Tag 534-542 | Ajijic, Jalisco / Morelia, Patzcuaro, Tzintzuntzan, Sierra Chincua Mariposas, Michoacán, Mexico
Clem und Emelie tauchten auf, als wir in Ajijic parkten. Der Ort liegt ebenfalls am Chapala See war aber etwas weniger Amerikanisch. Am Ufer fanden wir einen schönen Platz für die nächsten zwei Nächte und bummelten durch die Straßen. Wir fanden wieder eins der kleinen Restaurants wo man quasi bei einer Familie im Garten sitzt und sich bekochen lässt und schmausten super gute Tacos und tranken frische Limetten-Limo.
Die Abende am See bescherten uns tolle Sonnenuntergänge und fantastisches BBQ. Fisch ist hier so günstig, dass wir zu den Red-Snappern einfach nicht nein sagen konnten.
Lu und Chico waren ebenfalls glücklich sich wieder zu sehen. Die zwei hatten eine erstaunliche Freundschaft entwickelt und wir fanden Chico Abends schlafend neben dem kleinen Lu im Camper. Zu Hannos Freude gings dann am nächsten Tag noch in die lokale Craft-Beer-Brauerei und es gab seit sehr langer Zeit nochmal nix mexikanisches: Chicken Wings und Fish&Chips. Hmmmm.
Nach zwei Tagen in Chapala hatten wir dann endlich unser Weihnachtspaket zurück und der Streit mit dem Kundenservice ging los. Dafür mussten wir aber nicht mehr vor Ort bleiben, da das alles per Mail und Telefon geht (übrigens mit Service aus Malaysia) und so entschieden wir weiter zu ziehen und den Bundesstaat Jalisco zu verlassen.
In einem großen Fahrtag ging es nach Morelia, der Hauptstadt des Bundesstaates Michoacán und wir fanden einen kostenlosen und von der Polizei überwachten Parkplatz in der Grünanlage des Messegeländes. Besser gings nicht. Auch Uber gabs hier, also ließen wir uns zum Abendessen in die Innenstadt kutschieren und waren überrascht vom Flair und der Schönheit der Altstadt. Wir hatten keinen Plan und Morelia sollte eigentlich nur als Zwischenstop dienen. Die Stadt gilt sogar als einigermaßen gefährlich und nicht touristisch. Schnell war aber klar, dass wir hier mehr als nur die eine Nacht bleiben. Wir fühlten uns wohl und sicher.
Besonders hängen geblieben ist das gute Essen in der Stadt, die berühmt für ihre Bluecorn-Tortillas ist. Wir gönnten uns mal ein gehobeneres Restaurant und es gab sogar Schweinshaxe mexikanischer Art für Hanno. Wir erkundeten dann einen weiteren Tag die Altstadt und stolperten in große Konditoreien, auf festlich geschmückte Plätze, in kitschige Weihnachtsdekoläden, über ein altes Aquädukt, in einen Lebensmittelmarkt und unzählige kleine Gässchen. Wir hatten Morelia echt anders eingeschätzt und mochten vor allen Dingen den Mix aus Multikulti und Tradition, Jung und Alt.
Auf dem Parkplatz trafen wir dann noch eine argentinische Familie mit kleiner Tochter, die seit vielen Jahren auf der Panamericana unterwegs ist. Die drei würden wir zu Weihnachten spontan wieder sehen. Lu und die kleine Brisa kümmerten sich dann gemeinsam um Chico und der Kater zog die beiden Kinder an der Leine hinter sich durch den Park.
Dann gings weiter nach Patzcuaro. Eine weiteres Pueblo Mágico. Hier waren einfach alle Häuser und Ladenbeschriftungen gleich gehalten. Die Häuser unten rot und oben beige/creme gestrichen, die Beschriftungen mit Anfangsbuchstabe in schwarz und darauf folgende rote Buchstaben. Irgendwie witzig, dass das Städtchen quasi einen Styleguide hat. Wir ließen uns den Tag über treiben und für mich gabs neue Silberohrringe auf dem Handwerkermarkt. Wir bummelten über den Lebensmittelmarkt, bekamen aber Covid-bedingte Platzangst und machten uns schnell wieder raus aus der Menge. Insgesamt war der Ort einen Ticken zu touristisch für unseren Geschmack und wir machten uns auf den Weg in eine ruhigere Gegend. Abends schliefen wir vor den Toren der Tzintzuntzan-Tempel und hofften, dass diese am nächsten Tag offen sind. Es war super, super kalt in der Nacht und wir packten doch tatsächlich Fleece und Mütze aus. Ich hatte zufällig Plätzchen gebacken und zusammen mit heißer Schokolade kam doch sogar sowas wie Vorweihnachtsstimmung auf.
Die Ruinen am nächsten Tag waren, wie zu erwarten war, geschlossen. Aber wir wären nicht in Mexiko, wenn der Security uns für ein bisschen Geld nicht unter der Hand aufs Gelände gelassen hätte. Ein Win-Win für beide Seiten – wir konnten einen Tag früher die Tempel sehen und der Wachmann zwei Bier mehr trinken. Morgens wars noch super nebelig, jetzt klarte es auf und wir genossen die Ruinen als nahezu einzige Besucher. Nach einer Stunde waren wir fertig und es ging ins Dörfchen wo wir dann noch „Gorditas“ (die Fetten) zu Mittag aßen und Lebensmittel aufstockten, bevor wir uns zu einem der lang erwarteten Highlights Mexicos aufmachten.
Die Fahrt zur Sierra Chincua
kostete uns den halben Tag und wir staunten nicht schlecht als wir auf eine riesige Lichtung rollten und entschieden hier drei Nächte unser Lager aufzuschlagen. Fühlte sich mehr an wie Kanada oder Deutschland als Mexiko. Es sieht auf den Fotos einfach so aus als würden wir zu Hause im nächsten Wald campen. Wir befanden uns wieder mal auf 3000m Höhe und es wurde ausgesprochen frostig auf unserer Lichtung. Clem und Emelie packten ihr Zelt aus und wir machten Lagerfeuer in einer Feuertonne und stellten diese in die Zeltmitte. Lieber eingeräuchert als erfroren war die Devise. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend zusammen bevor wir die Heizungen anschmissen und es uns in den Campern gemütlich machten.
Photo by Clem
Am nächsten Morgen stapften wir durch weiß gefrorenes Gras. Ich kann mich nicht mal erinnern, wann wir das letzte Mal Temperaturen unter Null hatten.
Photo by Clem Photo by Clem
Nach dem Frühstück machten wir uns dann auf den Weg zum Eingang der Mariposa Sanctuary. Im Winter überwintern hier im Wald Milliarden von Monarch-Schmetterlingen die aus Kanada und den USA runter kommen. Bisher dachte ich, dass Schmetterlinge nicht so alt werden und nur einen Sommer leben, aber nö, sie haben sich dazu entschieden 9 Monate alt zu werden und so müssen sie den Trip nach Mexico auf sich nehmen bevor sie im Frühjahr dann sterben. Bei der Kälte hier konnten wir nicht ganz verstehen, warum sie sich gerade diesen Ort zum überwintern ausgesucht hatten, aber wir wollten es unbedingt sehen. Da Emelie mit verstauchten Füßen immer noch nicht gut zu Fuß war gings mit Pferden den Berg hinauf. Dann noch 2 Kilometer durch den Wald, bevor wir vor einem der hohen Nadelbäume stehen blieben und unseren Augen nicht trauen konnten. Es sah aus, als hingen an dem Baum verwelkte Blätter, aber nein, es waren alles Schmetterlinge. Das Ausmaß war und ist nicht fassbar. Wir staunten und staunten und staunten. Die Schmetterlinge flogen los, wenn sie von den Sonnenstrahlen gekitzelt wurden und überall um uns rum flatterte es wie wild.
Ein absolutes Highlight! Sowas ist echt einzigartig und wir waren zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Als wir die Reise durch Mexiko planten, waren wir uns sicher, dass wir nur bis zum Sommer bleiben und so die Schmetterlingsaison um ein halbes Jahr verpassen würden. Tja, Covid machts möglich, dass wir dieses Spekatakel doch noch zu Gesicht bekamen.
Den nächsten Tag machten wir frei. Hanno und Clem spielten Schach, bereiteten Feuerholz vor, ein Schäfer kam auf einen Schwatz vorbei, wir genossen die warmen Sonnenstrahlen, ich machte mal einen umfänglichen Hausputz und es gab Apfelkuchen, Chico und Lu erkundeten den Bach und den Wald und wir kamen nach den langen Fahrtagen richtig runter. Abends saßen wir wieder im Zelt, inklusive Feuertonne und versuchten uns warme Gedanken zu machen.
Photo by Clem
Endlich fühlt es sich wieder wie Reisen an. Frei, abwechslungsreich und bereichernd. Wer lange reist oder schonmal gereist ist, weiß, dass nicht jeder Tag ein Urlaubstag ist. Die Planung der Route, Wartung und Reparaturen am Auto, Einkaufen, Wäsche waschen und sonstige Besorgungen halten einen ganz schön auf Trab. Gerade kommt noch die immer wieder neue Recherche zu Covid-Restriktionen in den verschiedensten Staaten und Städen dazu. Dieser Tag ohne ToDos fühlte sich nochmal richtig nach Urlaub an. Die Tage davor mit dem Mix aus Stadt, Tempeln und nun Natur pur wie das was wir von der Reise durch Mexiko erwartet hatten. Wir sind glücklich und die Tage bei den Monarch Faltern werden wir definitiv nie mehr vergessen.
2 Gedanken zu „Tag 534-542 | Ajijic, Jalisco / Morelia, Patzcuaro, Tzintzuntzan, Sierra Chincua Mariposas, Michoacán, Mexico“
Meine Lieben
Das tönt ja fast wieder normal – ich freue mich darüber. Geniesst diese Zeit! und danke für den Update, wie immer gut geschrieben, abwechslungsreich und interessant.
Herzliche Grüsse aus der verschneiten Schweiz (38 cm Schnee auf der Terrasse, Höhe 365 m üM!)
NB Es ist uhhhh-kalt!
Oooohhh, ich bin so begeistert von den Schmetterlingen! :-)))
Das war sicher ein Gänsehauterlebnis. Ich beneide euch darum 😉
Bringt mir bitte eine Handvoll Monarchfalter mit. Die sind sooo schön!
Viele Grüße aus dem verschneiten Siegerland und bleibt gesund!
LG Christa