Tag 905-920 | Sixaola, Rio Robalo, Bürí, Bocas del Toro / El Valle, Coclé / Panama Stadt, Gamboa, Causeway, Panama
Die Grenze zwischen Costa Rica und Panama gilt als eine der strukturiertesten und geordnetsten in Zentralamerika. Für uns dauerte sie aber trotzdem über 4 Stunden. In Costa Rica waren wir relativ schnell raus und auch das pausieren für Brunos temporären Import klappte. Wir wollten uns die Option offen halten, wenn die Verschiffung in Panama nicht klappt, wieder zurück einreisen zu können.
Auf Panamas Seite war es dann super mühsam. Der Grenzbeamte machte auf böser Cop und wollte uns nur 1 Monat Visum geben. Das hätte niemals gereicht um die Verschiffung zu organisieren. Am Ende wurde die Schlange hinter uns so lang, dass er unsere Pässe kommentarlos stempelte und uns wegscheuchte. Was wir jetzt an Visumszeit haben erfahren wir wohl dann erst bei Ausreise.
Dann gings zum Import von Bruno und zwischendurch immer wieder zur Agrarbehörde für Chico. Hanno übernahm den Import des Autos und ich den von Chico. Bei Hanno lief alles nach Plan aber ultra langsam. Bei Chicos Import wussten wir, das wir Grenzen dehnen. Eigentlich hätten wir ihn vorher anmelden müssen und 150 US$ für den Prozess bezahlt. Außerdem hätte uns ein neues Gesundheitszertifikat aus Costa Rica gebaucht, was mit 100 US$ extra nochmal drauf gekommen wäre. Wir haben stattdessen das Gesundheitszertifikat aus Nicaragua abgegeben. Mit viel Lächeln und gebrochenem Spanisch meinerseits wurden Chicos Papiere dann trotzdem fertig gemacht. Der Beamte meinte, dadurch das wir nicht vorher angemeldet haben, dauert es jetzt 2-3 Stunden. Puh. Also machten wir Mittagessen in Bruno und Hanno ging Rum im Dutyfree Shop kaufen und dann klopfte es schon an der Tür. Wir bekamen Chicos fertige Papiere direkt zur Türe geliefert und zahlten am Ende 25 US$ für irgendwas. Hervorragend.
Gut gelaunt dachten wir, wir würden echt noch Strecke machen an dem Tag. Tja, Pustekuchen. 500 m nach der Grenze wurden alle Straßen ins Land von der indigenen Bevölkerung blockiert.
Nachdem wir alle Straßen erfolgreich versucht hatten, fragten wir mal nach und wurden direkt beleidigt und angeschrien. Dabei habe ich nur nach dem Grund gefragt und wollte verstehen, warum. Scheinbar hatte der Herr den ich gefragt hatte aber selbst keine Antwort darauf und wurde richtig wütend. Also reihten wir uns zu den anderen wartenden ein und schauten was passiert. Für Polizei und Krankenwagen wurde die Barrikade immer mal wieder geräumt, ansonsten steckten Reisebusse, Privatwagen und Trucks, genau wie wir, fest. Nach zwei Stunden verloren wir die Geduld und versuchten uns einen Weg durch Farmland zu bahnen. Leider mussten wir an einem tiefen Bach mit steilem Ufer umkehren. Immerhin hatten die Kinder ihren Spaß mit uns. Wir reihten uns also wieder in die Schlange ein und ich ging zu Fuß auf Routensuche. Leider auch erfolglos.
Um 17 Uhr hatten wir dann entgültig die Nase voll. Ein Trucker hatte uns mittlerweile aufgeklärt, dass die Leute die die Straße blockieren dumme Indianer sind und das sie uns nicht mögen, weil Bruno ohne Probleme die Barriere überfahren könnte. Als der nächste Krankenwagen kam und die Baumstämme beiseite geräumt wurden fuhren wir einfach ganz schnell mit durch, bevor die Baumstämme zurück an Ort und Stelle waren. Wir dachten echt wir hätten es geschafft.
Leider kamen wir nur wenige Kilometer weit bis zur nächsten Blockade. Dort wurden wir begrüßt mit „We do not have a problem with Nazis and Hitler. Drive trough. Peace and Love!“ („Wir haben kein Problem mit Nazis und Hitler. Fahrt durch. Frieden und Liebe!“), gesprochen von einem Mensch afroamerikanischer Herkunft. Wir waren schockiert, sauer und echt entnervt von dem was Panama uns alleine am ersten Tag so gegeben hat. Hoffentlich würde es besser werden.
Immer wieder kommen wir mit Deutschlands Vergangenheit in Kontakt. Mal ist es ein Hitlergruß am Straßenrand, mal ein Heil Hitler Ruf, wenn wir irgendwo parken. Wenn wir das Gespräch suchen, merken wir dann schnell, dass die Leute wenig bis überhaupt kein Wissen zu Hitler haben und ihn überhaupt nicht einordnen können. Nur selten bekommen wir die Frage gestellt, ob Hitler gut oder böse war. Meistens wird er einfach nur mit Deutschland verbunden, so wie Bayern München oder Lukas Podolski oder Bayrisches Bier. Diese Erfahrungen machen wir schon seit Mexico, trotzdem haben wir uns nie daran gewöhnt und sind geschockt und traurig.
Für den Abend stoppten wir einfach in einem kleinen Dorf auf einer Wiese am Rio Robalo und hofften, dass uns keiner wegjagte. Zum Glück waren die Leute freundlich und wir gingen früh schlafen um am nächsten Tag früh weiter zu fahren. Der Ort an dem wir gelandet waren, war gar nicht schlecht. Am nächsten Morgen entdeckten wir den schönen Fluss und beim Weg durch die Berge konnten wir häufiger einen Blick auf die Karibik werfen.
Eher ungeplant und schneller als erwartet fanden wir eine kleine Schotterpiste die in die Berge führte und im Bezirk von Bürí liegt. Wir parkten in den Büschen, checkten die Internetverbindung und entschieden uns zwei Tage zu bleiben, damit Hanno in Ruhe seine Arbeit erledigen konnte, bevor wir uns mit Freunden trafen. Es war unglaublich ruhig da oben und Chico konnte eine ganze Menge Unsinn anstellen, ohne das wir uns wirklich Sorgen machen mussten. Die gesamte Zeit war es nur wir und der unglaubliche Blick Richtung Meer.
Dann hieß es einen Tag lang durchfahren. Knapp 300 km an einem Stück. Das ist echt sau lange her, das wir das geschafft hatten und bei den Straßenverhältnissen und Verkehrsteilnehmern hier eine richtige Odyssee. Unser Ziel war El Valle, wo Rosi und Nadine schon auf uns warteten. Rosi ist ein Schulfreund von Hanno und zusammen mit Nadine startet er gerade seine Weltreise in Panama.
Es war witzig die beiden wieder zu sehen und selbstverständlich endete der Abend mit Rum und langen Gesprächen. Die nächsten Wochen würden wir die Augen offen halten um den beiden ein Auto zu organisieren, mit dem sie bis Mexico kommen. Autokauf in Zentralamerika ist kein Spaß und es müsste ein Auto mit amerikanischer Zulassung sein, damit ein Verkauf und ein legales Grenzüberqueren überhaupt möglich wäre. Eine echte Mission.
Nach zwei Nächten verabschiedeten wir uns erst noch einmal von Rosi und Nadine, weil wir Richtung Panama Stadt mussten.
Erster Schritt: Covid Booster. Panama hats möglich gemacht und impft auch Reisende. Wir stellten uns also mit in die Schlange und eine Stunde später waren wir frisch gepiekst und glücklich. Für viele Länder in Südamerika wird der Booster zum Einreisekriterium und auch für uns ist das Wissen, den Booster erhalten zu haben, erleichternd.
Dann gings noch eine Runde shoppen und weiter zu Alejandros Firma. Alejandro und seine Freundin Ana hatten wir vor 2 Jahren auf der Baja California Norte getroffen und er hatte uns eingeladen. Mittlerweile betreibt er eine Firma die bei der Verschiffung, Organisation von Ersatzteilen und jeglichen Reparaturen für Reisefahrzeuge hilft. Er hatte uns zugesagt unsere Containerräder für Brunos Verschiffung zu fertigen und wir wollten dies so schnell wie möglich in die Wege leiten. Den ersten Tag verbrachten wir allerdings mehr mit Werkstatt gucken und quatschen.
Am Tag darauf kam dann auch Jaro an, der vorhat sein gesamtes Auto zu überholen und zu zerlegen. Wir blieben dann bis zum Wochenende und insgesamt drei Nächte bei Alejandro an der Firma. Chico fand es wenig cool, da er seit langer Zeit nochmal an der Leine bleiben musste. Wir versuchten uns die Tage auf dem Parkplatz so angenehm wie möglich zu machen. Unteranderem gabs jeden Tag Smoothies aus Hannos neuem Smoothiemaker.
Mit Alejandro hatten wir dann schonmal einiges geklärt und viele offene Dinge besprochen, trotzdem würden wir nach dem Wochenende nochmal zurück kommen müssen, da bisher kein Metallverarbeiter gefunden war.
Gemeinsam mit Jaro ging es dann Samstag Morgen nach Gamboa. Plan fürs Wochenende: Schiffe gucken. So standen wir direkt am Panama Kanal und der Bahnstrecke des Panama Kanals und packten die Campingstühle aus. Und uns wurde so richtig was geboten. Dicke Containerschiffe und Öltanker, ein Luxuskreuzfahrtschiff und als absolutes Highlight die private Luxusjacht vom russischen Premierminister. Die kam in der Dunkelheit, wir haben sie trotzdem entdeckt. Die Liste der Ausstattung die wir daraufhin online fanden war gigantisch. Mehrere Restaurants und Bars, Pools und Freizeiträume wie Spa, Kino und Fitnessraum. Heftig!
Auch die Züge, die die Container zum Hafen nach Colon transportieren und mehrmals täglich vorbeirauschten sind beeindruckend. So viele Container! Das ist echt schwer vorstellbar. In der Masse wirken sie igendwie so klein, dabei sind sie, wenn man davor steht echt groß.
Am nächsten Nachmittag entschieden wir uns dann für einen Ausflug zur Pedro Miguel Schleuse. Mit Kamera, Kappe und Handtuch bewaffnet gings auf Brunos Dach und wir verbrachten eine gute Stunde damit den Schiffen beim schleusen zuzuschauen. Ich finde wir hatten mit Abstand den besten Platz und viele der Seemänner schenkten uns ein Lächeln und erwiderten unser Winken.
Nachmittags ging es dann wieder zurück nach Panama Stadt auf den Causeway. Das ist der absolute Freizeithotspot der Stadt. Hier gibt es Fressbuden, einen Wasserpark für Kinder, eine Kartbahn, Spielplätze, Fahrradverleih, Wanderwege, Bars und Restaurants, Shops und eine Dutyfree Zone. Wir schlenderten die Promenade entlang und genossen den Blick auf die Skyline bevor wir uns dann durchschlemmten. Erst Bratspieße, dann Hotdog, dann Ceviche, dann Eis und am Ende noch ein Bier in einer Bar. Hmmmm. Für die Nacht blieben wir einfach auf dem Parkplatz stehen. Womit wir allerdings nicht gerechnet hatten, war mit dem Partyvolk. Sunday Funday. Trotz, dass alle montags arbeiten müssen, steigen in Zentralamerika Sonntag abends die dicksten Parties und wir waren mittendrin.
Am nächsten Morgen gings zurück zu Alejandro. Erste Mission war Chicos Bluttest. Seit Guatemala und bis Chile befinden wir uns in Tollwut Risikogebieten und um Chico jemals nochmal nach Hause zu bekommen brauchen wir einen Bluttest, der seine Antikörper nachweist. Klingt erstmal einfach, bis man sich tiefer einliest. Es gibt nämlich nur eine handvoll Labore auf der Welt die von der EU anerkannt werden. Das nächstgelegenste von Panama aus ist in den USA. Dann darf auch nicht jeder Tierarzt die Blutabnahme durchführen und beim Versenden der Probe müssen Standards eingehalten werden. Also ging das Gesuche los. Wir fanden mehrere Tierärzte doch für die Kosten sind nach oben scheinbar keine Grenzen gesetzt. Zwischenzeitlich bekamen wir Angebote für 700 US$. Zuschlag gabs dann für einen Tierarzt mit 250 US$ und da hatten wir Montags morgens einen Termin.
Chico sollte alleine dadurch, da wir wegen COVID nicht mit in die Praxis durften. Nach gut einer Stunde erhielten wir einen völlig verstörten Kater zurück und die Info, dass sie es nicht hinbekommen haben Blut abzunehmen. Wir beruhigten Chico und waren drauf und dran zu gehen. Selbst am Hals blutete der arme Kerl. Die hatten ernsthaft versucht ihm am Hals Blut abzunehmen???!!!
Es half aber alles nichts, wenn Chico nochmal (vielleicht sogar spontaner als wir wünschten oder wollten) nach Hause müsste, hätten wir keine Möglichkeit ihn von hier oder den nächsten Ländern mitzunehmen. Nach dem Blutergebnis muss man nämlich dann zusätzlich nochmal 3 Monate warten, bevor man reisen darf. Wir wollten gerne, dass die drei Monate so schnell wie möglich ablaufen, da im Sommer einige Termine zu Hause anstehen, die wir, wenn irgendwie möglich, gerne wahrnehmen würden.
Also kam Chico auf meinen Arm und wir verklickerten den Ärzten, dass wir dabei sind, wenn Blut abgenommen wird. Plötzlich durfte ich dann doch mit rein und ich wurde Zeuge davon wie blöd die sich anstellten. Sie zogen an der Spritze und erzeugten Unterdruck in den Adern, hatten null Geduld und keinen Plan wie sie Chico festhalten sollten. Nach zwei Versuchen und Chico irgendwo festgeklammert zwischen meinen Armen, meinen Haaren und meinem Bauch, war endlich eine Ader getroffen. Wieder zog die Ärztin an der Spritze und ich musste ungefähr tausendmal sagen, dass sie langsam machen soll. Chico weinte fürchterlich, hielt aber zum Glück still. Nach gefühlten Stunden war genug Blut abgenommen und wir konnten endlich gehen.
Schlimmstes Tierarzterlebnis überhaupt. Ich hatte so ein schlechtes Gewissen. Chico hatte richtig Angst gehabt und auf dem Weg zurück zu Bruno dann auch noch in seinen Rucksack geköttelt. Da half nur ganz viel Leberwurst und Kuscheln als Entschuldigung. Zum Glück ist er uns nie böse.
Zurück bei Alejandro wurde dann zwei Tage richtig rangeklotzt. Wir machten die technische Zeichnung für die Containerräder fertig (Bruno kommt auf Stahlräder in den Container, da er auf seinen Reifen zu hoch ist), zahlten an und unterschrieben den Auftrag und bauten die verrostete Trittstufe ab, die nachgebaut werden sollte. Angeblich sollte die Fertigung der Stufe und der Prototyp für die Containerräder 2 Tage dauern. Hörte sich gut an.
Also kontrollierten wir zwischenzeitlich die Radlager hinten, bauten neue Dichtungen ein, kontrollierten die Trommelbremsen auf der Hinterachse und fetteten diverse Lager neu. Auch unseren mal wieder defekten Tacho reparierten wir erneut. Wir fanden gebrochene Lötstellen und sind ganz optimistisch, dass unsere On-Off Beziehung mit dem Tacho nun längerfristig geregelt ist.
Dann realisierten wir, dass die 2 Tage für die Trittstufe und den Containerrad-Prototypen nur Gerede ist. Seit drei Tagen hieß es nämlich jeden Tag, dass es noch 2 Tage dauert. Wir und Chico hatten genug vom Werkstattcampen und so verabschiedeten wir uns von Jaro und fuhren raus nach Gamboa. Wir würden einfach dort im Grünen die „2 Tage“ warten. In Gamboa schliefen wir 3 Nächte und zwei davon leisteten uns Katja und David, die wir das letzte Mal vor 2 Jahren gesehen hatten, Gesellschaft. Die beiden waren während der Pandemie zurück nach Deutschland gegangen und als sie zurück in Mexiko waren, haben wir sie knapp verpasst. Wir waren eigentlich ständig in Kontakt mit den beiden und es war echt schön sie endlich wieder zu sehen. Wir tauschten uns aus und hatten zwei schöne, lange Nächte. Chico war übrigens von Sekunde eins an verliebt in Katja. Wir waren echt abgeschrieben.
Nach den drei Nächten bekamen wir immer noch „2 Tage“ genannt und wir entschieden, dann doch noch weiter raus zu fahren und auf die „2 Tage“ wo anders zu warten.
Für Rosi und Nadine hatten wir tatsächlich gemeinsam mit Alejandro ein Auto mit amerikanischer Zulassung gefunden und wenn deren Planung aufging, hätten wir nicht mehr viel gemeinsame Zeit zusammen, bevor es für die beiden inklusive Auto nach Costa Rica ginge. Also sprachen wir uns ab und vereinbarten für den nächsten Tag einen Treffpunkt an der Pazifikküste.
4 Gedanken zu „Tag 905-920 | Sixaola, Rio Robalo, Bürí, Bocas del Toro / El Valle, Coclé / Panama Stadt, Gamboa, Causeway, Panama“
Na da hattet ihr ja wieder mal Glück mit allem. Und wieder eine schöne Zeit vor euch. Bis bald LG Margret
Oh Mann, armer kleiner Chico.. Hoffentlich bleibt es bei diesem einen ‚Erlebnis‘..Blöde Frage: wohin wollt ihr Bruno denn verschiffen? Ich hatte gedacht, ihr fahrt von Panama einfach weiter durch Südamerika?
Google mal den Darien Gab. Leider endet die Panamericana im Dschungel zwischen Panama und Kolumbien für 100 km und es geht nur per Schiff weiter.
Ah, danke für die Aufklärung! Dass es sowas mittendrin noch gibt, ist unglaublich! Dann mal toitoitoi für die Schiffsreise!