Tag 515-523 | Parque National Nevada de Colima, Ciudad Guzmán, Jalisco, Mexico
Von La Ticla aus ging es morgens früh Richtung Colima. Schnell und stetig den Berg hoch. Gegen Mittag kamen wir an der mit Willow und Lee verabredeten Tankstelle an. Mir war irgendwie übel, aber ich schobs auf die vielen Kurven und nicht auf die 1800m ü. NN die wir innerhalb der letzten 1,5 Stunden erklommen hatten. Von hier aus war unser Ziel für die Nacht schon deutlich sichtbar: Der Nationalpark am Vulkan Colima.
Je nachdem welche Navi-App wir nun fragten bekamen wir Angaben von 2 Stunden bis 13 Stunden für die verbleibenden 30 km. Es war also schnell klar, dass es eine anstrengende Fahrt wird und wir nicht so genau wussten worauf wir uns einließen. Also hieß es keine Zeit verlieren und los.
Schnell endete der Asphalt und die Straße mutierte zu einem einspurigen Waldweg.
Es wurde immer immer staubiger. Wir verloren Ruby und parkten am Straßenrand. Mit Chico machten wir uns durch knöcheltiefen superfeine Vulkanasche die Straße wieder runter. Ruby kämpfte mit der Steigung, den tiefen Bodenwellen und durch den Staub war der Motor überhitzt. Unsere englischen Freunde brauchten eine Pause. Wir liefen wieder die Straße hoch und verabredeten, dass wir vorfahren um vor bösen Stellen zu warnen. Die Straße war super schlecht von der Vulkanasche zugeschüttet und die Bodenfreiheit von Bruno mal wieder Gold wert. Wir machten eine weitere Pause und hörten Ruby den Berg hoch röhren. Wenige Minuten später tauchte sie in unserem Rückspiegel auf. Daumen hoch, also fuhren wir weiter. Nach ungezählten Stunden kamen wir auf 3000m ü. NN an. Wir entschieden nochmal zu warten und dieses Mal hörten wir keine Motorengeräusche. Nach einer Stunde immer noch nix, also lief Hanno den Berg wieder runter, während ich im Auto wartete und von Flip Flops in Socken und Schuhe und von Kleid in lange Hosen und Pullover zu wechseln. Morgens am Strand waren es noch locker 30 Grad Celsius, nun waren wir bei knapp 15 Grad angekommen.
Nach einer halben Ewigkeit konnte ich dann endlich einen Motor hören und nach weiteren 15 Minuten tauchte Ruby auf. Hanno stieg wieder in Bruno um und berichtete. In einer tiefen Bodenwelle hatte Rubys Ölwanne einen guten Schlag bekommen und leckte nun. Dazu kam der weiter überhitzte Motor.
Langsam lief uns die Zeit davon, da der Park abends schloss und es bereits dämmerte. Also gings weiter und die letzten 400 Höhenmeter hoch. Wir schafften es noch so gerade in den Park und bekamen die Informationen zum Campen und Wandern. Über eine weitere schlechte Piste gings nochmal 30 Minuten weiter und wir erreichten unseren Schlafplatz auf 3600 m ü. NN. Wir mussten noch über einen kleinen Graben und Ruby fuhr sich mal wieder fest. Zum Glück sind wir mittlerweile routiniert im Bergen.
Als wir dann nach dem langen Reisetag aus dem Auto sprangen blieb uns der Atem weg. Erstmal, weil die Luft dort oben verdammt dünn war und zweitens weil wir mittlerweile bei 5 Grad Celsius angekommen waren. Wir kamen bei jedem Schritt außer Atem und meine Lippen waren direkt blau.
Also gabs heiße Schokolade für alle und Lagerfeuer. Es war sooo kalt! Chico freute sich riesig über die großen Bäume und den Waldboden, verkroch sich aber auch sehr schnell wieder in den warmen Camper.
Nach einem kurzen Abend gings schnell rein und wir brauchten das erste Mal seit einem Jahr die Dieselheizung. Hunger hatten wir keinen und die Suppe die wir aufwärmten war richtig fies. Also gings so ins Bett und wir freuten uns auf den nächsten Morgen an dem wir die Wanderung auf den Vulkan machen wollten.
Um 3 Uhr nachts war meine Nacht vorbei…und auch Hanno war wach. Mir war schlecht, ich war rastlos, hatte richtig starke Kopfschmerzen und es ging einfach nix mehr. Ich versuchte wieder zu schlafen aber mir war heiß und wieder kalt und nach einer Stunde war klar, dass meine Nacht vorbei ist. Hanno hatte mittlerweile die Offline-Version von Wikipedia auf dem Laptop ausgepackt und diagnostizierte eine mittelstarke Höhenkrankheit.
Zu dem Zeitpunkt war ich schon zu nix mehr in der Lage und ich bat Hanno mich auf unter 3000 m zu evakuieren.
Er sagte kurz bei den Engländern Bescheid, die ebenfalls wach lagen, und mit den Offroadscheinwerfern machten wir uns auf den langen Weg nach unten. Um 6 Uhr morgens kamen wir auf 2800m an und fuhren in eine Haltebucht. Schlafen! Um 10 Uhr ging es uns langsam besser und wir versuchten mal was zu essen. Wir hatten mittlerweile ziemlich eindeutig erkannt, dass wir so ziemlich alles falsch gemacht hatten. Von 0 auf 3600m ü. NN in 12 Stunden, von 35 Grad auf 0 Grad, nix gegessen, keine Akklimatisation … ziemlich blöd von uns.
Mittags waren wir dann aber soweit, dass wir auf jeden Fall die 4000m erreichen wollten. Also gings wieder hoch. Der Typ am Gate belächelte uns nur. Wieder geparkt an unserem alten Campspot packten wir schnell eine Flasche Wasser, die Kamera und dicke Klamotten ein. Dann gings los und zwar in Mops-Geschwindigleit. Für die knapp 3 km Wanderweg die letzten 400 Höhenmeter hoch brauchten wir über 2 Stunden. Jede Bank auf diesem Weg war unsere. Und zwar wirklich jede und es waren viele. Wir schnauften wie verrückt und bewegten uns in Zeitlupe.
An unserem Ziel angekommen waren wir ziemlich stolz und uns brummten mal wieder die Schädel. Wir ruhten uns aus und trafen auf Willow und Lee die die letzten 200 Höhenmeter auf den Vulkan noch gemacht hatten.
Zusammen gings wieder zu den Autos und Hanno und ich entschieden wieder runter zu fahren auf etwas weniger Höhe. Willow und Lee würden am nächsten Tag nachkommen und wir hofften, dass wir bei anderen Overlandern in der nächsten Stadt unter kommen würden um dort die Ölwanne von Ruby zu reparieren.
Am nächsten Morgen hielt ein Auto und ein Mann gab uns einen Zettel von Willow und Lee. Sie hatten den Overlander aus Ciudad Guzmán schon auf dem Berg getroffen. Er macht dort Wandertouren und war super nett und hieß uns gerne willkommen.
So ging es Mittags den Berg runter. Wir fuhren hinter Ruby und die blau-weißen Wolken aus ihrem Auspuff waren ziemlich beunruhigend. Schnell war klar, dass es ein größeres Problem als die gerissene Ölwanne gibt.
Bei Gerard, Gina und dem kleinen Mathias angekommen, saßen wir erst mal alle zusammen. Gerards Vater hat eine VW Werkstatt und so gabs noch eine zweite Meinung zum Zustand des VWs. Der tropfte währenddessen fleißig Öl aus der Wanne und nun auch zusätzlich aus dem Auspuff.
Die Zylinderkopfdichtungen und Ventilschaftdichtungen waren hin. Die Fahrt auf den Vulkan mit überhitztem Motor hatte diesem nach nur einem Monat schon den Rest gegeben. Sch….
Die Stimmung war mies und wir gingen erst mal Pizza essen. Ich war nach meiner Höhenkrankheit noch immer nicht wieder richtig fit.
Am nächsten Tag bauten die Engländer dann ein weiteres Mal ihren Motor aus um den Schaden zu diagnostizieren. Wir fuhren währenddessen mit Gerard zur nächsten Autowaschanlage. Dort wurde Bruno von Hand gewaschen und dann auch noch mit Altöl der Unterboden besprüht. Nicht umweltfreundlich, aber gut gegen Salz und Sand und den daraus resultierenden Rost. Das erste Mal seit sehr langer Zeit quietschte mal überhaupt nix an Bruno. Faszinierend wie leise es war.
Auf dem Weg zurück gings noch zur Metall-Handlung.
Gerard hatte uns sein Schweißgerät angeboten und wir hatten entschieden unsere Sandbleche bzw. -leitern für Bruno selbst zu bauen.
Dafür mussten wir dann erst mal schweißen lernen. Siehe da, so schwierig ist es nicht, auch wenn wir an der ästhetischen Ausführung sicher noch was arbeiten können.
Die Sandbleche waren in 3 Tagen fertig. In den Zeiträumen zwischen der Arbeit schauten wir uns die kleine Stadt an, liefen mit Chico durch den Stadtgarten und aßen leckeres Eis und Frozen Joghurt in Ginas Eisdiele.
Gina nahm uns einen Abend mit in die Innenstadt und zeigte und traditionelle Süßigkeiten und den Marktplatz. Außerdem gab sie uns eine Führung im Haus ihres Vaters. Ein altes Stadthaus mit offenem Innenhof. Es hatte die besten Zeiten hinter sich war aber super beeindruckend und sicher immer noch ein Vermögen wert.
Einen weiteren Abend ging es mit allen zum besten Streetfood Restaurant der Stadt und es gab Tostadas und Pozole-Suppe.
Als wir dann endgültig fertig waren mit unseren Sandblechen entschieden wir uns schonmal weiter zu fahren. Willow und Lee würden noch gut zwei Wochen auf ihre Ersatzteile warten müssen und so schön war das Campen auf der Straße dann doch nicht. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir nicht helfen und würden nur rumsitzen und das würde auf kurz oder lang nicht sonderlich förderlich für die Stimmung werden.
Also verabschiedeten wir und von Gerard, Gina und Mathias und von Willow und Lee, hoffentlich nur auf Zeit. Wir hofften, dass mit dem Versand der Teile alles klappt und die zwei in Tequila wieder zu uns stoßen würden. Wir würden solange in Schlangenlinien durch die Berge kurven und einen Gang runter schalten.
Gina und Gerard waren wiedermal ein hervorragendes Beispiel für die Schätze die wir auf dieser Reise entdecken. Ihre Gastfreundschaft war unbegrenzt und die Zeit bei ihnen im kleinen Hof und in der Stadt sind wieder eine der Perlen dieser Reise.
2 Gedanken zu „Tag 515-523 | Parque National Nevada de Colima, Ciudad Guzmán, Jalisco, Mexico“
Ich finde Euren Chico ja wirklich faszinierend, wie er den Camper als sein Zuhause akzeptiert und nicht abhaut. Aber, dass er sich auch noch wie ein Känguru-Baby im Rucksack mitnehmen lässt, ist unglaublich!
Weiterhin gute Reise, bleibt gesund und schöne Weihnachten aus dem Aachener Lockdown!
Liebe Kerstin, lieber Hanno! Euer Blog gehört zu unserer Lieblingslektüre. Es ist wunderbar, eure abenteuerliche Reise miterleben zu dürfen. Wir wünschen euch weiterhin tolle Begegnungen, allzeit unfallfreies Erobern der schönsten Naturlandschaften und – ganz wichtig – Erfolg bei der Suche nach der perfekten Welle. Ein frohes Weihnachtsfest in der Ferne wünschen euch Beiden die gerade hier am Frühstückstisch Versammelten: Günter, Veronika, Pia, Felix und Juliane