam lernten wir zu verstehen, warum vieles so zusammengewürfelt wirkt. Man nimmt halt was man kriegt und wird kreativ. Jeder sucht sich seine Nische und versucht damit Geld zu verdienen.
Wir gaben uns damit zufrieden, dass das nun so ist und wir uns was Lebensmittelshopping betrifft umstellen müssen. Also gingen wir abends essen und fühlten uns nach Indonesien gebeamt. Alles wird frittiert. Ohje.
Immerhin schmeckt das Bier in Belize und Hanno fand auch ein paar feine Rums, die er durchprobieren konnte.

Wir blieben zwei Tage in Orange Walk und erkundeten das Städtchen zu Fuß. Wir waren weit und breit die einzigen Europäer und die Leute brüllten uns auf dem Markt zu, dass sie unser Auto mögen (welches am anderen Ende der Stadt parkte). Es schien so, als wüsste das ganze Land Bescheid, dass wir hier sind. Vermutlich konnte man aber auch die Touristen, die per Auto hier waren, an einer Hand abzählen. Es fühlte sich etwas komisch an so präsent zu sein, aber die Leute waren alle einfach super nett und hilfsbereit.

Während wir in Orange Walk bei Ricky unsere Basis hatten ging es dann noch auf einen Tagestripp zu den Lamanai Ruinen.
Auf dem Parkplatz waren wir das einzge Auto und während wir die Ruinen erkundeten sahen wir genau zwei andere Touristengruppen.

Die Lamanai Ruinen liegen in einem wunderschönen Stück Dschungel und wir genossen den Spaziergang durch den dichten Wald. Wir fanden interessante, unbekannte Pflanzen und wilden Kaffee.


Highlight war, auf die höchste Ruine zu klettern und ein Blick über den Dschungel zu erhaschen. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen. An der letzten Ruine trafen wir dann noch Brüllaffen und machten Pause unter ihrem Baum. Gut gefallen haben mir vor allen Dingen die Ruinen mit den großen Gesichtern. Sehr beeindruckende Werke.

Von Lamanai aus ging es dann nach Shipyard. Das stand von Anfang an auf meiner „Must-See“ Liste und ich war begeistert. Mennoniten leben in dieser eigenständigen Gemeinschaft. Sie haben ihr eigenes Gesetz, ihre eigenen Regeln und Leben unabhängig vom Rest des Lades. Die Bevölkerung ist ursprünglich deutsch und sie spricht Plattdeutsch. Wir kamen uns original vor wie im Freilichtmuseum Kommern. Die Leute hier leben von den Erzeugnissen des Feldes, tragen Kleider wie Omi und verzichten auf viele Dinge wie Autos und Technik. Wir kamen uns mit unserem großen, lauten Stinker Bruno echt etwas wie Eindringlinge vor. Wir starrten mit offenen Mündern in der Gegend rum und wurden genauso zurück angestarrt. Ein sehr interessanter Besuch.

Auf dem Rückweg suchten wir uns nochmal ein Restaurant und bekamen Creolisch. Reis mit Bohnen, Krautsalat, Fleisch nach Wahl und Backbanane. Gar nicht so schlecht. Damit können wir leben.
Das Restaurant lag an einer der Tankstellen der Stadt und beim Anblick dieser, entschieden wir uns, lieber erst in Guatemala wieder zu tanken.

Am nächsten Morgen sagten wir Tschüss zu Ricky und machten uns auf den Weg nach Crooked Tree. Wir fuhren die Hauptautobahn des Landes runter und wunderten uns ab dem Zeitpunkt nicht mehr, dass es meistens Schotterpiste oder einspurig geteert ist. Viel Verkehr ist hier eh nicht. Die meiste Zeit hatten wir die Straßen für uns alleine.

in Crooked Tree schliefen wir eine Nacht im Vorgarten einer Familie, die ein Hotel betreibt. Wir waren die ersten Gäste seit Mai letzten Jahres und wurden sehr freudig begrüßt.

Am nächsten Tag ging es schon weiter, da in Crooked Tree gerade keine Vogelsaison ist und es sonst nicht viel zu gucken gibt.
Es trieb uns nach Gales Point. Wir wollten Manatees, also Seekühe sehen. Wir fuhren langsam ins Dörfchen und wurden schon nach wenigen Minuten gestoppt. Leroy bot uns einen Schlafplatz an der alten Kirche an und würde uns gegen Bezahlung mit seinem Boot in die Lagune bringen. Er war uns spontan sympathisch und so entschieden wir uns, das Angebot anzunehmen.
Wir hatten viel von den Creolen an der Küste gehört und es war einfach faszinierend. Als wären wir mal gerade so nach Jamaika oder Afrika gesprungen. Die Leute sprechen Englisch aber so wie wirs aus Gentlemans und Patrices Raggae-Songs gewohnt sind. Wir mussten echt gut zuhören um alles mitzubekommen und hatten einen fantastischen Tag mit Leroy.
Als erstes gingen wir in der Lagune schwimmen. Dort zeigte er uns ein Sinkhole aus dem kaltes Wasser strömt. Wir standen Hüfttief im Wasser, aber wenn man in das Loch tritt ist da kein Boden mehr und man sinkt ohne Stop. Der Sand im Sinkhole ist dunkler und feiner als in der Lagune. Echt ein spannendes Phänomen, welches Leroy auch nicht erklären konnte.

Dann plantschten wir noch eine Runde herum und Leroy erzählte uns eine seiner unzähligen Geschichten über einen Totenkopf aus Diamanten der irgendwo in den Bergen versteckt ist. Wer diesen Totenkopf besitzt hat unendliche Macht, auch über die Regierung (was Leroy besonders gefiel) und man kann tun was man will. Von diesem Totenkopf gibt es mehrere auf der Welt, z.B. in Ägypten und Afrika. Es war spannend einer dieser Geschichten zu lauschen, denn die Creolen waren berühmt für ihre Erzählungen. Was ein Glück, dass wir direkt in den Genuss kamen. Im Anschluss an unsere Planscherei lud Leroy uns in sein Haus zum Mittagessen ein und es gab creolisches Hühnchen, braunen Reis und Backbananen. Er zeigte uns seine Hühner, die verschiedenen Obstbäume in seinem Garten und seine Cashew-Nuss-Ernte der letzten Tage.

Dann gings aufs Boot und raus in die Lagune. Leroy wusste genau wo die Seekühe grasen und so dauerte es nicht lange bis wir die erste Nase auftauchen sahen. Die Seekuh schien zu fressen, denn sie tauchte immer nur kurz für neue Luft auf.
Nachdem wir genug Nasen gesehen hatten ging es in die Mangroven und die Herren warfen die Angeln aus. Leider ohne Erfolg, aber mit viel Spaß. Geangelt wurde an diesem Tage ausschließlich Seegras.

Wir fuhren den Fluss runter bis zur Mündung ins Meer. Dort legten wir an und spazierten über den Strand. Leroy erzählte uns, dass er schockiert ist, wie sich der Strand in den letzten 20 Jahren verändert hat. Plötzlich war dort jede Menge Müll und Seegras. Die Schildkröten blieben fern. Ihnen blieb kaum ein sauberes Stück Strand zum Eierlegen. Super schade. Wir waren ehrlich erstaunt und schockiert über die Menge an Müll. Dieser Strand ist unberührt, keine Zivilisation so weit man sehen kann und es türmt sich der Müll am Strand. Es war schwer, bei dem Anblick bei Laune zu bleiben. Dazu das ganze stinkende Seegras, welches den Weg für die Schildkröten noch erschwert. Puh…
Leroy und Hanno versuchten es dann bis zur Dämmerung nochmal mit Fischfangen, mussten aber am Ende wegen einer verhedderten Angelschnur aufgeben. In der Dämmerung ging es zurück bis zu Leroys Haus.

Den Abend ließen wir dann auf der Veranda mit selbstgemachtem Fruchtwein ausklingen. Wir hatten echt einen fantastischen Abend.
Die erste Woche Belize war schon rum und wir hatten unheimlich viel erlebt. Belize, unsere Wundertüte: Creolen, Deutsche, Chinesen, dazwischen die Mayabevölkerung. Englisch und Spanisch im Mix, Dollar, durchaus gehobene Preise, viele amerikanische Auswanderer, herzliche Menschen, …
Wir freuten uns auf die zweite Woche, auch wenn wir langsam aber sicher wirklich Sprudelwasser vermissten.

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