Tag 842-853 | Cañas Castillas, Tempisquito, Guanacaste / Puntarenas / Minas del Aguacate, Alajuela / San José, Costa Rica
Auf nicaraguanischer Seite lief die Ausreise perfekt. Keiner schaute ins Auto, wir bekamen alle notwendigen Papiere und auch Chico war nach einer kleinen Wartezeit ausreisefertig. Wir bezahlten unsere 3 Dollar Ausreisegebühren und weiter gings nach Costa Rica. Dort landeten wir in der Mittagspause und mussten warten, abgesehen davon lief aber auch hier alles hervorragend. Im frühen Nachmittag fuhren wir rein ins Land.
Erstmal gings Einkaufen und dann nach Cañas Castillas zu einem schweizer Pärchen die einen Campground betreiben. Der Platz war wunderschön, aber leider wollten die beiden Schäferhunde nichts lieber als Chico zum Nachtisch und dann fing es auch noch an zu regnen.
Wir verzogen uns in Bruno und schmiedeten Pläne für die nächsten Tage. Ziemlich zügig würden wir in die Hauptstadt San José fahren, da einiges an Terminen anstand. Da die Schäferhunde das Auto belagerten und Chico nicht rauskonnte, wollten wir aber eh weiter.
Am nächsten Morgen wurden wir dann aber erst einmal von einem Faultier überrascht, welches über uns im Baum hing.
Leider zu hoch um wirklich einen Blick zu erhaschen. Wir gingen dann noch wandern und nahmen Chico mit. Doofe Idee, denn nachdem er die Affen über uns im Baum entdeckt hatte quengelte er nur noch vor sich hin.
Wir beendeten die Wanderung mit Chico im Rucksack, packten Bruno und verabschiedeten uns. Der Campground war echt ein Paradies und wir waren ein bisschen traurig, dass es nicht für länger klappte.
Nächste Station war dann ein Hostel. Bei den Schweizern auf dem Campground hatten wir 10 Dollar gezahlt, hier waren es schon 12 Dollar. Die sanitären Anlagen waren mit die schlimmsten, die uns seit langer Zeit begegnet sind. Wir standen im Garten des Hauses an der Hauptstraße. Medium cool. Dazu kam, dass die Kinder fröhlich den ganzen Tag ums Auto rumsprangen. Nicht ideal, da Hanno für eine Prüfung lernen musste. Immerhin kam Chico mit dem Hund des Hauses klar und verpasste ihm mal eine um sich Respekt zu verschaffen. Der Besitzer war nett und erzählte uns viel von Holland. Er war an der Küste aufgewachsen und nun vor ein paar Jahren in sein Heimatland zurück gekehrt.
Nach einer Nacht entschieden wir auch hier weiter zu fahren. Es ging bis nach Puntarenas zu einem Deutschen. Für das Parken auf dem Parkplatz seines AirBnB verlangte er 15 Dollar. Nach oben sind in Costa Rica wohl keine Grenzen gesetzt. Immerhin war das Internet gut und wir hatten die Hoffnung in Ruhe gelassen zu werden. Leider hatten wir ohne Hund Oso geplant, der immer wieder versuchte in den Camper zu springen und Chico jagte. Leider bekamen wir auf die Frage, ob der Hund vielleicht in einen anderen Teil des Grundstücks oder vielleicht zeitweise mal an die Leine könnte, ein nein. Hm.
Hanno lernte dann den Tag und ich quatschte mit dem Deutschen über sein Leben in Costa Rica. Ziemlich haarsträubende Stories, wie er so an Land und Vermögen gekommen ist und ich kann am Ende nur feststellen, dass er mir nicht sympathisch war.
Supergau war dann Osos letzte Jagd auf Chico als wir uns gerade bettfertig machten. Über eine Stunde suchten wir den Kater und fanden ihn schlussendlich gegen Mitternacht in einem Baum an der Grundstücksmauer. Hanno war zwischendurch schon über die Mauer aus dem Grundstück geklettert und ich versuchte den Hund zu beruhigen.
Ende vom Lied war dann, dass wir Oso heimlich anleinten und bis 5 Uhr morgens auf Chicos Rückkehr warteten. Was eine Scheiß-Nacht. Leider konnten wir auf das Verständnis oder das Entgegenkommen des Besitzers nicht hoffen, also reisten wir auch hier nach einer Nacht wieder ab.
So richtig willkommen fühlten wir uns in dieser Landschaft aus Beton eh nicht. Bruno tropfte die Betonplatte mit Öl und Diesel voll und dafür ernteten wir schon einige böse Blicke der Dame des Hauses.
Die Dieselmenge war beängstigend groß geworden und wir hatten versucht das Leck zu finden, trauten uns aber nicht richtig zu schauen, weil wir Angst hatten was dreckig zu machen. Am Ende stellte sich heraus, dass unsere Einspritzpumpe undicht ist. Ein weiteres Problem, welches wir nicht zu lange mit uns rumschleppen können, da man der Spritanzeige gefühlt beim sinken zuschauen konnte.
Es ging weiter bis zu den Minas del Aguacate. Der erste wilde Campspot im Wald auf einem Wanderparkplatz. Wir hatten LTE, es war ruhig und die wenigen Locals die wir trafen freundlich. Wir atmeten auf. Erst mal holten wir Schlaf nach. 2 Stunden von 5-7 Uhr waren definitiv zu wenig gewesen.
Dann gingen wir mit Chico noch ein wenig spazieren und suchten die Minen. Leider war der Eingang geschlossen.
Am nächsten Morgen frühstückten wir gemütlich und liefen nochwas durch den Wald.
Hanno saß dann auf der Toilette und ich war mit Chico draußen, als ein Minibus angefahren kam, vor Bruno parkte und der Besitzer ohne zu gucken die Schiebetüren öffnete. In Sekundenschnelle stürzten sich seine drei Hunde auf Chico. Chico entkam, lief auf die Brücke die über den Fluss führte und sprang. Danach herrschte sehr lange Panik. Chico war weg. Der Sprung von der Brücke musste mindesten 10 Meter tief gewesen sein und wir hatten nicht sehen können, ob er im Wasser oder am Rand auf den Steinen gelandet war. Wir schrien nach Chico, suchten das Ufer ab, aber fanden ihn nicht. Ich hatte dann einen kleinen Breakdown und machte mir unheimlich Vorwürfe, dass ich Chico nicht rechtzeitig gepackt und in Sicherheit gebracht hatte. Normalerweise hat man einen Moment um die Hunde einzuschätzen, bevor sie entweder langsam und neugierig auf den Kater zukommen, zur Jagd ansetzen oder ihn ignorieren. Leider nicht diese Mal. Der Hundebesitzer hat sich dann während unserer Suche schnell aus dem Staub gemacht. War uns Recht so.
Wir gaben auf. Chico war nicht zu finden. Ratlos lief ich zu Bruno und fragte mich wie lange wir wohl hier warten und hoffen würden, dass Chico zurück kommt. Letzte Hoffnung waren die Radkästen und der Motorraum von Bruno. Hier versteckte sich Chico schonmal. Und da war er. Aus den Schlitzen der Motorhaube schauten mich große, verängstigte Augen an. Chico saß auf dem Motorblock. Vorsichtig holten wir ihn da raus und brachten ihn nach Innen. Wir beruhigten uns alle erst einmal und schauten dann, ob Chico verletzt war. Gut gegangen, Glück gehabt, nur ein paar Schrammen im Gesicht.
Wir fuhren nach San Jose, machten uns Sorgen über den immer wieder und häufiger überhitzenden Motor, das Leck der Einspritzpumpe und konnten selbst kaum glauben wie unglaublich miserabel unsere ersten Tage in Costa Rica gelaufen waren. Wir reisen jetzt 1,5 Jahre mit Chico und hatten in den wenigen Tagen mehr brenzliche Situationen als in den letzten 18 Monaten zusammen. Hoffentlich würde es jetzt besser werden. So viel Drama ist echt nicht gut.
In San Jose hatten wir für zwei Tage ein Hostelzimmer gebucht. Unsere Liste mit Erledigungen war lang. Hanno hatte eine wichtige Online-Prüfung zu AWS von Amazon (berufliche Weiterbildung, bestanden!), ich hatte einen Termin bei der deutschen Botschaft um meinen Online-Perso freizuschalten, wir suchten ein neues Mac-Ladegerät, wollten noch Fremdwährung tauschen, einen Reiseführer für Südamerika kaufen, einen costa-ricanischen Handyvertrag abschließen, Papa eine Postkarte schicken und und und.
So waren wir zwei Tage echt beschäftigt und die Zeit flog.
San José ist jetzt echt keine Stadt die man sehen muss, aber wir bekamen zum Glück einiges geregelt. Nur das mit dem Geldtauschen klappte so gar nicht. Alle 5 großen Banken und Wechselstuben weigerten sich nicaraguanische Cordobas in costa-ricanische Colones oder Dollar zu tauschen. Na gut…
Dann checkten wir auch schon wieder aus und es ging geradewegs zu Iveco. Wir wurden sehr nett begrüßt und fühlten uns direkt sehr willkommen. Innerhalb von wenigen Stunden hatte unser Mechaniker Juan Carlos die Dieselpumpe ausgebaut und ein Kurier auf einem Motorrad brachte sie zu einer Firma zum Generalüberholen.
Wir durften in der Werkstatt schlafen und hofften darauf am nächsten Tag wieder fahrtüchtig zu sein. Die Überholung der Pumpe dauerte ein wenig und so tauschte Juan Carlos in der Zwischenzeit die Kugelköpfe an der Vorderachse und wir ließen die neuen Reifen für die Vorderachse auswuchten und montieren.
Dann kam die Einspritzpumpe und Juan Carlos hatte sie bis Nachmittags wieder eingebaut. Der Motor sprang auf Anhieb an und wir feierten ein bisschen zu früh. Jetzt leckte sie an einer anderen Stelle. Also alles wieder raus und zurück zur Drittfirma. Eine weitere Nacht bei Iveco.
Am nächsten Vormittag löste Juan Carlos dann unser Motor-Hitzeproblem. Eine Schraube am Schlauch vom Motor zum Kühlwasserbehälter hatte sich mit Dreck zugesetzt. Das heiße Kühlwasser vom Motor konnte somit nicht zurück in den Kreislauf gelangen. Die Chance das wir dieses Problem gefunden hätten liegt so bei 5%. Wir hätten erst mal das Thermostat und dann vermutlich den Kühler erneuert. Das war ein schneller Fix und dazu sehr günstig. Wir reinigten dann das gesamte Kühlsystem und es gab neues Kühlwasser für Bruno.
Mittags kam die Einspritzpumpe dann wieder. Es war Samstag und eigentlich hätten alle um 14 Uhr frei gehabt. Die Drittfirma zimmerte dann die Pumpe wieder in Bruno und die Verzweiflung war bei den Herren groß, als Bruno nicht ansprang. Hanno und ich waren mittlerweile tiefenentspannt, da wir uns schon mit Campen übers Wochenende abgefunden hatten und lieber wollten, dass alles in Ruhe und richtig gemacht wurde.
Samstag Nachmittag sahen wir die Pumpe dann das dritte Mal aus Bruno rauswandern und es war klar, dass irgendwas am mechanischen Stopphebel nun kaputt war. Die Mechaniker versuchten das ganze dann noch zu reparieren, aber es war der Wurm drin.
Wir schickten dann alle in den Feierabend und planten unseren Sonntag. Mit dem Wachmann waren wir nach den Tagen schon per Du und wir brachten von unseren Ausflügen außerhalb des Geländes immer eine Kleinigkeit zu Trinken oder zu Snacken für ihn mit.
So bauten wir Sonntag neue Steckdosen an der Küche ein, ich schrieb Blog und wir machten mit Uber einen Ausflug zum Baumarkt und zu Walmart.
Montag ging es dann in aller Frühe weiter. Wir wechselten noch die Öle vom Motor und den Getrieben und dann kam nachmittags die Pumpe. Eingebaut, eingestellt und siehe da: sie funktioniert und leckt auch nicht mehr. Wir waren happy. Juan Carlos kontrollierte noch alles in Ruhe, wir packten langsam zusammen und schliefen eine letzte (die 5te Nacht) zwischen den anderen Ivecos in der Werkstatt.
Am nächsten Morgen ging es noch auf Probefahrt und dann hieß es Abschied nehmen und bezahlen. Wir hatten Bammel vor der Rechnung und waren froh, dass die sehr fair war. Wir bezahlten wie vorm ersten Ausbau angekündigt die nicht ganz günstige Generalüberholung der Pumpe, die Öle und Kühlflüssigkeit und Juan Carlos Arbeitszeit für alles andere was wir machen ließen. Keine Extrakosten für die weiteren drei Male Aus- und Einbau der Pumpe oder die Teile die die Drittwerkstatt verkorkst hatte. Wir waren glücklich und können die Werkstatt uneingeschränkt empfehlen. Und wer uns und unsere Werkstatterfahrungen so kennt, weiß, dass eine Werkstattempfehlung aus unserem Mund sehr selten kommt.
Iveco in San José war auf unseren über 55.000 km und in den 2,5 Jahren Reise die erste Iveco-Werkstatt. Bruno hatte mit seiner Dieselpumpe genau bis zum richtigen Zeitpunkt gewartet. Wiedermal Glück im Unglück. Nach einer Woche verabschiedeten wir uns also erst einmal aus San José und hofften, dass wir alle unsere Pechsträhne in Costa Rica erst mal überstanden haben.