Tag 672-676 | Yaxchilan, Roberto Barrios Wasserfälle, Misol-Ha Wasserfall, Palenque, Chiapas, Mexico
Nach unserer fantastichen Zeit in Reforma Agraria ging es weiter zu den Ruinen Yaxchilan. Wir kamen gegen Mittag am Parkplatz an und wurden sofort von Guides und Bootsmännern belagert. Die Ruinen sind nur per Boot erreichbar und liegen im Grenzgebiet zwischen Guatemala und Mexico.
Wir hatten uns entschieden die Tour morgens um 7 Uhr zu machen um den Touristen und der Hitze zu entgehen. Also wurde sehr unspektakulär einfach auf dem Parkplatz übernachtet und wir verbrachten den Nachmittag zwischen den Bäumen am Fluss wo eine Brüllaffenfamilie rumhing. Als die Herrschaften anfingen mit Exkrementen zu schmeißen machten wir uns aber lieber wieder zurück zu den Autos. Die Botschaft war angekommen.
Bei einer alten Omi kauften wir am Straßenstand Tostadas und Empanadas, die sehr, sehr hervorragend waren. Dreimal bestellten wir nach und die Dame freute sich sichtlich darüber, dass es uns schmeckt und dass sie mit ein bisschen mehr Geld nach Hause gehen würde.
Am nächsten Morgen ging es dann um 7 Uhr mit Bootsmann und Guide auf den Fluss. Den Guide hatten wir uns gegönnt, um detaillierter etwas über die Mayas zu erfahren und hofften, dass durch seine Erzählungen mehr hängen bleibt als durch das Schilderlesen, was wir sonst immer machen. Leider war unser Guide eher mittelmäßig und man kann in Frage stellen, ob es sich gelohnt hatte. Viel mehr enthusiastischer als die Schilder war er auch nicht. Aber er brachte uns in einen Tunnel innerhalb einer Ruine, der eigentlich wegen COVID gesperrt ist. Dazu muss man sagen, dass wir die einzigen Besucher waren.
Yaxchilan liegt super schön am Fluss im Dschungel. Die Ruine ist gut erhalten und es wird auch einiges für die Pflege getan. Am beeindruckendsten fand ich den Königspalast und die steilen Stufen, die wir nach oben kraxelten. Es ist erstaunlich zu sehen wie schnell sich die Naur ihren Platz zurück erobert und die großen Bäume und überwachsenen Mauerreste erinnerten ein bisschen an die Ruinen, die wir in Asien gesehen haben.
Photo by Jaro
Zwei Stunden später ging es mit dem Boot zurück. Wir hatten mit unserem frühen Start definitiv alles richtig gemacht. Jetzt wurde es heiß und die ersten Touristenbusse rollten auf den Parkplatz.
Wir entschieden weiter zu fahren und die Ruinen von Bonampak zu überspringen. Wir wussten, dass wir dort, wie in Yaxchilan schon erlebt, Wegezoll und Eintrittsgelder zahlen mussten, die von der lokalen Bevölkerung einfach erschaffen worden waren. Wir hatten keine Lust auf blockierte Straßen und Diskussionen mit Einheimischen. Uns fehlt das Hintergrundwissen um das Ganze vollumfänglich beurteilen zu können. Was wir wissen ist, dass Chiapas als ehemals guatemalisches Gebiet lange Zeit von Mexico benachteiligt wurde. Der allgemeine Lebensstandard ist schlechter als im Rest des Landes und die Bevölkerung scheint im Durchschnitt ärmer zu sein. Aber sie hat verstanden, dass durch Tourismus Geld mit der Region gemacht wird und sie wollen ein Stück vom Kuchen abhaben. Die Sehenswürdigkeiten sind oft von staatlichen Organen geführt und das durch den Eintritt eingenommene Geld landet vermutlich nicht in der Region. Von daher haben wir Verständnis für den Frust, wollen aber trotzdem nicht an jeder Straßenecke Geld für Nichts abdrücken. In Bonampak hat die Bevölkerung es soweit getrieben, dass man Eintritt für die Straße zur Ruine zahlen muss und dann einige Kilometer vor der Ruine gestoppt wird um mit einem Minibus weiter zu fahren. Die verlangten Fahrtkosten sind utopisch hoch und der ganze Stress wars uns nicht wert.
Also ging es weiter bis nach Roberto Barrios zu den Wasserfällen. Auf einer Rasenfläche konnten wir zwischen Bäumen campen und durften auch Lagerfeuer machen. Gar nicht so schlecht. Nach einem ausgiebigen Mittagessen und einer kleinen Pause war es Zeit fürs Wasser. Wir hatten die 40 Grad geknackt und selbst atmen fiel einem schwer. Also ab ins Wasser und die verschieden Pools Fluss auf- und abwärts ausprobieren.
Abends kam noch ein Camper dazu und wir lernten Tiche und Steven aus Utrecht kennen. Witzigerweise hatten die zwei vor ein paar Monaten Clem und Emelie getroffen. Die Overlandergemeinde ist echt klein.
Wir verbrachten einen feuchtfröhlichen Abend mit den beiden und versackten bis in die frühen Morgenstunden mit einer guten Flasche Mezcal.
Dementsprechend startete unser nächster Morgen gemächlich und wir entschieden schnell noch eine zweite Nacht zu bleiben. Den Tag verbrachten wir mit einem neuen kleinen Spiel. Wir wateten, kletterten, rutschten, sprangen und schwammen flussabwärts. Alles ohne den Fluss zu verlassen. Das machte echt Spaß und war auch aufregend. Teilweise waren die Wasserfälle echt hoch und wir fielen tief und eine „Rutschbahn“ ganz schön steil und man wurde super schnell und hatte danach nen blank gescheuerten Hintern.
Wir verbrachten dann einen zweiten Abend am Lagerfeuer mit Tiche und Steven bevor wir uns am nächsten Morgen wieder auf die Socken machten.
Photo by Jaro
Nächster Stop war der Misol-Ha Wasserfall, von dem wir etwas enttäuscht waren. Schon auf dem Weg dort hin kamen wir wieder an eine inoffizielle Straßenblokade und sollten zahlen. Auch wenns wieder nur um wenige Euros ging, versaut einem das echt die Stimmung.
Am Wasserfall angekommen war schnell klar, dass wir dort wohl nicht schwimmen werden. Es stank nach Kuhmist und die Farbe war wenig einladend. Schade.
Wir wanderten hinter dem Wasserfall bis zu einer Höhle und durften, mal wieder gegen Eintrittsgeld, den unterirdischen Wasserfall sehen. Wenig spektakulär und sein Geld nicht wert. Naja. Nach einer halben Stunde waren wir daher zurück an den Autos und es ging weiter Richtung Palenque.
In Palenque ging es erst mal in die Stadt, die uns schmuddelig und nicht sonderlich symphatisch vor kam. Es ging zum großen Supermarkt und da unser Gefühl nicht das Beste war, gingen Jaro und ich einkaufen, während Hanno die Autos im Auge hatte.
Dann ging es in den Nationalpark, in dem auch die berühmten Ruinen liegen und wir fanden an einem Restaurant einen richtig schönen Campspot. Es war weiterhin über 40 Grad und wir saßen den Nachmittag im Schatten und freuten uns über jedes Windchen. Chico schloss Freundschaft mit den Katzen des Restaurants und wir bekamen Besuch von Brüllaffen.
Abends kamen Tiche und Steven wieder dazu und wir saßen gemütlich zusammen. Von den beiden bekamen wir einen zweiten Waschlappen geschenkt. Waschlappen sind für die Camper-Körperpflege echt super. Das hatte ich beim Packen zu Hause unterschätzt und daher nur einen eingepackt. Seit knapp zwei Jahren habe ich jetzt nach einem zweiten gesucht und musste feststellen, dass es Waschlappen auf dem nordamerikanischen Kontinent nicht gibt. Verrückt oder? Ich war happy, dass die zwei einen neuen zu viel hatten (den ihnen extra Freunde aus Europa mitgebracht hatten) und ihn uns überließen.
Später am Abend entwickelte sich dann vor Bruno und quer durchs Camp eine Ameisen-Autobahn. Ganz schön fleißig waren die. Es war witzig zu beobachten wie chaotisch und doch geordnet die Ameisen ihre geschnittenen Blätter abtransportierten. Aber ein unbedachter Schritt endete für uns an diesem Abend auch äußerst schmerzhaft und mehr als einmal gabs einen ungewollten Stepptanz.
Photo by Jaro
Am nächsten Morgen waren wir wieder früh auf und mit die ersten an der Ruine. Es gab einen schnellen Kaffee und dann gings los. Wir waren wieder vor den Massen unterwegs und das war super. Wir müssen immer wieder feststellen, dass gerade die Touristen den Virus nicht ernst nehmen und keine Maske tragen.
Palenque war mit seinen hohen Stufenpyramiden und verschieden Ebenen beeindruckend und wieder stellten wir fest, dass wir zu wenig über die Mayakultur wissen. Das Gelände ist groß und wir verbrachten einige Zeit zwischen den alten Tempeln.
Zurück zum Visitor Center ging es dann durch einen Dschungelpfad. Auf die Minibusse hatten wir keine Lust und der Wald ist wunderschön. Wie immer auf solchen Wanderungen hielten wir uns an den kleinen Details auf und erfreuten uns zum Beispiel an einer Echse mit einer bunten „Halsblase“, die sie komplett verschwinden und wieder auftauchen lassen kann. Da sind sie wieder, die kleinen Dinge die uns glücklich machen.
Der Rest der Truppe war schneller unterwegs als wir zwei Trödler und wir trafen uns auf dem letzten Stück an der Straße wieder. Dann wurde gemütlich gefrühstückt bis um 11 Uhr das Museum aufmachte.
Das Museum war klimatisiert. Halleluja! Wir bleiben vielleicht ein kleines bisschen länger als wir es normalerweise getan hätten. Endlich bekamen wir ein bisschen mehr Hintergrundwissen zur Kultur und ich habe das Gefühl, dass endlich auch mal ein bisschen hängen geblieben ist.
Wir erfuhren viel über Zeremonien und Rituale, Totenkult und Bestattungen. Nur das normale, tägliche Leben können wir uns immer noch ziemlich schlecht vorstellen. Wir versuchten dieses Defizit dann mit dem Film „Apocalypto“ von Mel Gibson aufzuarbeiten, aber ehrlich gesagt fanden wir den Film ziemlich mies und blutrünstig und außerdem stimmen einige grundlegende Dinge zur Historie und Lebensweise überhaupt nicht mit der Wahrheit überein.
Tiche und Steven verabschiedeten sich dann Mittags Richtung Guatemala und wir fuhren weiter Richtung Karibikküste. Mal schauen, ob sich unsere Wege nochmal kreuzen.