Tag 650-661 | San Christobal de las Casas, Parque las Canastas, El Chiflon Wasserfall, Laguna Montebello Nationalpark, Chiapas, Mexico / Nentón, Guatemala
Innerhalb von einer Stunde ging es 1500 Höhnmeter nach oben. Angekommen in San Christobal bekamen wir einen kleinen Kälteshock in unseren kurzen Klamotten. Nach ein bisschen Sucherei fanden wir Eduardo, der uns erlaubte auf seinem Grundstück zu campen. Die nächste Stunde waren wir mit neugierigen Verwandten und einer Horde Kinder beschäftigt. Wir zogen uns schnell wärmer an und machten uns auf in die Stadt.
San Christobal erinnert uns ein bisschen an San Miguel de Allende. Sehr westlich, viele Touristen aus Europa und den USA und einige sehr moderne Läden und schicke Restaurants. Nach einem kleinen Bummel durch die Stadt gings auf eine Pizza in ein sehr schönes Restaurant mit gutem WiFi und toller Atmosphäre. Zwischen Cappuccino und Pizza googelten wir die Must-Sees der Stadt und planten unsere nächsten Tage.
Dann ging es einigermaßen früh zurück zu Bruno. Die Nacht in Tuxtla ohne Schaf hatte doch mehr geschlaucht als gedacht.
Da es bei Eduardo gerade Küken gibt durfte Chico nur mit Leine raus. Die Familie war sichtlich irritiert von uns, als wir am Abend mit unsere Katze gassi gingen.
Am nächsten Morgen starteten wir früh. Wir schleppten knapp 12 kg Wäsche zur nächsten Wäscherei. Wir hatten vor mal wirklich alles zu waschen. Inklusive Bettdecken, Handtücher und Vorhänge. Die erste Wäscherei hatte zu, die zweite existierte nicht mehr. Als wir fast schon aufgegeben hatten fanden wir endlich eine. Es sah chaotisch aus aber die Dame war nett und der Preis unschlagbar. Jetzt hieß es einfach nur hoffen, dass wir alles wieder zurück bekommen.
Dann ging es weiter bis ins Zentrum, wo um 10 Uhr eine kostenlose Stadttour beginnen sollte. Wir fanden schnell heraus, dass das „free“ in der „free walking tour“ nicht wirklich bedeutet, dass man am Ende als Trinkgeld geben kann was man will. In den nächsten drei Stunden erwähnte der Guide bei jeder sich gebenden Gelegenheit wie viel er minimum pro Person haben will und das war erstaunlich viel.
Die drei Stunden ging es dann kreuz und quer durch die Stadt. In den Kunsthandwerkermarkt, den Wochenmarkt, zu diversen Kirchen, vorbei an unzähligen Graffiti von Künstlern, die sich auf Drogentrips befanden (was unser Guide ziemlich feierte). In der Tour konnten wir Kaffee der Region, Mole, Maisbrot und ein weiteres mal Pozol probieren. Kaffee, Maisbrot und Mole (Chilibasierte Sauce oft mit Schokolade) sind super. Pozol (fermentierter Mais mit Kakao) weiterhin nicht unser Fall.
Auf der Tour hörten wir auch das erste Mal detailliert von der Zapatista-Bewegung im Süden Chiapas und können nach der Reise durch den Bundesstaat durchaus den Missmut der Bevölkerung und den Zuspruch für die Bewegung verstehen.
Die Tour endete mit Poxna (einem gepanschten Mezcal – das darf man aber nicht laut sagen). San Christobal versucht den Poxna als lokales Getränk gerade zu etablieren.
Für uns ging es dann erst mal Mittagessen und wir verdauten alle Informationen zur Stadt und Kultur und verarbeiteten den Auftritt einer aufgedrehten jungen deutschen Touristin die COVID verleugnet, Räucherstäbchen kauft, jegliche Drogen probiert, naiv wie sonst was ist und sich von Schamanen die Haut verbrennen lässt um Giftstoffe aus dem Körper zu ziehen. Wir haben uns echt ein bisschen geschämt.
Dann gings ins Na Bolom Museum, welches das Haus von Frans Blom und Gertrude Duby war und nun mit einer Ausstellung ihr Lebenswerk ehrt. Die Archäologen und Entdecker setzten sich für den Schutz der Lacandon- und Maya-Bevölkerung und die Erhaltung der alter Stätten und des nahen Lancandon-Urwalds ein. Wir verbrachten durchaus inspirierende Stunden im Museum und die Idee war geboren, dass wir den Lancandon-Dschungel so gut es geht mit Bruno erkunden wollen.
Auf dem Weg zurück in den Stadtkern stoppten wir noch bei einer Schokolaterie und einer Craft-Beer-Brauerei, bevor es in eine der Suppenküchen zum Abendessen ging. Der Besitzer der Brauerei war super nett und arbeitete mit uns eine Route durch den Lancandon-Dschungel aus. Außerdem zeigte er Hanno die Räume und das Equipment und die zwei tauschten sich über die unterschiedlichen Hopfen aus.
Mit unserer Wäsche bepackt ging es dann zurück zu Bruno und wir entschieden am nächsten Tag etwas raus aus der doch sehr touristischen aber auch liebenswerten Stadt zu fahren.
Es ging in den Parque las Canastas wo wir ungeplant gleich drei Nächte blieben. Der Park sieht aus wie der Roetgener Wald inkl. „Gröles“ (unser kleiner Bach zu Hause) und es war weiter super kalt.
Als erstes verabschiedeten wir uns von unserem Mc Gyver Gaszug und tauschten ihn gegen einen brandneuen. Fast ein bisschen traurig waren wir. Immerhin hatte unsere Notlösung vom Alaska-Highway tadellos bis hier gehalten. Jetzt klemmte das Gas ab und zu und wir wollten gerne schauen, ob der neue Gaszug besser flutscht. Hilfe bekamen wir von Chico, der sich mit Freude durch den Motorraum quetscht.
Wir blieben am Ende länger, da Hanno die idealen Temperaturen zum Bierbrauen und ich den fast schon Winter für Milchreis kochen nutzen wollte. Zusätzlich ging es mir gesundheitlich immer schlechter. In Tuxtla hatte ich zwei Zecken an Hüfte und Rippenbogen gefunden und leider hatte sich der eine Biss nicht so toll entwickelt. Dr. Hanno verbrachte einige Zeit im Internet mit Recherche und verordnete mir am Ende drei Wochen Antibiotika. Bei dem runden Kranz um die Bissstelle und den restlichen Symptomen lag die Vermutung nahe, dass ich mich mit Borreliose infiziert hatte und am nächsten Morgen gings direkt zurück nach San Christobal und zum Arzt.
Die Dame im Krankenhaus erklärte uns nach mehrfacher Nachfrage, dass in Mexico keine Borreliose existiert, da keine Tests gemacht werden da man das Testen der Gesundheitsbehörde melden muss und das möchte kein Arzt tun. Aaaaaahja. Was war zu erst, das Huhn oder das Ei? Keine Tests = keine Borreliose oder keine Borreliose = keine Tests…?
Sie verpasste mir eine sehr unangenehme Kortison-Spritze in den Allerwertesten und meinte das wärs. Spätestens als sie mich gefragt hat ob ich ein Albino bin (ich bin so braun und sommersprossig wie noch nie in meinem Leben!!!) hätten wir wohl im Eiltempo die Praxis verlassen sollen. Naja.
Den Nachmittag versuchte ich in Bruno auszuruhen, bekam aber Schüttelfrost, dicke Lymphknoten und hatte Glieder- und Kopfschmerzen. Sogar Chico machte sich Sorgen und ließ mich nicht in Ruhe. Hanno rief dann am Ende doch noch unseren Tropenspezialisten und Telemediziner zu Hause an und es wurde entschieden dass die Therapie mit Antibiotika gegen Borreliose besser mal fortgesetzt wird. (Danke Robert für deine Einschätzung!)
Wir blieben eine Nacht an unserem Parkspot an der Straße und gingen Abends essen. Für Chico war es schwer ein geeignetes Plätzchen zu finden und mit ihm im Katzenrucksack gings in den nächsten Park. Sein Katzenklo nutzt er nur, wenn die Welt droht unterzugehen.
Am nächsten Morgen gings mir nicht bombe aber immerhin hatte der Schüttelfrost sich gelegt. Also besorgten wir für Chico noch Wurm und Flohmittel, ließen mein Iphone reparieren und machten uns raus aus der Stadt.
Nachmittags kamen wir an der Cascada El Chiflon an und da noch genügend Zeit war zahlten wir den Eintritt und erkundeten die Wässerfälle. Das ganze sieht wieder aus wie San Luis Potosí. Super klares, hellblaues Wasser, saftiges Grün drumherum. Wunderschön. Es war Wochenende und einiges los, aber wir fanden unseren eigenen Pool zum baden. Das Wasser war unglaublich frisch und ich eine zu große Frostbeule. Mir hatte die Sonne und die Hitze gepaart mit dem Antibiotika doch ziemlich zu schaffen gemacht. Ich war froh, dass wir für einen kleinen Betrag mit Bruno im Park campen durften und wir einen gemütlichen Abend dort verbringen konnten.
Die Nacht war ruhig und einigermaßen fit gings am nächsten Morgen weiter Richtung Süden.
Wir stoppten in der letzten Stadt und erledigten unser Programm um zwei Wochen im Dschungel zu überleben. Lebensmittel, Wasser, Diesel, Bargeld. Da wir gut in de Zeit waren fuhren wir die 100 km bis zum Laguna Montebello Nationalpark. Wir kamen zur Dämmerung an und fanden einen Parkplatz am Lago Bosque Azul. Sobald es dunkel wurde waren wir alleine dort und wurden mit einem fantastischen Sonnenuntergang über dem See beschenkt. Mit Chico gingen wir noch ein Stück spazieren. Er liebt es wenn er vorlaufen kann und wir ihm hinterher laufen. Manchmal quengelt er so lange, bis wir mit ihm kommen und spazieren gehen. Kleines Einzelkind.
Am nächsten Morgen gings zum Lago Pojoj und zu den Cinco Lagos ein bisschen Wandern. Wir genossen den Schatten, die Ausblicke und das unglaubliche blau der Seen.
Dann gings weiter bis zum Lago Tziscao, wo wir Jaro wiederfanden.
Gemeinsam ging es Nachmittags zu Fuß über die unbewachte Grenze in den Ort Nentón in Guatemala. Es gab eine Art Wanderweg um den Lago International, durch den mittig die Landesgrenze zwischen Mexico und Guatemala verläuft. Wir umrundeten also den See und fanden auf guatemalischer Seite viele Souveniershops und guatemalisches Bier. Mit einem Bier stießen wir unter guatemalischer Flagge an. Nach 461 Tagen in Mexico hatten wir endlich fremdes Land unter den Füßen, wenn auch nur für ein Stündchen.
Wir blieben insgesamt drei Tage am Lago Tziscao und genossen die Ruhe und die heiße Dusche am Campingplatz. Hier war es wieder deutlich wärmer als in San Christobal, aber tortzdem nicht tropisch heiß und die Temperaturen fielen Abends auf sehr angenehme 20 Grad.
Wir wussten, dass dies die letzten angenehmen Temperaturen waren bevor es in die schwüle Hitze des Dschungels ging. Trotzdem fiel uns der Abschied nicht all zu schwer. Wir hatten viel vor und einige Highlights Mexicos lagen unmittelbar vor uns.
Ein Gedanke zu „Tag 650-661 | San Christobal de las Casas, Parque las Canastas, El Chiflon Wasserfall, Laguna Montebello Nationalpark, Chiapas, Mexico / Nentón, Guatemala“
Liebe Kerstin & Hanno
Das mit der Borreliose, bin froh dass Dr Hanno es richtig erkannt hat. Wir haben auch sehr viele Zecken und impfen dagegen (nächstes Jahr gibt es eine Auffrischungsimpfung für mich). Und Chico ist so verspielt und clever, da habt Ihr auch Glück gehabt.
Sonnige Grüsse – bei uns ist es zZt während des Tages nur 13 Grad Celsius (ich bin auch ein wenig Frostbeule)…