Tag 1097-1109 | Mancora, Lobitos, Talara, Piura / Puerto Chicama, Trujillo, Highway PE-3N, Cachicadán, La Libertad, Peru
Peru empfing uns mit dem reinsten Chaos an der Grenze. Man wurde von A nach B geschickt, musste in Schlangen anstehen, bekam handgeschriebene Zettel in die Hand gedrückt und stand in der nächsten Schlange an. Dazu kommt, dass die Südamerikaner nicht gerade gut darin sind sich anzustellen. Dauernd fuscht einer oder direkt eine ganze Familie vor und am Ende eskalierte ein Streit zwischen Peruanern und einer Ecuadorianerin, die es Leid war, dass sie in der Schlange nicht voran kam, da immer wieder neue Leute vor ihr standen. Wir nahmen es gelassen und nach 3 Stunden hatten wir den Stempel im Pass, die Papiere für Bruno und unsere Autoversicherung in der Tasche.
Peru ist insgeheim das Land gewesen, auf das ich mich vor Beginn der Reise wohl am meisten gefreut habe. Ich war gespannt, ob es meine Erwartungen erfüllen konnte.
Die nächsten 2 Stunden ging es dann die Küste runter bis nach Mancora. Das erste was auffiel, waren die unzähligen Tuktuks. DIe gabs in Ecuador deutlich weniger und wenn in den Städten, aber nicht auf den Highways. Die Straßenverhältnisse waren deutlich schlechter und das ein oder andere Mal hingen wir kilometerlang hinter langsamen Autos und Tuktuks. Leider musste ich auch feststellen, dass das Müllproblem in Peru enorm ist. Die Küste ist voll! Nach dem sehr sauberen Ecuador wars leider direkt ein negativer Schock.
Angekommen in Mancora wurden wir von der Sonne begrüßt. Wir checkten in ein Hotel ein, wo wir für 10 Euro auf dem Parkplatz schlafen konnten. Der Blick aufs Meer war einfach traumhaft. Wir überlegten nicht lange und bestellten die erste Peruanische Ceviche. Hmmmm, die kommt an die von der Baja California Sur in Mexico ran. Scharf und frisch!
Über den Strand ging es dann ins Dorf. Wir waren mit wenig Lebensmitteln über die Grenze gekommen, da man nie weiß, was einem abgenommen wird, also ging es erst mal einkaufen. Puh, teuer! Das wird noch witzig, wenn die Preise überall so sind. Ich bekam dann auch meine erste (und letzte) Inka-Cola. Alter Verwalter, die schmeckt wie flüssiges Bum Bum Eis.
Auf dem Rückweg gabs noch ein Eis und es fühlte sich schon sehr nach Urlaub an.
Im Hotel wollten wir eigentlich was länger bleiben. Leider fühlten wir uns trotz Pool und fantastischer Aussicht nur mittelmäßig wohl. Man ließ uns spüren, dass wir als Camper nur die Gäste zweiter Klasse sind. Schade. Nach einem Arbeitstag und einem Surftag machten wir uns also wieder auf den Weg.
Wir parkten ein paar hundert Meter weiter am Strand von Mancora und hatten eigentlich vor, dort zu übernachten. Es war aber furchtbar viel los und dauernd war jemand am Auto. Bruno unbeobachtet länger dort stehen zu lassen, fanden wir nicht so sicher, also ging es kurzerhand weiter. Wir fuhren unendlich lang durch Wüste und karge Landschaft und es erinnerte uns an die Küsten der Baja California in Mexico. Komisch, dass ich mit Peru überhaupt nicht die Wüste assoziiert habe und sie sich eigentlich die komplette Küste lang erstreckt und wirklich riesig ist.
Nachmittags kamen wir in Lobitos an. Lobitos ist eine Geisterstadt. Ein ehemaliges Militärgelände, was mittlerweile verlassen ist und zerfällt. Es scheint so, als hätte die peruanische Regierung einfach vergessen, dass sie dort Land besitzen. Wir parkten zwischen den Ruinen und waren begeistert.
Nach einem gemütlichen Abend erkundeten wir am nächsten Morgen das Gelände. Der Surf sah gut aus und die leerstehenden Gebäude waren echt cool. Einziger Nachteil an unserem neuen Platz war der Wind. Es war richtig kalt und stürmig.
Trotzdem gings mit den Surfbrettern und Neopren ins Wasser. Kalt! Eiskalt! Nach wenigen Minuten waren unsere Füße nur noch blaue gefrorene Klötze. Damit richtig aufs Brett zu springen war quasi unmöglich. Der Humboldt-Strom brachte also auch hier noch die kalten Strömungen. Nachdem mir das Board dann dank Wind voll auf den Kopf geknallt war, hatten wir genug. Es ging schnell zurück zu Bruno und wir packten uns warm ein. Da kam sogar die Winterjacke zum Einsatz.
Nach einem weiteren Tag Surfen und entspannen sind wir dann noch am Strand spazieren gewesen. Wir fanden viele weitere verlassene oder besetzte Häuser, eine ziemlich laute Ölförderanlage und sogar ein paar offene Hotels und einen weiteren Surfbreak. Trotzdem fanden wir unseren Spot in der Ruinenstadt deutlich cooler und entspannter und freuten uns über einen weiteren wunderschönen Sonnenuntergang und darüber, dass uns eigentlich nur ein paar Surfer begegneten und sonst alleine waren.
Nach ein paar Tagen Lobitos war es Zeit für einen großen Supermarkt. Mittlerweile waren wir echt an den letzten Vorräten dran. Also ging es sehr früh morgens über die Schotterpiste bis nach Talara. Talara ist eine ziemlich schäbige Hafenstadt und im Umland wird Reis angebaut. Immerhin mal was grün in der kargen Landschaft und den Müllbergen.
Von Talara ging es bis nach Piura, wo wir den ersten großen Supermarkt fanden. Wir eskalierten komplett und die Rechnung ließ und schlucken. Wahnsinn, wie teuer die Lebensmittel hier sind. Schokolade, Bier, Käse, Backwaren und alle westlichen Produkte machen uns richtig arm.
Von Piura aus ging es weiter an der Küste entlang. Wüste und Müll.
Abends kamen wir in Puerto Chicama an. Dieser Ort ist berühmt für die längste Surfwelle der Welt. Wir fanden einen Spot am Strand, fanden es aber im Vergleich zu Lobitos nicht ganz so toll. Viele kaputte Menschen, verlassene Häuser, eine Promenade die irgendwie überhaupt nicht ins Bild der verlassenen Stadt passte und Wind ohne Ende. In Puerto Chicama fanden wir auch eins der Bauprojekte, die nie vollendet wurden. Riesige Siedlungen von immer gleichen, winzigen Häusern, die so vor sich hingammeln und nie fertig gestellt wurden. Insgesamt ein komisches Dorf, fanden wir und nach unseren Erfrierungen in Lobitos hatten wir auch wenig Lust auf Surfen.
In unserer zweiten Nacht tauchte dann um 3 Uhr morgens ein Auto auf und die Besatzung entschied, diekt vor Bruno die Boxen aufzudrehen und eine Strandparty zu starten. Wir zogen uns an und fuhren ziemlich genervt den Strand einen Kilometer weiter runter und versuchten wieder zu schlafen. Warum müssen die sich immer genau vor uns parken, wenn sie Party machen? Es ist so typisch Lateinamerika, aber verstehen werde ich es trotzdem nie.
Perus Nordküste machte es uns nicht ganz einfach sie zu mögen und der Weg in die nächste große Stadt prägt mein Bild wohl für immer. So viel Müll habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen und das ganze auf der Straße, wo eine der berühmtesten Inkastätte der Region liegt. Das blaue Schild das auf die Sehenswürdigkeit hinweist, versank in Plastik, Autoreifen und Bauschutt. Auf Anhalten und Anschauen hatten wir dann echt keine Lust mehr. Der Gestank war unerträglich und die Skyline der Stadt verschwand im Smog. Oh Peru.
Wir bogen also ab ins Hochland und hofften auf bessere Tage. Wir fuhren bis zur Dämmerung und befanden und dann wiedermal auf einem Pass der über 4000 Höhenmeter maß. Unsere verschweißten Tüten vom Einkauf auf Meeresniveau platzten aus den Schränken.
Kurz vor Dämmerung fanden wir einen Spot zum Campen an einer heißen Quelle im kleinen Örtchen Cachicadán und man ließ uns in Ruhe. Es wurde schnell kalt und wir verzogen uns für eine frühe Nacht in den Camper.
Leider war die Nacht auch nicht so erholsam wie gehofft. Gegen 2 Uhr tauchte eine Truppe Jungs auf Rollern auf. Nachdem sie Bruno inspiziert hatten brachen sie in das Gelände der Hotspring ein. Wenig später tauchten zwei Sicherheitsmänner auf und die nächste Stunde fingen sie die Jungs ein und pfiffen fleißig auf ihren Trillerpfeifen. Wunderbar! Als die sehr betrunkenen Jungs mit ihren Rollern dann endlich abgedüst waren, konnten wir den Rest der Nacht durchschlafen. Manchmal ist es echt zum Mäusemelken. Man denkt man hat einen ruhigen Spot gefunden und dann ists genau das Gegenteil. Wir hofften auf mehr Glück in den folgenden Tagen und vor allen Dingen Nächten.