Tag 198-209 | Tecate, Rancho la Bellota, Ensenada, Ejido Erendira, Sierra San Pedro Mártir Nationalpark, San Quintin, Baja California Norte, Mexico
Die Grenze in Tecate ging geschmeidiger als erwartet. Wir parkten Bruno vor der Grenze und regelten die Formalitäten zu Fuß. Etwas umständlich war, dass wir erst das Visum im Gebäude bekamen, dann wieder raus mussten bezahlen, dann wieder rein mussten für den Stempel, dann wieder raus mussten um Bruno einzuführen, dann nach Mexico mussten um eine Kopie unserer Einreisedokumente in einer Apotheke zu machen und wieder zur Grenze mussten um Brunos Einfuhr zu bezahlen. Dann konnten wir auch nicht einfach wieder durchs Tor zu Bruno der in Sichtweite war, sondern mussten über den Grenzposten in den USA eine Straße weiter wieder in die USA einreisen. Kompliziert, kompliziert. Nach 1,5 Stunden hatte Bruno seinen Aufkleber in der Windschutzscheibe und wir unsere Stempel in den Pässen. Also rein ins Land!
Da die Einfuhr von Lebensmitteln und Co. eigentlich nicht gestattet ist (hat aber keiner kontrolliert) waren unsere Vorräte ziemlich leer gefuttert. Also gings erst mal einkaufen und wir freuten uns, dass vor allen Dingen Obst und Gemüse deutlich günstiger wurde.
Dann gings weiter zur Rancho La Bellota, 50 km von der Grenze mitten im Guadalupe Vino Valley. Die letzten 17 km „Feldweg“ zur Ranch waren schon ganz schön abenteuerlich. Zum Glück wars trocken und wir packten den Weg ohne Allradantrieb. Hoch lebe unsere Bodenfreiheit!
Der Hausherr der Ranch kam Abends und wir verstanden uns auf Anhieb super. So versackten wir mit Bier und Chips bis Nachts mit Raul an der Bar.
Raul ist ein klasse Typ, offen, freundlich und irgendwie einfach ein glücklicher Mensch. Er selbst ist Weltreisender und hat ein ziemlich cooles Offroadmobil selbstgebaut. Man kann kostenlos bei ihm stehen, darf dort duschen, hat eine Toilette und kann das Umfeld der Ranch genießen. Total klasse. Raul hat sich zur Aufgabe gemacht den Overlandern einen guten Einstieg in Mexico zu bescheren. Er ist es leid, dass so schlecht über sein Land geredet wird und ehrlich gesagt waren wir das auch. Gefühlt jeder hat uns vor Mexico gewarnt. Und es waren vor allen Dingen die Leute, die selbst noch nicht in Mexico waren. Das ging uns ganz schön auf den Keks!
– Mexico hat ein Kartellproblem, aber mal ehrlich, ist doch klar, dass wir nicht auf dem Drogenumschlagplatz oder bei den Mafiabossen im Vorgarten campen. Wir haben Augen und Ohren und die Nutzen wir nicht erst seit Mexico um abzuchecken ob wir uns sicher fühlen oder nicht. Die Drogenbosse haben gar kein Interesse an uns Touris, die sind doch alle einfach froh, wenn man sich aus ihrem Business raushält.
– Mexico ist nicht arm! Klar ist das Sozialsystem nicht so ausgeprägt wie bei uns und ohne Arbeit ist man definitiv aufgeschmissen, aber hey, Mexico ist 12. stärkste Wirtschaftsmacht. Die cruisen hier mit ihren dicken Pickups an uns vorbei.
Es gibt arme Viertel, aber genau wie in den USA meiden wir diese und haben gar kein Interesse daran dort unsere Zelte aufzuschlagen.
– Genau wie in Kanada und den USA campen wir auch in Mexico am liebsten wild. Die Campingplätze hier sind teuer und voller amerikanischer Touristen in ihren riesigen Wohnmobilen. Wir haben keinen Bock auf den Lärm der Amis und keinen Bock auf den Lärm ihrer Generatoren, die Tag und Nacht laufen, damit die Herrschaften Fernseh gucken können und ihre Klimaanlagen ballern lassen können.
– In Mexico gibt es korrupte Polizei, aber eben soviel Militär, welches genau diese Polizei überwacht. Bisher haben wir nur freundliche Beamte getroffen und selbst wenn der Tag kommt an dem wir angehalten werden und Schmiergeld zahlen müssen geht es da meistens nur um ein paar Euro. Das einem einer eine Knarre vorhält ist auch hier sehr unwahrscheinlich wenn man sich an bestimmte Regeln hält (nicht Nachts fahren, bestimmte Viertel meiden…).
So jetzt aber zurück zu unseren Tagen bei Raul. Ursprünglich hatten wir vor nur eine Nacht zu bleiben. Es wurden dann aber doch 4. Hanno hatte sich ne ziemliche Erkältung eingefangen und wir genossen die Ruhe. Raul nahm uns mit in die Stadt nach Ensenada zu seiner Lieblings-Taco-Bude, fuhr Hanno zu einer Apotheke, besorgte uns 20 Liter Spiritus für unseren Kocher (den wir in Kalifornien nicht bekamen, da er dort verboten war) und zeigte uns sein neues Offroadcamper-Projekt.
Abends kochten wir mit ihm originale Quesatacos. Morgens frühstückten wir zusammen und erzählten uns gegenseitig von unseren Heimatländern. 2 Din A4 Seiten an Infos kamen im Laufe der Tage über die Baja California zusammen.
Die Tage verbrachten wir draußen. Bei den Pferden, den Schafen, den Hunden und vor allen Dingen den Hundewelpen. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie sehr wir Pinky und Brain vermissen.
Wir wanderten ein bisschen durch Rauls riesiges Grundstück und entspannten. Die Ranch war ein absolutes Paradies. Es gab Frischwasser von einer Quelle, keinen Strom und stattdessen z.B. Öllampen, kein Handynetz und keinen Lärm. Man kam echt gut runter.
Dann gings weiter nach Ensenada. Morgens erst mal zum Zahnarzt, für mich zur Kontrolle und dann für uns beide zur Zahnreinigung. Jetzt fühlen wir uns wieder wohler.
Dann bummelten wir noch ne Runde durch die Stadt und zur Wäscherei und zum Supermarkt.
Abends landeten wir am Hafen und trafen Saul, nen Ami der ziemlich in seiner eigenen Welt lebte, morgens erst mal ne Runde trommelte und etwas besorgt war, da er einen Joint in seinem Camper verloren hatte und am nächsten Tag über die Grenze wollte. Mit ihm verbrachten wir den Abend und den nächsten Morgen.
Die Security am Hafen hatte ziemlich direkt nach unsere Ankunft ein Auge auf uns geworfen und war durchaus besorgt, dass komische Menschen uns stören oder am Camper rumschleichen. Wir fühlten uns sicher und bleiben über Nacht, auch wenn die Security die Verantwortung für uns gerne abgegeben hätte.
Am nächsten Morgen machten wir kurz Halt am La Bufadora, einem Blowhole in einer Klippe. Totale Tourifalle und richtig grausam. Die Kreuzfahrttouristen werden hier in Hunderten hingekarrt und die Souvenirs, Getränke und Speisen sind qualitativ minderwertig und maßlos überteuert. Wir fanden es richtig grausam und sind schnell weiter.
Abends kamen wir in Ejido Erendira an und schliefen die erste Nacht am Hostel, da es schon dunkel wurde. Wir hatten uns vorher etwas verfahren und wären fast in der Pampa im tiefen Sand stecken geblieben. Aber mittlerweile kennen wir Bruno ganz gut und wissen wo unsere Grenzen sind und mit Allrad und Fahrskills kamen wir wieder gut auf die Hauptstraße.
Die zweite Nacht schliefen wir wild am Meer. Die Brandung tobte und unser Instinkt bescherte uns eher eine unruhige Nacht mit leichtem Schlaf. Abends sammelten wir Miesmuscheln am Strand und schmausten vorzüglich. Irgendwie schon cool, was die Natur hier so zu bieten hat. Das mit dem Angeln hatte mal wieder nicht geklappt.
In Ejido Erendira beschlossen wir auch an jedem Wildcamping Spot eine Tüte Müll zu sammeln. Leider ist es wie so oft, die Leute kippen ihren Haushaltsmüll an die schönsten Orte. Und die Windeln, Babynahrung und Elektronik die wir fanden ließ uns schnell begreifen, dass es Leute in unserem Alter sind, die die Natur so verschmutzen. Wir wollen uns damit nun mehr beschäftigen und vor allen Dingen herausfinden, wie das in den Ländern in denen wir reisen mit der Müllentsorgung so funktioniert. Die Befürchtung ist da, dass wir den Müll sammeln, im Dorf abgeben oder wegschmeißen und er dann später wieder am Strand landet…
Vom Strand aus ging es dann am nächsten Tag in die Berge und (jetzt nicht lachen) in den Schnee! Wir knackten auf dem Weg die 30.000 km Marke mit Bruno. Wahnsinn, oder?
Auf 2600 m Höhe im Sierra San Pedro Mártir Nationalpark waren wir die einzigen Gäste und vor allen Dingen auch die einzigen Camper. Der Ranger war nett und freute sich über Hannos Spanischversuche. Schnell war klar, dass es hier anders als in Kanada und den USA keine Nationalparkkarte gab und die Wanderwege ebenfalls nicht ausgeschildert sind und keiner so genau weiß wie lang sie sind und wie lange man braucht. Es fühlte sich wild an und spätestens, als die Kojoten Hanno im Plumsklo im Wald umzingelten wars das auch.
Wir verbrachten drei Tage im Park und wanderten viel. Wir bestiegen mal wieder einen Berg, und konnten auf den 300 Meter höheren Mount Picacho schauen und beide Küsten der Baja sehen. Abends machten wir Feuer im Schnee, fotografierten mal wieder den unglaublichen Sternenhimmel und jaulten mit den Kojoten.
Dann hatten wir aber echt und mal wieder genug vom kalten Weiß und es ging zurück an die Küste nach San Quintin. Hier hats uns nicht so gut gefallen, denn wir landeten auf genau so einem Ami-Campingplatz auf den wir nicht wollten. Irgendwie kam da der Blues und bleib leider auch nen Tag lang.
Das nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen ist, ist klar, aber auf 4 qm ist das manchmal ganz schön anstrengend. Nach einer weiteren Nacht in San Quintin berappelten wir uns wieder und fuhren weiter zum nächsten traumhaften Wildcamping Spot.