Tag 231-246 | San Francisco de la Sierra, Santa Rosalía, Punta Chivato, Mulegé, Punta Prieta, Bahia Conception, Loreto, Agua Verde, Baja California Sur, Mexico
Wasser und nen Supermarkt mit Obst, Gemüse und Kühltheke suchten wir in Punta Abreojos vergebens. Also blieb uns nix anderes übrig als nach San Ignacio zu fahren, was 60 km Umweg und zweimal Militärkontrolle bedeutete.
Auf die Militärkontrolle waren wir zum Glück vorbereitet. Sie suchten echt alles nach Drogen ab und rumpelten durch unsere Wohnkabine. Unangenehme Angelegenheit, vor allen Dingen, wenn man vorher schon weiß, dass alles was nicht niet- und nagelfest ist schnell in den Taschen der Militär landet. So fingerte der eine Beamte an der Kamera rum, während der andere reges Interesse für unsere Axt zeigte. Hanno behielt den Beamten in Brunos Wohnkabine im Auge und ich die zwei, die vor Bruno rumstanden und ihre Finger nicht aus den Taschen an der Türe lassen konnten. Stressig!
In San Ignacio fanden wir das vor, was man wohl Touri-Hochburg nennen konnte. Ein verschlafenes Nest, was von Amis überrannt wird. Wir kauften ein, tankten neues Trinkwasser und neuen Diesel und erkundigten uns über die Lage im Hochland. Leider nicht besonders vielversprechend. Regen und kalt. Die Straße ist nicht befestigt und geht am Canyon entlang. Laut den Leuten im Dorf nur mit Allrad machbar bei Regen. Wir wollten eigentlich eine mehrtägige Esel-/Wander-Tour zu Höhlenmalereien machen.
Also gabs noch flott ne Kleinigkeit zu essen bevor wir uns wieder auf den Weg machten. Wieder durch die Militärkontrolle, die nochmal unangenehmer war als die erste und ab Richtung Inland.
Langsam aber stetig kletterte Bruno die Serpentinen hoch. Die letzten 20 km ging es über rote Lehmpiste. Atemberaubende Landschaft schaute unter den Nebelschwaden hervor. Wir machen einen Stop, matschten durch den regennassen Boden zum Rand des Canyons und staunten über seine Ausmaße und die Aussicht.
Das letzte Stück der Straße war herausfordernd und sehr eng, aber wir packten es trotz einsetzendem Regen ohne Allrad bis nach San Francisco de la Sierra. Dort schliefen wir einen Tag auf dem Grundstück des Hostels. Mit uns war eine europäische Reisegruppe dort und die Irren (unter Zeitdruck) machten am nächsten Morgen um 5 Uhr bei Dauerregen die Ganztageswanderung von 40 km. Um Bruno peitschte die ganze Nacht der Regen und das Thermometer sackte unter die 5 Grad Marke. Wir entschieden uns am nächsten Morgen dann gegen eine mehrtägige Eseltour, die mindestens eine Nacht im Freien mit sich ziehen würde. Stattdessen liefen wir zu einer näheren Höhlenmalerei und dann noch auf einen Aussichtspunkt. Das Wetter versprach für die nächsten Tage keine große Besserung (vor allen Dingen temperaturtechnisch) und wir entschieden uns doch schon wieder Richtung Meer aufzubrechen.
Nachmittags kamen wir wieder an die Militärkontrolle in San Ignacio und wir konnten miterleben wie sie ein kanadisches Pärchen wegen Marijuana aus dem Verkehr zogen. Uncool! Wir wurden ebenfalls sehr ausführlich durchsucht. Inkl. im Kleiderschrank rumwühlen und ganze Schränke auspacken.
Etwas gestresst kamen wir dann kurz vor Dämmerung am Strand vor Santa Rosalía an der Sea of Cortez an. Leider ziemlich zugemüllt und es fiel uns schwer einen Spot zu finden an dem wir uns wohl fühlten. Nach einer heißen Dusche und einem leckeren Abendessen kamen wir aber dann doch zur Ruhe und schliefen erstaunlich gut.
In Santa Rosalía fanden wir am nächsten Morgen ein nettes Café zum Frühstücken. Dann schauten wir uns die Kirche an, die irgendwie und vielleicht auch ausversehen nach Mexico statt nach Afrika verschifft wurde. Und die Kirche kommt von einer Weltausstellung aus Paris und ganz vielleicht hat sogar der große Baumeister Eiffel sie entworfen und bauen lassen. Aber vielleicht auch nicht… Auf jeden Fall ist sie komplett aus Stahl und gar nicht mal so hässlich wie es gerade klingt.
Außerdem hatte Santa Rosalía eine Bäckerei von 1900 vorzuweisen und wir kauften uns durch Gebäck und Kuchen. Sehr, sehr lecker!
Nach einer Tour durch einen erstaunlich großen Supermarkt ging es dann für die nächsten Tage in die Pampa. Vorbei an Santa Bruno bis an einen einsamen Strand in der Nähe von Punta Chivato.
Wir machten es uns dort so richtig gemütlich und waren 2 Tage und Nächte komplett alleine. Der Strand war super interessant. Man konnte einen Haufen tote, aufgeblasene Pufferfische finden und direkt hinter dem Strand ging es steil hoch auf einen Berg. Leider wars am ersten Tag aber auch was windig. Eins von vier Paneelen unserer Solaranlage verabschiedete sich dann irgendwann in den Tagen und nahm seinen Dienst auch niemals wieder auf. Ärgerlich, aber mit 300 W und Sonnenschein kamen wir noch gut über die Runden.
Ab Tag drei hatten wir dann Gesellschaft in Form von Jaro, Niklas, ihrem Kumpel Jakob und einem am Straßenrand aufgelesenen Fahrradfahrer. Joa, die Herren brachten ordentlich Aufregung in unser beschauliches Camp. Viel viel Tequila und Bier, ein Skorpionstich, ein im Sand feststeckender Bulli, getrockneter Kaktus als Rauschmittel, Zack der amerikanische Fahrradfahrer der nicht eine Minute stillsitzen konnte und den ganzen Abend mit dem Radio um die Wette sang und und und. Manchmal sind wir dann doch die besseren Kindergärtner. Wir verarzteten Niklas nach seinem Skorpionstich mit Hilfe unseres Outdoor-Rescue-Buchs (es gab mal wieder kein Internet), Bruno und Hanno zogen den Bulli aus dem Sand und Abends gabs ne große Runde Fischtacos mit dem Fang des Tages für alle. Lustig, gemütlich und schön wars die Jungs wieder zu sehen.
Photo by Jaro Photo by Jaro
Gemeinsam machten wir uns dann zwei Tage später auf den Weg nach Mulegé, wo wir uns mit dem Rest trafen.
Die Jungs waren wieder den ganzen Tag im Meer. Wir Mädels genossen eher die Sonne. Abends gab es ein großes Lagerfeuer und definitiv viel zu viel Tequila. Der Abend endete spät in der Nacht mit Klamotten und Füßen voller Kakteenstacheln, einem Camp-Mittelpunkt der einer Mülldeponie ähnelte und der tollen Quote von: pro Auto hat einer ausprobiert wie man am besten aus dem Camper kotzt. Niklas, Jaro und Jakob sind mit ihren 21 Jahren definitiv noch zu trinkfest und katerresistent für uns. Als einzige Truppe haben die drei es geschafft am nächsten Tag weiter zu reisen. Der Rest von uns hing den ganzen Tag im Delirium. Puhhh.
Photo by Kathrin
Bei uns verabschiedete sich Paneel Nummer zwei von vier. Langsam aber sicher bekamen wir das Gefühl, dass die ein Verfallsdatum eingebaut hatten.
Am nächsten Tag gings dann aber auch für uns weiter in die groß angekündigte Bahia Conception. Wir waren enttäuscht. Die komplette Küste war voller Amis und Kanadier. Sogenannte „Snowbirds“, die den Winter in Mexico verbringen, weils ihnen zu kalt ist zu Hause. Und alle tollen Strände wurden von Einheimischen „gepflegt“ und die wollten Kohle fürs übernachten. Fühlte sich nicht richtig an mit dem Wissen, dass alle Strände in Mexico öffentliches Land sind und die Leute nichtmal den Strand sauber halten. Umgekippte Dixie-Klos und Müll fanden wir an einem der Highlight-Campspots. Dafür wollten wir kein Geld bezahlen.
Ja, das Wasser war fantastisch blau und ja, die kleinen Inseln und Berge sind malerisch, aber wow, das waren uns definitiv zu viele Menschen und zu viel Müll.
Wir fanden dann nen Stellplatz zwischen Kakteen an dem wir uns einigermaßen wohl fühlten. Am nächsten Tag kamen Delfine super nah, Walhaie sahen wir aber leider nicht. Dazu kam ein starker Wind, der uns die meiste Zeit nach innen vertrieb.
Nach zwei Nächten gings morgens früh weiter und Vorräte auffüllen in der Nächsten Stadt Loreto. Wir schauten uns die Stadt dann noch zu Fuß an und fanden die Altstadt echt niedlich. Leider reihten sich dort aber auch schon Souvenierläden, Real-Estate Firmen und Touranbieter aneinander. Die Preise dort sind krass hoch. Ein Tauchgang sollte 120 $ kosten. Lieber nicht!
Da wir gut in der Zeit lagen machten wir uns noch auf den Weg nach Agua Verde. Kleiner Geheimtipp der nicht mehr geheim ist, aber dadurch dass die Strecke bis dort sehr lang und beschwerlich ist waren wir doch tatsächlich fast alleine. Die Piste war abenteuerlich und wir brauchten tatsächlich Allrad und Untersetzung. Damit wurde perfekt ausgesiebt und wir blieben quasi alleine übrig und kamen an ein Strandstück, welches von zwei Seiten mit Meer umgeben war. Auf dem Strand wohnt ein 81 jähriger Fischer Namens José mit seinem Hund Lola. Netter Mann, der vor 26 Jahren hergezogen ist um vom Alkohol weg zu kommen. Das Dorf Agua Verde befindet sich an der anderen Seite der Bucht.
Die ersten zwei Nächste hatten wir noch Gesellschaft von einem amerikanischen Pärchen, dann waren wir alleine. Das Wasser war so warm, dass wir ohne Neopren schnorcheln konnten. Mega! Hanno war ständig im Wasser.
Im Umland konnte man auf die Berge steigen und den Ausblick über die Bucht genießen. Tagsüber kamen die Segler von ihren Booten und schauten sich das komische blaue Auto an. Wir lernten nette Leute kennen und kriegten einiges vom Segelalltag mit. So ein Boot ist auch kein schlechtes Reisegefährt! Nur der Auslauf auf so einem Boot ist noch geringer als im Camper. Wir können unser Wohnzimmer immerhin nach draußen erweitern. Abends waren wir komplett alleine und machten wunderschöne Candelight-Dinner unter sternenklarem Himmel.
Zu Karneval wollten wir dann in der Karnevalshochburg La Paz sein und wir brauchten dringend neue Solarpaneele nachdem auch noch Panel Nummer drei abgeraucht war. So konnten wir den Kühlschrank echt nicht mehr lang mit Strom versorgen. Wir nahmen schweren Herzens Abschied von unserem absoluten Lieblingsplatz auf der Baja. Kurzerhand drehten wir auf halber Strecke wieder um und fuhren für zwei weitere Nächte zurück zum Strand.
Hanno schnorchelte fast den kompletten Tag im Meer. Abends gab es Fisch mit Risotto am Lagerfeuer.
Am Dienstag ankerte morgens ein dickes Kreuzfahrtschiff in der Bucht und auf dem Strand tauchten fliegende Verkäufer und Eseltreiber mit ihren Eseltouren auf. Wir hatten eh entschieden früh zu fahren um die Veilchendienstags-Parade in La Paz noch zu sehen und waren ganz froh, dass wir den Touristenmassen so entgingen, bevor sie vom Boot an Land kamen.