Tag 120-128 | Craters of the Moon, Idaho / 12 Mile Hotspring, Nevada / Bonville Saltflats, Salt Lake City, Price, Utah, USA
Vom Schnee hatten wir nun endgültig genug und am Tag nach unserer Ausbuddelaktion traten wir den Rückzug an. Schade für den Grand Teton Nationalpark, aber besser für Bruno und unsere Nerven.
Es zog uns nach Westen. Schnell veränderte sich die Landschaft und es wurde wärmer. Nachts blieb das Thermometer kurz vor 0 Grad hängen. Wir machten einen Übernachtungsstop an irgendeinem Wanderweg und wurden am nächsten Tag von einer Schulklasse auf Wanderausflug geweckt. Weiter ging es in die Lava Wüste zum Craters of the Moon National Monument. Wir erwarteten gar nicht mal so viel, fanden es dann aber doch sehr schön.
Im Visitor Center kaufte sich Hanno ein Buch zu essbaren und giftigen Beeren und Früchten. Zum Glück ist hier schon fast alles im Winterschlaf und ich bin bisher um eine Malzeit aus Kaktus, Wacholder und Wildhimbeere herumgekommen.
Im Craters of the Moon verbrachten wir dann den Tag damit die Lavaformationen anzuschauen, riesige schwarze Dünen hochzuklettern und wieder herunter zu laufen und den Ausblick über die Ebene zu genießen.
Für schlappe 4$ schliefen wir das erste mal auf einem bezahlten Campground im Craters of the Moon. Hier in den USA darf man fast überall auf Staatsgebiet wild stehen, wenn man seine Hinterlassenschaften alle wieder mitnimmt. Die günstigen Campgrounds haben oft nicht mal eine Toilette und man steht viel dichter aneinander, daher nutzen wir diese so gut wie nie.
Auf dem Campingplatz wurden wir dann prompt über Nacht Opfer eines gemeingefährlichen Einbruchs! Hannos liebstes Brillenputztuch fiel diesem zum Opfer und das letzte Snickers. Eine Maus oder ein Pika hatte sich Zugang zur Fahrerkabine verschafft und es sich in der Mittelkonsole gemütlich gemacht. Gut, dass wir den Durchgang zur Wohnkabine immer schließen.
Am nächsten Tag ging es dann noch auf Höhlenexkursion. Einen halben Tag kletterten und krochen wir durch sehr beeindruckende Hohlräume und staunten über die Lavamassen.
Dann gings weiter nach Nevada. In Jackpot schliefen wir an einem Stausee und feierten 4-Monate-auf-Tour. Wahnsinn wie die Zeit fliegt.
Dann ging es auf die bisher krasseste Offroadstrecke unserer Tour zur 12 Mile Hotspring. Hoch lebe die Bodenfreiheit von Bruno. Krönung der Strecke war eine ziemlich lange Flussdurchfahrt. Allrad rein und bloß nicht vom Gas. Juhu, ich habs gepackt!
An der Hotspring war ordentlich was los. Wir trafen Jimmy Hotspring, einen Typ aus Nevada, der mit seinem Kumpel seinen Urlaub damit verbringt von einer Hotspring zur nächsten zu reisen. Mit hochrotem Kopf trieb er auf seiner Luftmatratze für Stunden durchs Wasser. Dann trafen wir noch zwei Typen aus Wells (dem nächsten Dörfchen), die nach Feierabend kamen und perfekt ins Bild der Besucher des Burning Man Festivals passten und es kam noch ein Surfer-Dude mit seiner blonden Freundin, der aber zu cool war um sich der witzigen, lauten, kiffenden Poolgemeinschaft anzuschließen.
Das war ein echt entspannter Nachmittag und man bekam tiefen Einblick in das Leben der Leute. Ganz kurz ging es auch um Politik, aber über Trump wollte keiner reden.
Als es dunkel wurde, wurde es langsam ruhiger an der Hotspring. Jimmy Hotspring ließ uns noch seinen Kühlboxinhalt da, denn er flog in der Nacht noch von Las Vegas irgendwo hin. Der machte was im Musik-Business. Hanno und ich genossen dann die ruhige Nacht, lagen mittlerweile vollkommen aufgeweicht im Wasser und schauten auf einen gigantischen Sternenhimmel. Wahnsinn!
Wir entschlossen Bruno einfach stehen zu lassen und gingen erstaunlich früh schlafen. So ne Hotspring macht echt fertig.
Am nächsten Morgen nutzten wir die Gunst der Stunde um nochmal ordentlich zu duschen bzw. baden. Und wie das so ist, wenn man gerade nackig in der Hotspring steht kommt genau dann der Familienvater mit seinen zwei Kids.
Flott wieder in die Schwimmklamotten und so tun als wäre nix gewesen. Suuuuper.
Die nächsten zwei Stunden alberten wir dann mit den Kindern in der Hotspring rum und der Vater lud uns zum Abendessen ein. Da in dem kleinen Ort am Abend ein Rodeo stattfinden sollte, hörte sich das ganze echt gut an.
Leider war das mit dem Rodeo ein Fehlalarm und wir blieben auf unserem geplanten Weg Richtung Salt Lake City und konnten die Einladung nicht annehmen.
Abend schafften wir es bis zu den Bonville Saltflats und trafen mal wieder auf David und Katja. Es stürmte ordentlich auf der glatten Fläche und wir verzogen uns schnell nach drinnen. Über Nacht fror es dann auch wieder ordentlich. Wir blieben zwei Tage auf der Ebene stehen, da Hanno noch ein bisschen arbeiten wollte.
Mit kurzem Abstecher zur Teststrecke für Geschwindigkeitsrekorde auf den Salt Flats ging es dann weiter bis nach Salt Lake City.
Meine erste Amerikanische Großstadt. Puhhhh. Naja. Hm…. Können wir zurück aufs Land?
Salt Lake City war laut, es war viel Verkehr und die Abfahrten waren verwirrend, die Straßen 6spurig, das Navi hatte keinen Plan und Hanno und ich zickten uns an. Herrlich!
Wir fuhren zu einer Werkstatt für eine Spureinstellung. Brunos Reifenabnutzung war einfach zu komisch. Wir wollten den Sand, den der Vorbesitzer zum Auswuchten in die Reifen gefüllt hat (funktioniert sowas überhaupt???) loswerden und die Spur einstellen lassen.
Als Hanno den Motor abstellt werden meine Füße mit Kühlflüssigkeit übergossen. Suuuper, unsere Heizung hat ein Leck! Irgendwas ist an dem Einstellregler undicht. Unsere eh schon gute Stimmung so…
Am nächsten Tag bekamen wir einen Termin zur Spureinstellung. Also fuhren wir mit Heizung volle Lotte heiß und voll aufgedreht, denn dann leckt es nicht, zum Stellplatz auf nen Berg vor Salt Lake City. Es zog wie Hechtsuppe und Bruno schwankte und knackte im Wind. (Die Heizung läuft übrigens auch jetzt noch, knapp zwei Wochen später, auf volle Pulle, denn Ersatzteile gibt es nicht.)
Uns weckte ein Schneesturm, nicht schon wieder! und wir entdeckten Davids und Katjas Camper. Gegen den stand Bruno wie ein Fels in der Brandung. Alter Falter schwankte deren Kabine.
Mit kurzem Stop zum Schmutzwasserentsorgen und an einem Campingzubehör-Stop, ging es zum Achsvermessen.
Die Mechaniker mühten sich ordentlich ab und kriegten bis auf die Spur nix eingestellt. Als wir dann noch die Reifen rotieren, auswuchten und den Sand entfernen lassen wollten, wurden wir rauskomplimentiert. Vermutlich war das Spureinstellen zu viel Arbeit, die Sprengringfelgen zu gruselig und die 30 Jahre alten Reifen (ups!) zu abschreckend. Wir fuhren dann weniger zufrieden als erhofft weiter Richtung Utah. Von Salt Lake City, dem Verkehr, dem Lärm, dem Schnee hatte besonders ich genug.
Beim Einkaufen in Salt Lake City bekam ich ne Vollkrise. Ich hatte meinen blauen Pinguin-Jutebeutel (hallo an jutes-tun!) vergessen und bekam 14(!!!!!!) Plastikbeutel. Die packen so 1-3 Sachen in jeden Beutel. Arrrrrrrg. Ich war sauer und beschämt zugleich.
Außerdem gabs im Supermarkt ein ganzes Regal für Prepper mit Pulver-Burgern und so nem Quatsch. Hanno suchte dann noch eine besonders kreative Tomatensoße aus dem Regal und ja, da ist auch in den Ingredients nach Tomatenpüree, Tomaten in Saft, Sahne und Zwiebeln VODKA aufgeführt. Die sind doch alle besoffen!
Wir landeten abends irgendwo bei Price wieder auf öffentlichem Land. Wieder eine Wüste. Nach Lavawüste und Salzwüste aber jetzt eine richtige mit kleinen Büschen und rotem Sand.
Leider war das Land ziemlich zugemüllt und wir fanden eine Matratze, viele Glasscherben und Haushaltsmüll. So schade!
Vermutlich haben wir uns dort auch einen Nagel in den neusten Reifen (immerhin von 2001!) gefahren, den fanden wir aber erst später im Arches Nationalpark.
Am nächsten Morgen holten wir dann noch aus einem Hinterrad den Sand raus. Das dauerte aber dann doch länger als erhofft und wir vertagten die restlichen Reifen bis Moab.