Tag 523-533 | Tapalpa, Comala Wasserfall, Lago Chapala, Teuchitlán, Tequila, El Arenal, Parque de Primavera, Guadalajara, wieder Lago Chapala, Jalisco, Mexico
Wir waren also wieder alleine unterwegs und hofften darauf Willow und Lee an Weihnachten mit funktionierendem Bulli wieder zu sehen. 4 Wochen blieben ihnen bis dahin. Wir wollten uns nun Zeit lassen und ein bisschen kreuz und quer Jalisco befahren ohne den Highway zu nehmen. Unseren ersten Stop machten wir in den Bergen in einer der vielen in Mexico verstreuten Publo Magicos. Das sind Orte mit besonderem Charm, die Touristen gerne ansteuern. Nach etlichen Serpentinen kamen wir im Örtchen Tapalpa an und staunten nicht schlecht wie viele mexikanische Touristen hier herumliefen. Nachdem wir Bruno durch die engen gepflasterten Gassen gequetscht hatten, fanden wir in einer Nebenstraße zum Marktplatz einen Parkplatz und somit unseren Platz für die Nacht. Den Nachmittag und Abend über schlenderten wir durch den Ort. Die Atmosphäre war relaxt und eigentlich auch alles offen. Zum Sonnenuntergang gings in eine Bar und wir genossen den Blick über den Marktplatz mit seinem bunten Treiben. Dann gings noch an einen kleinen Straßenimbiss und ich kann mit gutem Gewissen behaupten, dass wir dort die besten Tacos Carne Asada (mit gegrilltem Fleisch) aßen, die wir bisher in Mexico hatten. Mit einer super leckeren Ananas-Salsa und Salat.
Am nächsten morgen ging es weiter ins Hinterland. Wir hatten uns auf die Suche nach einem Wasserfall gemacht und nach einer kleinen Irrfahrt dank einem planlosen Navi fanden wir den Eingang zum Comala Wasserfall doch noch. Leider wurden wir mit einem dicken „Cerrado“ („Geschlossen“) Banner begrüßt und währen beinahe schon umgekehrt. Ein Einheimischer versicherte uns dann aber, dass alles offen ist und wir runter zum Wasserfall fahren sollen. Also gings den Waldweg entlang und wenig später durchquerten wir gut 500 m Fluss. Der war tiefer als gedacht und Bruno pflügte sich durch die Wassermassen bis ans andere Ufer. Dort fanden wir den Wasserfall, viele mexikanische Familien und leider auch eine Menge Müll. Ich kann einfach nicht verstehen, dass die Leute bis hier fahren um diese wunderschöne Natur zu sehen und dann alles an Abfall einfach unter sich fallen lassen. Super schade! Es war Sonntag und es war viel los. Wir waren daher ganz glücklich mit unserem Platz ein bisschen Fluss abwärts und machten es uns dort gemütlich. Abends verschwanden die Tagesbesucher und wir hatten dieses Paradies ganz für uns alleine. Am nächsten Tag sahen wir nur zwei Wanderer und einen Reiter mit Hunden.
Wir genossen das satte Grün des Waldes, das kühle Wasser, die unzähligen Schmetterlinge und exotischen Vögel.
Wir blieben noch eine weitere Nacht bevor wir uns morgens auf den Weg zum nächsten Ziel machten. Das lag nicht wirklich auf dem Weg und musste eingeschoben werden, da Chico wieder stark humpelte und wir mit dem Tierarzt nicht länger warten wollten. Also ging es auf direktem Weg zum Lago Chapala (einer Amerikaner-Hochburg) wo wir die Auswahl zwischen mehreren Tierärzten hatten. Der erste Tierarzt auf Google existierte nicht, der zweite war geschlossen, beim dritten hatten wir Glück. Wir kamen direkt dran und nach 5 Minuten teilte der Herr uns mit, dass Chico wohl von einem Skorpion gestochen wurde. Schon wieder?! Er bekam eine Spritze und das wars. Glücklich waren wir danach nicht. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass es schon wieder ein Stich sein sollte. Warum ist es immer die linke Vorderpfote und warum ist sie nie geschwollen oder dick oder sonst was? Die Tierärztin auf der Baja hatte uns gesagt, die Pfote wäre heißer als die andere. Mit viel Einbildung konnten wir uns das dann beim selber fühlen auch einreden. Trotzdem passte alles nicht zusammen, aber wir wussten auch nicht, was wir noch machen sollten. Also hieß es wieder einmal abwarten und hoffen, dass es weg geht.
Am nächsten Tag lief Chico wieder normal, was aber auch durch die Spritze mit Schmerzmittel zu erklären war.
Wir fuhren dann erst mal weiter zurück auf unsere ursprüngliche Route. Es ging nach Teuchitlán zu einem Freibad auf dessen Gelände man campen kann. Wieder einmal wurden wir von einem „Cerrado“ Schild begrüßt, welches wir nun aber schon ignorierten. Wir fanden das Freibad dann, wie zu erwarten war, geöffnet vor und suchten uns einen Stellplatz für die Nacht. Die Besitzer waren super nett und zuvorkommend. Norma, die Tochter der Besitzerin, kam noch für einen kleinen Plausch vorbei und wir sprachen über Covid und die Ausmaße in unseren Leben. Norma erzählte, dass ihre in Amerika lebenden Verwandten nicht zu Weihnachten kommen, weil sie Angst haben sich in Teuchtilán zu infizieren. Sie sagte, dass ihre Familie hier froh ist, weil sie Angst haben, dass die Verwandtschaft das Virus aus Amerika mitbringt. Es gab noch keine nachgewiesenen Fälle im Dorf. Ihr Weihnachtsfest würde also auch anders laufen als gedacht. Im nächsten Schritt wurden wir dann zu Weihnachten eingeladen. Das wir als Reisende das Virus ins Dörfchen schleppen könnten, scheint also erstaunlicher Weise kein Gedankengang zu sein. Wir waren von der Gastfreundschaft überrumpelt und gerührt, mussten aber leider mit Hinblick auf unsere auslaufende Aufenthaltsgenehmigung und die Pläne nach Guatemala zu kommen, ablehnen. Norma empfahl uns noch ein paar Dinge im Umland und zeigte uns, wo wir uns Feuerholz fürs Lagerfeuer nehmen können. Dann schloss das Freibad und wir waren wieder mal alleine. Wir hatten einen der schönsten Abende seit langen. Lagerfeuer, Gitarre, Marshmallows, Sternenhimmel, ein glücklicher Chico, der Freundschaft mit einem Stinktier schloss (wirklich!) und lange Gespräche.
In der Gruppe zu reisen macht super viel Spaß und das wollen wir auch nicht missen, aber an dem Abend wurde uns bewusst wie lange wir nicht mehr geredet hatten. Tiefgründige Gespräche über Zukunft, Träume und Hoffnungen sind weniger intensiv, wenn jemand anderes dabei ist. Ich genoss die Stunden in vollen Zügen und schöpfte einiges an neuer Energie aus diesem Abend.
Am nächsten morgen war es richtig kalt und wir skippten die geplante morgentliche Schwimmrunde und fuhren direkt zu den Guachimontones-Tempeln. Tja und da waren wir dann tatsächlich komplett alleine. Wir liefen über das Gelände, stiegen über Stock und Stein und staunten über die Aussicht und die akkurat aufeinandergestapelten Steine.
Da wir gut in der Zeit waren machten wir uns nach einem Speck mit Ei Frühstück noch auf den Weg nach Tequila. Wir waren so gut in der Zeit, dass wir direkt zur Casa Sauza Distillerie fuhren und einfach unser Glück versuchten dort noch eine Tour für den Tag zu buchen. Eine Stunde später saßen wir in deren Gefährt und waren auf dem Weg zu den Agavenfeldern. Wir waren mal wieder alleine und so konnte der Guide die Tour exklusiv auf englisch statt auf spanisch abhalten. Wir lernten wie die Agaven gepflanzt, gepflegt und geerntet werden und wer sein Getränk Tequila nennen darf und wer nicht. Wir pflanzten sogar noch unsere eigenen Agaven und konnten bei der Ernte einer ausgewachsenen Agave zuschauen. Definitiv interessanter als ich das erwartet hatte, ich hatte aber auch vorher keinen Plan wie das überhaupt funktioniert.
Zurück in der Casa Sauza hatten wir dann noch ein Tequila Tasting. Da die günstige Marke gerade nicht verfügbar war, kamen wir in den Genuss die teurere Marke zu probieren. Sagen wir mal so, Speck mit Ei Frühstück war etwas wenig für so einen Tag. Die Dame, die mit uns das Tasting machte (erst schwenken, dann riechen, dann kleiner Schluck, dann großer Schluck), war in unserem Alter und schenkte reichlich aus. Wir waren sehr schnell, sehr lustig. Aiaiai. Wir dachten das wars dann, aber nein, wir zogen vom Tasting-Raum in die Bar um und lernten noch einen Cocktail mit Tequila zu mixen. Danach lagen wir echt unterm Tisch.
Dooferweise mussten wir jetzt noch Bruno vom Parkplatz der Casa Sauza holen. Wir fuhren ihn genau 500 m weit auf die nächste Straße und entschieden, dass wir dann wohl für die Nacht dort schlafen würden. In dem Zustand weiter fahren wäre eine schlechte Idee. Auf direktem Weg machten wir uns dann zum nächsten Straßenrestaurant. Nach einer Grillplatte und Quesadillas ging es dann langsam wieder. Einigermaßen nüchtern liefen wir dann noch durch die Stadt und fanden auch noch eine Crepés-Bude, die uns den letzten Alkohol aus dem Blut trieb.
Tequila ist eine hübsche, reiche Stadt und hat uns gut gefallen. Hier scheint der Tourismus noch einigermaßen zu laufen, trotz Corona.
Unsere Nacht auf der Straße hinter einer der großen Tequila-Destillerien war laut und unruhig. Wie schon so oft, tauchte mitten in der Nacht ein Auto auf, parkte hinter uns, drehte die Lautsprecher auf und die Insassen feierten eine spontane Straßenparty. Vollkommen normal für Mexico, sehr anstrengend für Camper. Im Grunde ist das ganze solange nicht beunruhigend bis der Fahrzeugbesitzer anfängt mit einer Machete rumzufuchteln und wie blöd auf einen der am Straßenrand gepflanzten Bäume einhackt. Wir halten uns beim Straßencamping immer bedeckt und zeigen nicht, dass wir uns im Auto befinden. Wie auch in dieser Nacht wird Bruno dann meistens nicht wahrgenommen oder nur als Dranpinkelobjekt missbraucht. So auch in dieser Nacht. Der einsetzende Regen löste die Party auf und wir fanden noch etwas Schlaf.
Es ging weiter nach El Arenal wo wir noch eine Führung in der Cascahuin Tequilafabrik durch die Destillerie machen wollten. Das hatten wir in Tequila noch nicht gesehen. An der Destillerie angekommen war es durchaus schwer jemanden zu finden, der uns weiterhelfen konnte. Wir wurden dann mal wieder wegen Bruno angequatscht und der Typ brachte uns zur richtigen Person. Ein ausgewanderter Japaner war Markenbotschafter für Cascahuin und zeigte uns alles. Wir hatten die Destillerie ausgewählt, weil es eine kleine Poduktion ist und noch viel traditionelle Handarbeit dahinter steckt. Wir sahen die Schmoröfen, die Steinmahlräder und die Becken. Auf verschiedenste Weisen wird so viel Saft wie möglich au den Agaven gequetscht. Die Tour war gut und wir waren begeistert. Von hier wollten wir Tequila mitnehmen und auch zwei Flaschen als Weihnachtsgeschenke nach Hause schicken.
Nun wars an der Zeit für Natur. Die Nacht in Tequila war weder für uns noch für Chico besonders toll. Also gings in den Parque La Primavera. Der Park ist ein riesiger Wald und wir freuten uns aufs Campen dort. Chico schmuggelten wir rein, da Tiere nicht erlaubt waren und wir suchten uns einen Platz so abgelegen wie möglich. Gute Wahl, denn unser Kater lief die nächsten zwei Stunden lauthals miauend durch den Wald. Das macht der doch extra. Seit der Nacht in Tequila hatte es nicht mehr aufgehört zu regnen und wir machten uns dann einen gemütlichen Abend im Camper.
Dann gings nach Guadalajara. Mexicos zweitgrößte Stadt und Verkehrschaos pur. Wir wollten in den Ortsteil Tlaquepaque, der als sicher gilt, und wo man gut Shoppen kann. Den Tag verbrachten wir mit Christmas-Shopping, denn wir wollten ein großes Überraschungspaket nach Hause schicken. Es kostete uns den gesamten Tag, aber am Ende hatten wir für unsere Mamas, Papas, den Bruder und die beste Freundin was zusammen. Wir waren happy und verbrachten den Abend mit Briefe schreiben. Die Stelle, die wir zum Übernachten gewählt hatten, entpuppte sich als wenig charmant. Unsere Nacht endete, als eine Truppe Betrunkener in unserer Straße die Polizei anpöbelte und diese jemanden festnahm, der sich wehrte. Puh, Städte sind echt zum abgewöhnen. Wir fuhren früh in die Stadt, weil ich noch auf der Suche nach einem neuen Tagebuch war. Leider erfolglos. Bevor wir wieder raus fuhren besuchten wir noch das Rodeo und schauten eine halbe Stunde dem Nachwuchs bei einem Turnier zu. Interessant, aber wir waren zwiegespalten zu Tierwohl und -haltung.
Es ging dann zurück zum Lago Chapala, wo es den nächsten DHL Express und ein Immigrations-Büro gibt. In den nächsten drei Tagen versuchten wir dann unsere Aufenthaltsgenehmigung zu erneuern oder zu verlängern. Leider erfolglos. Die Stimmung war daraufhin schlecht, da uns nur noch bis zum 4. Januar blieb. Außerdem verschickten wir nach einer elend langen Prüfung des Paketinhalts durch den DHL Mitarbeiter unser Überraschungspaket. Dieses kam dann zwei Tage später zurück, unbegründet und unsere Versandkosten im dreistelligen Bereich waren futsch. Wir streiten bis heute mit DHL und unsere Weihnachtsgeschenke für unsere Familien sind weiterhin bei uns. Pakete nach oder aus Mexico zu verschicken bleibt weiterhin eine Mammutaufgabe und vermutlich gehört einfach ein großer Haufen Glück dazu, wenn es klappt. Wir sind einfach nur traurig, dass es zu Weihnachten nicht geklappt hat und ärgern uns nun mit dem Kundenservice dieses Saftladens rum.
Den Rest der Tage verbrachten wir dann in den Bergen im Umland, da wir uns in der Amerkaner-Hochburg nicht so richtig wohl fühlten. Chico ging es wieder schlechter und wir waren zwei Tage in einer Tierklinik, wo er geröntgt wurde und dadurch endlich klar war, was Sache ist. Als wir ihn in Todos Santos fanden war er in desolatem Zustand und als wir ihn dann mitnahmen hatte er einen großen Abszess am Brustkorb. Vermutlich hatte er sich zu diesem Zeitpunkt das Schlüsselbein zertrümmert und die Schulter angeknackst und auf den Röntgenaufnahmen sah man nun deutlich, dass auf der linken Seite von dem Schlüsselbein nur noch Stückchen vorhanden waren. Der Tierarzt riet uns davon ab die Knochenteile operativ zu entfernen, da der Bruch zu lange zurück liegt und es eventuell das ganze nur verschlimmbessert. Wir waren hin und her gerissen und der Arzt sagte, wir sollen in Ruhe darüber nachdenken. Am Ende entschieden wir uns dagegen Chico operieren zu lassen. Ich wünschte ich wüsste, ob das die richtige Entscheidung ist.
Insgesamt hatten wir am Lago Chapala also nur mit diversen Problemchen zu tun und der Ort gefiel uns vielleicht auch deswegen nicht. Clem, Emelie und Lu hatten sich angekündigt, nachdem sie gehört hatten, dass wir durch die Tierarzttermine, das Warten auf unser retourniertes Weihnachtspaket und die Amtsgänge für ein paar Tage dort festhingen. Wir freuten uns die drei wieder zu sehen. Sie waren einen Monat nach uns aufs Festland übergesetzt, nachdem auch sie der Fluch von Todos Santos und sein „You can never leave“ eingeholt hatte. Ihre Kühlbox hatte den Geist aufgegeben, sie hatten echt Ärger ihre Fahrzeugeinfuhr am Hafen zu regeln und einen Tag bevor sie die Fähre nehmen wollten war Emelie aus dem Camper gefallen und hatte sich beide Knöchel gleichzeitig verstaucht. So hatte sich auch ihre Abreise um weitere anderthalb Wochen verzögert und wir freuten uns die drei wieder zu sehen.
2 Gedanken zu „Tag 523-533 | Tapalpa, Comala Wasserfall, Lago Chapala, Teuchitlán, Tequila, El Arenal, Parque de Primavera, Guadalajara, wieder Lago Chapala, Jalisco, Mexico“
Das sind wieder umwerfende Bilder und du kannst das alles soooo gut beschreiben man meint man wäre dabei. Auf den tekila freuen sich eure lieben ganz sicher. Schade mit eurem Paket das hätte eure Familien bestimmt zu Tränen gerührt. Freue mich schon auf den nächsten Bericht. Bleibt weiter gesund und für chico alles Gute
Liebe Grüße Margret
Herzlichen Dank für den unterhaltsamen Bericht. Chico hat wirklich viel mitgemacht und Glück, dass er bei Euch sein darf.
Bez Weihnachts-Paket – schade, dass es nicht geklappt hat. Aber: nie Alkohol schicken (Tequila), das geht normalerweise nicht gut – falls es durchgehen würde, müsste der Empfänger hohe Importzölle zahlen.
NB Im Prinzip all die Sachen weglassen, die am Zoll bei normaler Einreise angeschaut werden (Alkohol, Zigaretten etc).
Liebe Grüsse Claudia