Tag 944-960 | Panama Stadt, Gamboa, Chame Banks, Panama
Am nächsten Tag ging es dann zurück nach Panama Stadt und wir fuhren zügig durch bis zu Alejandro. Dort gab es dann endlich Erleichterung. Dieses Mal war der Prototyp nach unserer Zeichnung gefertigt worden und der neue Schweißer verstand auch etwas von seinem Handwerk und lieferte gute Arbeit ab.
Dann gings zu einem Plausch zu Jaro. Euphorisch sprachen wir mit ihm über die geplante Verschiffung am 11.03. und über verschiedenste Angebote und Organisatorisches. Und dann kam der Hammer. Jaro eröffnete uns ganz nüchtern: „Ja dann sucht euch mal Container-Buddies, ich habe ja für Ende März schon welche.“ Milde gesagt fielen wir aus allen Wolken. Unser Telefonat, wo wir den Termin festgelegt hatten, war erst 2 Tage her gewesen. Wut und Traurigkeit, maßlose Enttäuschung und Fassungslosigkeit. Jaro hatte uns vor über einem Jahr gefragt, ob wir den Container teilen und uns ordentlich durch Costa Rica gescheucht, damit wir gleichzeitig in Panama ankommen. Jetzt ließ er uns, ohne mit der Wimper zu zucken, sitzen.
Drei Tage später konnten wir dann alle vier neuen Containerräder probieren und fuhren Bruno dafür in die Halle. Das ist mehr Arbeit als gedacht, da wir ihn schon ein ganzes Stück absenken und immer wieder den Wagenheber umpositionieren mussten um bis nach unten zu kommen. Knappe 4 Stunden gingen dafür drauf die Räder zu wechseln, Probe zu rollen und die Räder wieder zu wechseln. Auf unserer Einkaufsliste landeten ein weiterer Wagenheber und Holzbretter zum Unterlegen. Übers Wochenende sollten die Räder dann noch lackiert werden und wir wären startklar.
Trotzdem war unsere Stimmung getrübt. Wir hatten keinen Containerbuddy mehr und jemanden spontan zu finden war super schwer. Den Container alleine zu buchen würde Kosten von über 3800 Euro bedeuten und auch die Möglichkeit mit einer Art Fähre (genauer gesagt ein Roll-On-Roll-Off / RoRo-Frachtschiff, auf dem wir selbst nicht mitfahren dürfen und die sehr unsicher bzgl. Einbrüchen sind) würde bei 3100 Euro liegen. Wir waren frustriert und niedergeschlagen. Scheiß 100 km Darien Gap.
Ablenkung bekamen wir durch Anna und Abude, die wir das letzte Mal in Santa Monica getroffen hatten. Außerdem lernten wir Juan Carlos und Laura aus Kuba kennen, die ebenfalls auf dem Weg nach Kolumbien sind, aber durch ihre Camper-Maße das RoRo-Schiff nehmen müssen.
Wir verbrachten das Wochenende in Gamboa, gingen spazieren und waren überrascht von der vielfältigen Tierwelt.
Montags holten wir dann unsere fertigen Träger und Räder ab und montierten sie direkt unter Bruno. Dann gings um den Preis. Wir wollten offensiv ansprechen, dass wir einen Rabatt erwarten, da die Fertigung nun über 5 Wochen statt vereinbarter 3-5 Tage gedauert hatte. Dazu kamen jede Menge Mehrkosten für viele gefahrene Kilometer zu sinnlosen Terminen zurück nach Panama Stadt und eine verrostete Trittstufe. Gut, dass wir es direkt angesprochen hatten, denn Alejandros Schwester zauberte einfach zwei neue Rechnungen zum Projekt hervor, auf denen der Endbetrag noch deutlich höher als die eh schon teuren vereinbarten 600 Euro lagen. Sie erklärte uns, dass es teurer für sie geworden ist, weil sie ja zweimal fertigen und einen Dienstleister für die zweite Version finden musste (was sie selbst verschuldet hat, indem sie nicht nach unserer Zeichnung gearbeitet hat). Außerdem hatte sie einfach Positionen, die beim unterschriebenen Vertrag zusammen gefasst waren, auseinander dividiert. Die ursprünglichen Kosten hatte sie aber beibehalten und in der neu entstandene Position einen weiteren Betrag hinzugefügt. Sie versuchte uns dann noch zwei Aluminiumstreifen (die sie uns als inkludiert im Angebot gegeben hatte) zu berechnen. Ihr Mann fiel ihr dann zum Glück in den Rücken und bestätigte, dass wir dafür nicht zahlen müssen. Sie versuchte es trotzdem noch zweimal. Unglaublich. Es dauerte über eine Stunde bis wir wieder bei unserem unterschriebenen Vertrag und den vereinbarten Kosten waren (zum Glück hatten wir eine Kopie). Am Ende einigten wir uns mit Alejandro, der die Kosten für die Schrott-Trittstufe übernahm und zahlten den restlichen ausstehenden Betrag. Alejandros Schwester war beleidigt und sauer und es ist traurig und schockierend zugleich, dass sie ihre Schuld an dem Chaos überhaupt nicht gesehen hat.
Mit Alejandro hatten wir dann noch ein langes klärendes Gespräch und wir haben das Gefühl, dass zumindest er die Lage verstanden hatte.
Für uns ging es zurück nach Gamboa, wo wir eine Woche blieben. Wir holten Angebote von verschiedenen Agenten ein, denn mit Alejandro wollten wir nicht mehr verschiffen. Das Vertrauen hat er sich verspielt. Am Ende der Woche hatten wir dann einige Erfolge zu verbuchen. Neue Container-Buddies (auch wenn sich die Verschiffung nochmal verschieben würde) und einen Agenten, dem wir vertrauten. Außerdem kam Hanno mit seiner Arbeit gut weiter und ich schloss den ersten Teil meiner Weiterbildung ab. Unser Paket mit den neuen Bremsscheiben, Keilriemen und Sensoren kam auch an. Juhu!
Dann gings nochmal an den Strand nach Chame Banks. In Gamboa regnete es viel und unsere Solaranlage konnte nicht mehr genug Strom liefern. Außerdem war es sehr schwül und wir hatten genug vom ständigen Besuch der amerikanischen Auswanderer, die dauernd auftauchten. Sogar ein Pastor kam und brachte uns deutsche Büchlein über die Sünde. Als er uns dann noch eine rechtspopulistische Nachrichtenplattform empfahl, hatten wir genug.
In Chame Banks verbrachten wir zwei gute Tage und trafen uns mit unseren neuen Container-Buddies Tobi und Sarah. Die beiden hatten wir in Cancun letzten Juni getroffen, als deren Weltreise gerade startete. Mit einem 4×4 Sprinter starteten die beiden die Panamericana von der amerikanischen Ostküste aus, als wir im Deutschland Urlaub waren.
Wir waren froh über den gemeinsamen Tag mit den beiden. Wie schon in Cancun verstanden wir uns wieder auf Anhieb und schnell war klar, dass wir doch einige Ansichten teilen und die Wellenlänge stimmt. Kommt uns fast so vor, als würden wir zu Hause in unserer Blase von rational-denkenden, vernünftigen Menschen, verweilen. Schön! Endlich Menschen, die noch was auf ein Wort geben und verlässlich sind. Irgendwie sind die zwei dann auch unsere Glücksbringer. An dem gemeinsamen Tag klappte plötzlich alles. Wir machten den Verschiffungstermin fix und auch Chicos Blutergebnisse kamen endlich an! Dadurch, dass hier kein Tierarzt dem anderen vertraut und Chico deswegen dreimal mehr als nötig gegen Tollwut geimpft wurde, waren seine Antikörperwerte gigantisch hoch. Er erreichte einen Wert von 4,56 IU/mL. Nötig gewesen wäre ein Wert von 0,5.
Am nächsten Morgen brachen wir dann schon gemeinsam wieder auf. Es ging zur Bank anzahlen und dann musste einiges organisiert werden. Uns blieben 5 Tage, bis es für die beiden Autos in den Container gehen sollte.
Ein Gedanke zu „Tag 944-960 | Panama Stadt, Gamboa, Chame Banks, Panama“
Wieder mal Glück gehabt, super wünsche eine gute Überfahrt LG Margret